Cormòns – mitten in den Weinbergen des Collio

Wenn ich mir bei meinen Reisen für die Heimfahrt mehr Zeit nehme, dann liegt oft Cormòns an meiner Route. Ich liebe es durch diese Gegend mit meinem offenen Cabrio zu cruisen. Manchmal tatsächlich auf abenteuerlichen Straßen, die eher für einen Offroader geeignet wären als für meinen kleinen Flitzer. Aber die Aussicht entschädigt für alles!

In den Weinbergen rund um Cormòns herrscht das Mikroklima, das die Weißweine hier so besonders macht. Die unterschiedlichen Winde in Friaul und die Bodenverhältnisse sind geradezu ideal für Weinbau. Ganz besonders erwähnenswert ist hier der typische Friulano – einer meiner ganz besonderen Lieblinge.

Wasser und Wein geht immer, das lernen wir schon in der Kirche 🙂

Ich kann euch versichern: Egal in welchem Lokal in Friaul ihr gerade seid, wenn ihr ein Glas Biancho della Casa oder Friulano bestellt, so macht ihr nie etwas falsch. Der typische Hauswein ist immer von guter Trinkqualität, denn die Wirte wären ziemlich blöd, wenn sie sich die einheimischen Stammgäste mit billigen Fusel vergrämen würden. Günstig sind diese Hausweine dennoch, ist es doch üblich zu unterschiedlichen Zeiten schnell auf ein Gläschen und einen kleinen Schwatz zu gehen.

Maximilian I. – Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

Die kleine Stadt war ursprünglich ein römischer Militärstützpunkt am Fuße des Monte Quarin. Später stand sie unter dem Schutz der Patriarchen von Aquileia, bevor sie kurz vor 1500 Kaiser Maximilian I. von Habsburg übergeben wurde. Ca. 400 Jahre lang gehörte der Ort zu Österreich. Erst seit Ende des 1. Weltkriegs gehört Cormòns wieder zu Italien.

Maximilian erließ der von Kriegen geplagten Bevölkerung 7 Jahre lang die Steuern, damit sich die Gegend wirtschaftlich erholen konnte. Dieser Tatsache wird auch heute noch mit einer nicht zu übersehenden Bronzestatue auf der Piazza Libertà gedacht.

Das historische Zentrum

Obwohl Cormòns nur knapp über 7.500 Einwohner hat, gibt es im Ortszentrum 3 Kirchen, die alle durchaus sehenswert und sehr unterschiedlich sind.
• der Duomo Sant’Adalberto,
• Chiesa Santa Caterina da Siena (mit Maximilian Statue davor),
• Chiesa San Giovanni, auch Santa Lucia genannt.

Vor allem an der Bauweise der Kirchen erkennt man ganz klar Habsburger Spuren, denn diese Bauten würde man eher in Österreich vermuten als in Italien. Ebenfalls sehr zentral befindet sich die Cjase da Plef Antighe (das Pfarrhaus) mit Ausstellungen bedeutender lokaler Sakralkunst.

Palazzo Locatelli, Sitz des Rathauses und Stadtmuseums

Einem Bildhauer aus der Gegend, Alfonso Canciani, hat man in Cormòns ein Denkmal gesetzt. Er war eine Zeit lang auch Mitglied der Wiener Sezession. Ihm zu Ehren gibt es im Stadtmuseum im Rathaus (der Eingang ist beim Portal mit den Fahnen) eine Ausstellung sowie die Statua del Lanciasassi direkt am Platz davor. Die von ihm geschaffenen Büsten der Generäle Caneva und Baldissera in der Loggia des Lionello in Udine hat bestimmt mancher schon gesehen. Im Palazzo selbst sind schöne Fresken zu bewundern und ein sehr schöner italienischer Garten im Innenhof (aber davon ein andermal mehr).

Piazza XXIV Maggio

Genau am Platz vor dem Municipio gibt es die Möglichkeit, in einem der 3 Lokale eine Pause einzulegen. Man kann also bei jedem Sonnenstand wählen, ob man Wärme oder Schatten braucht. Auf diesem großen Platz flanieren regelmäßig die Einheimischen und tauschen sich bei einem „Tajut“, einem zwanglosen Glas Weißwein, aus.

Wer noch mehr Palazzi in Cormòns bewundern möchte, geht am besten in den angrenzenden Gassen spazieren.

  • Palazzo Taccò-Aita,
  • Casa Neuhaus (mit einem Turm aus dem 14. Jahrhundert) und
  • Palazzo Devetag sind nur einige davon.

Leider sind die meisten der schönen Gebäude in Privatbesitz und können daher nur von außen besichtigt werden.

Gastronomisches

Möglichkeiten für Speis & Trank gibt es genug und wer Wein für daheim kaufen möchte wird ebenfalls bei unzähligen Adressen fündig. International bekannte Winzer, aber auch kleine Familienbetriebe wechseln sich ab.

Ich will euch aber noch meine Top 3 Gastwirtschaften verraten 🙂

Wenn ich „nur“ einen Kaffee, ein Eis oder Kuchen möchte, dann ist das Caffè Massimiliano meine 1. Wahl. Es gibt unglaublich viele Eiskreationen und ihr könnt wählen, ob ihr

  • am Platz davor sitzen wollt, um alles mitzubekommen,
  • im kleinen Innenhof, um eure Ruhe zu haben oder
  • im Lokal drinnen, weil es schon kühl oder eben viel zu heiß ist.

Bei Hunger entscheide ich mich entweder für die Osteria Caramella gleich bei der Maximilian Statue (gut, schnell, günstig)

oder ich fahre etwas außerhalb ins La Subida, wenn ich mehr Zeit habe und etwas nicht Alltägliches haben möchte.

Ach ja: Nur für den Fall, dass ihr eine Übernachtungsmöglichkeit braucht, weil der Weg zu weit ist, ihr (völlig unerwartet) zu viel vom guten Wein getrunken habt oder einfach, weil es so schön hier ist, da hätte ich auch einen Tipp: Villa Della Stua

Ich selbst habe hier zwar noch nie übernachtet, da ich zu nahe wohne, aber dieses B&B sieht so reizend aus und der Garten ist absolut gepflegt – ich bin mir sicher, das wäre genau meins und vielleicht bleibe ich trotz der Nähe eines Tages hier…

Landschaftliche Schönheiten

Für alle, die nicht so an Besichtigungen interessiert sind und es lieber sportlicher angehen und joggen oder wandern möchten, ist am Rande des Gemeindegebietes (Richtung Osten) der Parco Naturale del Bosco di Plessiva. Vom Gipfel des Berges Quarin hat man einen bezaubernden Rundblick bis nach Slowenien.

Wer sich nun fragt, was es im Collio zu sehen gibt, wird von der Antwort überrascht sein: Das Gebiet ist ein Gesamtkunstwerk, ein Zusammenspiel von sanften Hügeln und malerischen Dörfern, die wie Farbkleckse dazwischen liegen. Genau wie man im Zentrum von Cormòns am besten ohne Plan durch die Gassen spaziert, muss man auch hier mehr oder weniger planlos herumfahren und sich von seinen Stimmungen leiten lassen.

Was gibt’s in der Umgebung?

Von Cormòns aus kann man Gemona, Gradisca d’Isonzo oder Palmanova gut besichtigen. Zum Meer ist es weniger als eine Stunde mit dem Auto und man hat die Wahl, ob das beschauliche Grado oder lieber das pulsierende Lignano Sabbiadoro besucht werden soll.

Feste

• Im Ortsteil Brazzano wird jedes Jahr am 18. August das „Festa dell’Imperatore“ – der ‚Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I.‘ gefeiert.
• Anfang September findet in Cormòns ein Renaissance-Fest zu Ehren des Kaisers Maximilian I. statt; er starb 1519 in Oberösterreich.
• Von 19. – 23. Oktober 2022 findet das Festival Jazz & Wine of Peace statt. Das Musikfestival widmet sich der Freundschaft zwischen Italien und Slowenien als Gegensatz zu den vielen Kriegen, die in diesem Gebiet stattgefunden haben.

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Dieser Artikel entstand nach sehr vielen Spaziergängen und Essens-Pausen durch Cormòns.


Print Friendly, PDF & Email
Join the Conversation

9 Comments

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    1. says: Elena

      Liebe Anja,
      Ich wünsche euch eine ganz tolle Zeit und hoffe, ihr habt perfektes Wetter für Fernsicht.
      Herzliche Grüße
      Elena

  1. says: Anja Pietzsch

    Wir werden Ende September in unmittelbarer Nähe von Cormons sein… ich hoffe auf eine schöne Zeit und angenehmes Wetter… lG

  2. says: Renato Engel

    Ich besuche Italien und besonders den Norden sehr gerne und so oft ich nur kann.
    Bin für jeden Hinweis dankbar und hoffe auf viele weitere Informationen über Italien und seine versteckten Sehenswürdigkeiten.

    Mit besten Grüßen

    Renato

    1. says: Elena

      Lieber Renato,
      danke für den freundlichen Kommentar! Ich werde mich bemühen, weiterhin meine Entdeckungen mit euch zu teilen.
      Viele Grüße
      Elena

  3. says: Bernd

    Danke für die kleine Anregung, mal wieder Italien zu besuchen 😉 Der Beitrag zeigt, wie sehr es lohnt, auch kleineren Orten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und viele Details zu entdecken. Mir gefällt diese Mischung aus abwechslungsreichen Landschaften und bewundernswerten geschichtsträchtigen Städtchen in Italien sowieso, also bald mal wieder los nach „Bella Italia!“ Bernd

    1. says: Elena

      Hallo Bernd,
      ich liebe natürlich die großen Kunststädte, aber die kleinen Schätze sind mir fast noch lieber, da ursprünglicher. Ich liebe Italien ja auch wegen der Menschen, die hier leben und dem bodenständigen Essen!
      Herzliche Grüße
      Elena