Nonantola – eine Kleinstadt bei Modena

In der kleinen Stadt Nonantola bin ich bereits 2x gewesen. Beim 1. Besuch lag es auf der Strecke bei einer Erkundungstour im Dreieck Ferrara – Bologna – Modena. Ich hatte mich bei dieser Reise nur auf die Highlights fokussiert und mir jede Menge Notizen für zukünftige Reisen in die Region Emilia Romagna gemacht.

Fix war für mich, dass ich wiederkomme und mir die Abtei im Ortszentrum ansehe.

Park an der Hinterseite der Abtei Nonantola
Ihr solltet unbedingt auch zum Park an der Hinterseite gehen

Als ich zum 2. x in der Gegend war hatte ich die das Glück, dass mich ein Italiener aus der Gegend bei meiner Besichtigung begleitet hat. Noch dazu einer, der sich richtig gut auskannte!

Wo genau bin ich?

Nonantola liegt an der SP 255, nur 10 km nordöstlich von Modena, 40 km nordwestlich von Bologna und 60 km von Ferrara entfernt und ist gut beschildert erreichbar. Mit ca. 16.000 Einwohnern ist das historische Ortszentrum sehr übersichtlich und hat trotzdem einiges zu bieten. Parkplätze gibt es reichlich; wir haben den auf der Piazza A. Gramsci gewählt, da ich unbedingt zuerst die Abtei sehen wollte.

Abbazia di Nonantola

Die Ursprünge des Benediktiner Klosters lassen sich bereits mit kurz vor 800 datieren! In und unter der Kirche finden sich zahlreiche außergewöhnliche Stücke aus der Zeit um 1000. Nur für alle die meinen, ich hätte etwas Wesentliches vergessen zu fotografieren: Nein, es gibt hier keinen Turm!

Noch bevor ich hineingegangen bin, haben mich schon die Details beim Hauptportal begeistert. Drinnen war dann eine ganz besondere Stimmung, die schwer zu beschreiben ist. Die Kirche ist (außer während Messen) von 9:00 bis 17:30 Uhr frei zugänglich.

Beachtet unbedingt die steinernen Details rund um das Eingangstor!

Das Innere ist dreischiffig und wie so oft, gelangt man neben dem Presbyterium (Altarraum) in die größte Krypta Europas, die mit ihren 64 Säulen und 20 Halbsäulen wirklich beeindruckend ist. Sie gehört zu den schönsten Krypten aus der Romanik.

Doch nicht nur die Säulen sind gewaltig, es verstecken sich noch einige andere Besonderheiten im Untergrund. In Kirchen soll man üblicherweise leise sein, aber ihre beeindruckende Akustik mussten wir testen. Wieder ein Vorteil, wenn man einen Einheimischen dabei hat!

Der Sarkophag mit den sterblichen Überreste des Heiligen Silvester I. dient schon seit über 100 Jahren als Hauptaltar; ein wenig ungewöhnlich, aber so ist es!

Wann immer es möglich und erlaubt ist, gehe ich bei Kirchen rundherum. In diesem Fall war das ein Glückstreffer, denn wir konnten nicht nur die lombardischen halbrunden Außenmauern der Apsis besser bewundern, nein: seitlich war der Eingang zum ehemaligen Klosterkreuzgang, in dem Bilder aus Zeiten vor der Restaurierung zu finden waren.

Das Benediktinische Diözesan Museum

Dass es in so einem einstmals bedeutendem Kloster auch einen Kirchenschatz gibt, wird niemanden verwundern. Daher hat Nonantola direkt neben der Abtei ein Museum, dem ein umfangreiches Archiv samt Bücherei mit über 20.000 Exponaten angeschlossen ist. Da das Museum eine private Kulturinstitution ist beachtet bitte, dass unter der Woche das Museum nur vormittags geöffnet ist und man sich bei einem Besuch im Archiv mit einem gültigen Dokument ausweisen muss.

Der Eingang ins Museum ist dieser eher unscheinbare.

Ich hatte leider keine Zeit mehr hineinzugehen, aber es soll ein unter anderem ein goldenes Kreuz ausgestellt sein, in dem ein Splitter vom Kreuz Christi aufbewahrt wird. Geht man diese Straße (Via Marconi) noch etwas weiter, dann sieht man im letzten Teil dieser Häuserfront die Stadthalle. Leider darf man seit dem Erdbeben 2012 die bedeutenden romanischen Fresken nicht mehr besichtigen.

Was man jedoch sehen kann ist gleich um die Ecke, der Bologneser Turm (ca. 1300) und in der Via Roma der etwas ältere Modeneser Turm. Diese beiden Türme sind noch heute ein Zeichen, dass es mit diesen beiden Städten Streit um die Besitzrechte Nonantolas gab.

Ein Dorf, in dem selbstlose Hilfe gelebt wurde

Den Modeneser Turm kann man nicht besichtigen, doch im Bologneser ist ein Museum untergebracht, das man bei freiem Eintritt besuchen kann. Hier wird an die Zeit des 2. Weltkriegs erinnert, in der mutige Bewohner der Stadt 1942/43 über 70 jüdische Kinder vor den deutschen Soldaten versteckten.

Don Arrigo Beccari, ein Priester und Erzieher, sowie Giuseppe Moreali, ein Arzt und Schriftsteller, waren nur 2 der Bewohner, die den Kindern selbstlos halfen, wobei praktisch der ganze Ort involviert war.

Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Villa Emma, eine Sommerresidenz ca. zwei Kilometer außerhalb der Stadt, die sich in Privatbesitz befindet, aber für Veranstaltungen gemietet werden kann.

Die Kinder wurden (mit Ausnahme eines kranken Jungen) gerettet und konnten über die Schweiz nach Palästina flüchten. Goffredo Pacifici, einer der Betreuer, wollte jedoch in Italien bleiben, um weiteren Kindern zu helfen. Leider hat er den Holocaust (nationalsozialistischer Völkermord) nicht überlebt.

Ein Teil der Geschichte, der zwar traurig macht, aber auch zeigt zu welchen Mut Menschen fähig sein können.

Der österreichische Film „Die Kinder der Villa Emma“ (2016 von Nikolaus Leytner) wurde zu Ostern 2020 gezeigt und das gab auch den Ausschlag, warum ich mich an diese Besuch erinnert habe.

Partecipanza Agraria

Als letzten Punkt hier in Nonantola möchte ich noch das Gebäude des „Landwirtschaftlichen Kollektivs“ erwähnen.

Im 15. Jahrhundert war rund um diese Palazzi an der Piazza del Pozzo das Zentrum des Dorflebens. Die Palazzi teilen sich in Residenza Vecchia und Residenza Nuova. Wer Zeit und Interesse hat, kann hier eine Dauerausstellung besichtigen.

Wie in vielen Gebäuden der Gegend befindet sich am Dachboden eine Acetaia, also ein Raum, in dem Essig zu Schauzwecken angesetzt wird. Besichtigungen sind nur nach vorheriger Anmeldung möglich: partecipanza [dot] nonanto [at] libero [dot] it

Wer dann wie wir durch das Tor geht, ist wieder am Anfang unseres Rundgangs angekommen.

Zu sehen gäbe es noch so einiges mehr, aber wie so oft, habe ich zu wenig Zeit eingeplant weil ich nie gedacht hätte, dass es in einer relativ kleinen Stadt so viel zu sehen gibt.

Noch 2 Tipps in der näheren Umgebung

Bei meinem 1. Besuch bin ich am 2001 eröffnetem Lamborghini-Museum in Sant’Agata Bolognese (Via Modena 12) vorbeigekommen (nur wenige Minuten außerhalb Nonantola). Ich habe mich sehr gefreut, dass mir der Security-Mitarbeiter sogar erlaubt hat, ein Bild von außen zu machen.

♥♥♥

Diesmal machte ich am Heimweg noch einen kurzen Halt bei der barocken Villa Sorra. Der kunstvoll angelegt romantische Garten mit Gewächshaus kann nur mit Führung besichtigt werden. Der Park der Villa ist ganzjährig geöffnet und gilt als beliebter Ausflugspunkt für die Bewohner der näheren Umgebung. Besonders schön sollen die Spaziergänge bei Vollmond sein…

Leider hat es bei meinem Besuch fast einen Monat lang geregnet und daher konnte ich hier nicht mehr ins Detail gehen. Aber vielleicht habt ihr bei eurem Besuch mehr Glück und könnt trockenen Fußes in dem romantischen Garten spazieren.

Villa Sorra

Via Pieve, 41013 Castelfranco Emilia

Ihr seht also, abgesehen von Modena und Bologna kann man hier in der Gegend noch so einiges Besichtigen – ganz nach dem jeweiligen Geschmack!

Tanti Saluti

Elena

 


Offenlegung:

Dieses schöne Dorf hat mir der Freund eines italienischen Freundes gezeigt, wofür ich mich herzlich bedanke!


Print Friendly, PDF & Email
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert