Portogruaro – eine Stadt zum Leben am Lemene

Die perfekte Abwechslung beim Strandurlaub

Die kleine Stadt (ca. 25.000 Einwohner) im östlichsten Veneto ist ein Fixpunkt bei meinen Urlauben an der nördlichen Adria. Egal ob von Caorle, Bibione oder Lignano – nach ca. einer halben Stunde ist man mit dem Auto in Portogruaro. Durch die strategisch gute Lage ist sie aber auch per Bahn und über eine eigene Autobahnabfahrt (A4) gut erreichbar.

Es gibt jede Menge Lokale im Zentrum

Parken ist kein Problem: Mein Favorit ist der Parkplatz an der Via G. Castion, der gleich beim Kreisverkehr Via/Viale Isonzo zu finden ist. Hier darf mein Auto ohne Bezahlung und so lang ich will stehen; gefühlt auch noch sicher, denn die Carabinieri Station liegt gleich nebenan. Wenn ihr wollt, könnt ihr in dieser Stadt auch im Zentrum parken, jedoch weder gratis noch zeitlich unbegrenzt.

Ihr fragt euch, woher der Name kommt?

Viele werden wissen, dass „Porto“ Hafen heißt. Wenn ihr das Stadtwappen anseht, dann bemerkt ich 2 Kraniche („Gru“ auf Italienisch). Die Gegend war früher sumpfig und so wurden Waren aller Art meist über Wasserwege transportiert. Der Name geht also auf einen Flusshafen zurück. Von dem Getier sind übrigens in der ganzen Gegend noch reichlich auf den Feldern zu sehen!

Das historische Zentrum ist im Mittelalter entstanden, wobei auch römische Spuren belegt sind.

Während ich noch vor 20 Jahren (und mehr) befürchtet habe, dass die schönen Häuser verfallen, stelle ich in den letzten Jahren eine verstärkte Bautätigkeit fest.

An den verbliebenen 3 Stadttoren sieht man auch heute noch, dass es früher eine durchgängige Stadtmauer gegeben haben muss:

  • östlich – Porta San Giovanni, gleich bei meinem Lieblingsrestaurant „L’Ombra de la Tore
  • südlich – Porta Sant’ Agnese (kann Dienstag – Sonntag vormittags besichtigt werden)
  • nördlich – Porta San Gottardo

All diese Durchgänge sind Namensgeber für die umliegenden Borghi; das 4. heißt Borgo San Nicolò (westlich).

Spaziergang ins Zentrum

Geht mit offenen Augen in Richtung Campanile

Meist spaziere ich von meinem Parkplatz durch die „Via Camucina“ Richtung Zentrum. Ich liebe den Spaziergang entlang des kleinen Baches und auch wenn ich Vögel nicht besonders mag, dieser Weg entlang des Baches wirkt richtig paradiesisch, vor allem wenn die flauschigen kleinen Entchen hintereinander herum plantschen.

Durch ein Durchhaus mit einem kleinen Innenhof erreiche ich meinen 1. Fixpunkt: Kaffeepause im Caffè Sguerzi (oder eines der nahegelegenen Lokale) an der Hauptstraße (Corso Martiri della Libertà). Seit Ewigkeiten ist das für mich ein Treffpunkt mit Freunden, denn man kann von den Tischen vor dem Lokal die Piazza della Repubblica und die Straße in beide Richtungen einsehen.

Doch nicht nur das: der Kaffee und die Süßigkeiten sind gut und freitags am späten Nachmittag ist hier reges Treiben beim typischen „Italienischen Aperitif„. Auch ich habe diese Sitte auf einen „Spritz“ (mit oder ohne Aperol) oder einfach ein Glas Wein schon mehrfach mit Freunden zelebriert. Falls ihr danach noch Auto fahren müsst, so empfehle ich ein Gingerino oder Crodino (beides ohne Alkohol, aber geschmacklich ähnlich dem Aperol).

Die mittelalterliche Stadt hat tolle Arkaden und Loggien, die auch bei leichtem Regen einen Bummel durch die Geschäfte erlauben.

Aber fixiert euch nicht nur auf die Auslagen, auch wenn es noch einen gesunden Branchen-Mix gibt. Schaut unbedingt bewusst auf die gegenüberliegende Häuserzeile und beachtet die Details. Immer wieder werdet ihr Fresken entdecken, die mal mehr, mal weniger gut erhalten sind.

Die Venezianische Gotik ist nicht zu übersehen, denn die Fenster sind bei vielen Gebäuden absolut typisch! Daher werdet ihr es nicht besonders verwunderlich finden wenn ich euch erzähle, dass reiche Venezianer hier Sommerresidenzen (teilweise schon im Stil der zeitlich anschließenden Renaissance) errichtet haben.

Der Fluss Lemene entspringt übrigens unweit von San Vito al Tagliamento, über das ich euch auch schon berichtet habe. Ein Ausflug lohnt sich!

Doch zurück zu den

Sehenswürdigkeiten nahe der Piazza della Repubblica!

Auf der Stirnseite der bereits genannten Piazza seht ihr ein ganz besonders schönes gotisches Rathaus (Municipio) mit der dominanten Außentreppe. Die Ghibellinischen Zinnen, die ihr auch schon vom Castello di Villalta kennt, machen das Gebäude zu etwas Besonderem!

Mitten am Platz steht ein Reiterstandbild – ein Denkmal der Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das oft und gerne fotografiert wird. Ja, auch von mir zu allen Tages- und Nachtzeiten, denn das Gesamtbild ist einfach stimmig.

Ebenfalls auf dem Platz, allerdings links vom Rathaus ist der ansehnliche Kranich-Brunnen (pozzetto delle Gru) von Giovanni Antonio Pilacorte, einem Künstler aus dem 15. Jahrhundert, der mir hauptsächlich in der Provinz Udine laufend „begegnet“ ist. Geht ruhig einmal bewusst um den Brunnen herum und betrachtet die steinernen Details. Die Kraniche aus Bronze sind von Valentino Turchetto und entstanden deutlich später als der Brunnen selbst.

Ändert man die Perspektive etwas, so fällt der ~59 Meter hohe schiefe Campanile (ca. 12./13. Jahrundert) des nahe gelegenen Doms S. Andrea Apostolo auf.

Auch wenn immer nur der Turm zu Pisa in diesem Zusammenhang genannt wird, ich habe inzwischen so einige schiefe Türme auf meinen Reisen erleben dürfen. Leider sieht man es auf den Fotos bei weitem nicht so klar, als wenn man davor steht. Aber glaubt mir: Der ist schief, und zwar so richtig schief! Aber keine Sorge, es wird schon daran gearbeitet, die Neigung zu stoppen!

Kirchen gibt es übrigens reichlich in & um Portogruaro (San Nicolò Vescovo, Beata Vergine Maria Assunta, Frati Minori Cappuccini,…), aber darauf werde ich in diesem Artikel nicht näher eingehen. Wenn die Türen offen sind, schaut ruhig hinein, denn jede ist auf ihre Art schön!

Ein katholisches Plätzchen will ich aber dennoch erwähnen: Wenn ihr vom Rathaus zum Fluss Lemene geht, so steht ihr vor einer kleinen Marien-Kapelle „Oratorio della Pescheria“ und mit viel Glück sind die Türen geöffnet. Während auf diesem Vorplatz früher der Fischmarkt stattfand (daher der Name), scheint das hölzerne Schmuckstück für viele Einheimische heute ein Platz der Besinnung zu sein, denn es brennen wirklich immer Kerzen.

Sehenswürdigkeiten in & auf der anderen Seite des Lemene

Das Museum ist gratis zu besichtigen

Direkt im Fluss befindet sich die eindrucksvolle Wassermühle S. Andrea, die sage und schreibe auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Heute ist eine gratis zugängliche Galerie für zeitgenössische Kunst (Ai Molini) hier untergebracht.

Wenn ihr über die Brücke geht, seht ihr einen weiteren Beweis für die große Zeit der Venezianer hier in Portogruaro: der Markus-Löwe.

Für mich ist diese Gegend vor allem in der Dämmerung sehr romantisch, fast schon mystisch!

Geht ihr noch weiter, so kommt ihr zum archäologischen Museum „Museo Archeologico Concordiese“ (Via Seminario 26). Ich habe euch schon im Concordia Sagittaria Artikel darauf verwiesen. Diese Stadtbesichtigung lässt sich optimal mit Portogruaro kombinieren, weil nur wenige Kilometer zwischen den Städten liegen UND es für die Besichtigungen ein Kombi-Ticket gibt.

Es gibt sogar noch 2 weitere Museen:

  • Das Paläontologische Museum “Michele Gortani” (Via Seminario 5)
  • und das Stadtmuseum (Via del Rastrello).

Solltet ihr nach Stadtzentrum und Kunstgenuss etwas Ruhe und Grün zur Augenentspannung und Fußentlastung brauchen, so wäre der Stadtpark „Parco della Pace“ nicht weit.

Schöne Palazzi findet man immer wieder auch hinter Gartenmauern

Zu erwähnen sind noch das Istituto Vescovile G. Marconi in der Via Seminario und der Palazzo Marzotto mit den venezianischen Fresken in der Via Cavour, die direkte Verlängerung der eben genannten.

Mit dem Palazzo Venanzio und dem Palazzo dal Moro will ich nur noch 2 weitere sehenswerte Gebäude im Stadtzentrum erwähnen.

Musik und Kunst kommt auch nicht zu kurz

Als Salzburgerin komme ich nicht umhin, euch Lorenzo Da Ponte vorzustellen. Er ist vermutlich der bislang einzige prominente Sohn der Stadt, wenngleich er auch nicht hier geboren wurde. Ohne ihn bzw. seine Texte wären Mozarts Opern „Le nozze di Figaro“, „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“ vielleicht nicht so erfolgreich geworden. Wer weiß…

Apropos: Im Sommer findet im Zentrum das „Internationale Musik-Festival“ samt der „Weißen Nacht der Musik“ statt. Die „Fondazione Musicale Santa Cecilia“ unterstützt seit fast 200 Jahren klassische Musik- & Theater.

Was ich in Lignano gar nicht mag, hier aber sehr, ist der Wochenmarkt, der jeden Donnerstag Vormittag im Zentrum stattfindet. Bedenkt das bei der Parkplatzsuche, denn der Markt ist sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen beliebt.

Öfter bin ich auch schon beim Antiquitätenmarkt schwach geworden; dieser findet jeden zweiten Samstag im Monat statt.

Wer lieber unter Dach einkauft, für den wäre das etwas außerhalb gelegene Centro Commerciale Adriatico2 in der Via Prati Guori 29 die richtige Wahl. Ich fahre von hier sehr selten ohne Einkäufe wieder heim…

Gleich 2 sehr geschätzte Bekannte von mir haben mir unabhängig voneinander einen Tipp zum Nächtigen gegeben. Einer davon hat selbst lange im Hotel „Antico Spessotto“ gearbeitet und betreibt jetzt (zu meinem Glück) eines meiner liebsten Lokale in Lignano.

Alternativ fand ich das „Dai Nonni“ mit dem kleinen Garten sehr sympatisch.

Ausflugsmöglichkeiten in der näheren Umgebung

  • Summaga – Benediktinerabtei,
  • Belfiore Di Pramaggiore – Museo Della Civiltà Contadina (Mühle & Landwirtschaftsmuseum)
  • Cinto Caomaggiore – Parco Regionale e Laghi di Cinto (kleine Seen),
  • Sesto al Reghena – Abbazia Santa Maria in Sylvis,
  • Cordovado – Castello & eines der schönsten Dörfer Italiens,
  • Portovecchio – Mühle und Park der Villa Bombarda,

Portogruaro liegt mehr oder weniger in der Mitte von Udine und Venedig und bietet sich dadurch als Ausgangspunkt für Besichtigungstouren, aber auch Radreisen an.

Ihr seht – die kleine Stadt hat sich trotz Nähe zu den adriatischen Badehochburgen ihren ursprünglichen Charakter weitgehend bewahrt.
Für mich als Salzburgerin empfinde ich Portogruaro ein bisschen wie Hallein:
Perfekt für einen Ausflug, wunderschön und total unterschätzt!

Überzeugt euch doch selbst davon und vielleicht werdet ihr – so wie ich – immer und immer wiederkommen und euch in diese entzückende Altstadt verlieben.

Tanti Saluti

Elena

Nutzt auch die Wintermonate für einen Besuch

Offenlegung:

Dies ist ein rein redaktioneller Artikel, für den ich weder beauftragt, noch bezahlt wurde. Ich bedanke mich jedoch für die Informationen, die ich beim FVG-InfoPoint erhalten habe und – was in der Vor-Corona-Zeit meine Reisen unheimlich bereichert hat – die Informationen aus mehreren Kaffeehaus-Gesprächen mit Einheimischen.


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2 Comments

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  1. says: Ulli

    Ciao, oh wie schön zusammengefasst! War letzten Donnerstag wieder am Markt …. und auf 1 tramezzino und 1 apero in einem der netten Kaffeehäuser im Schatten mit Ausblick auf das geschäftige Treiben…. ❤

    1. says: Elena

      Ciao!
      danke für die netten Worte. Ich gehe auch total oft durch die Arkaden spazieren und für mich sind ein Gingerino und ein Kaffee quasi Pflicht. Vielleicht noch ein kleines süßes Leckerli dazu 🙂
      Liebe Grüße
      Elena