Santa Maria di Follina

Die Zisterzienserabtei, die Besonderheiten versteckt

Ihr wisst ja; ich liebe historische Schönheiten – egal ob weltlich oder auch katholische! In diesem Fall hab ich gar nicht damit gerechnet, denn ich kannte Follina „nur“ als eines der „Schönsten Dörfer in Venetien„, wovon es 10 gibt! Die meisten davon kenne ich bereits zumindest oberflächlich und ich werde sie nach und nach genauer erkunden, so wie ich es in Friaul-Julisch Venetien schon getan habe. Borghetto und Montagnana habe ich euch schon beschrieben; mit der Zeit werde ich euch auch alle anderen in Venetien vorstellen, versprochen!

 
Doch nun zu Follina, das mitten im wunderbaren Prosecco Gebiet liegt; genau genommen im Norden der Prosecco-Straße zwischen Valdobbiadene und Conegliano (Alta Marca Trevigiana). Hier leben etwas weniger als 4.000 Menschen und doch ist das Dorf einen Besuch wert.

Wir sind ca. 30 km von Treviso entfernt, das eine wunderschöne und sehr unterschätzte Stadt ist. Noch weniger weit ist es nach Vittorio Veneto – der Stadtteil Serravalle ist unglaublich schön, glaubt mir! Das Schloss am Hügel vom Dorf Cison di Valmarino, heute als Castelbrando bekannt, ist in unmittelbarer Nähe und wird als Hotel geführt.

Via Claudia Augusta Altinate

Durch Follina verlief die Via Claudia Augusta. Von dieser alten Römerstraße, die sich in Trento | Trient teilt, endet ein Zweig in Quarto d’Altino, gar nicht weit von Venedig. Von hier aus konnte man über die Via Annia weiter nach Aquileia reisen. Damals, vor fast 2000 Jahren, und auch heute noch!

Von der Kreuzung im Ortszentrum (siehe nachstehendes Bild) aus kommt man zur Quelle der Heilgen Scholastika (Sorgenti di Santa Scolastica). Solltet ihr also ein wenig Natur erwandern wollen, dann achtet auf die Wegweiser.

Die Abtei von Follina

Die Abbazia cistercense di Santa Maria di Follina wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Der Klosterkomplex gehört zu den besterhaltenen in Italien. Leider verfiel einiges im Laufe der Jahrhunderte, doch um 1920 wurden endlich dringende Restaurierungsarbeiten in Angriff genommen und in knapp 3 Jahren auch beendet. Es wird euch nicht wundern, dass diese Basilika eine Wallfahrtskirche ist. Schon von der Durchfahrtsstraße aus kann man erkennen, dass sich eine Pause zur Besichtigung lohnt.

Wie ihr am Bild oben links sehen könnt, waren bei meinem Besuch wieder Renovierungen im Gange. Das ist natürlich definitiv ein Grund um wiederzukommen und Fotos ohne das Baugerüst zu machen 🙂

Die eigentliche Besonderheit, der romanische Kreuzgang, wird erst beim Betreten sichtbar. Ob man religiös ist oder nicht, das spielt hier kaum eine Rolle. Wobei ich bei meinem Besuch eine wirklich ganz besondere Atmosphäre verspürt habe. Dass das nur an der (für mich) frühen Uhrzeit gelegen hat, glaube ich eher nicht. Es wird schon einen Grund geben, warum seit Jahrhunderten Gläubige hierher pilgern …

Dieses architektonische Juwel ist einfach wunderschön. Beim Rundgang durch den Kreuzgang bekam ich richtig Herzklopfen.

Gefühlt ist jede Säule anders – einfache, spiralförmig oder mit Knoten! Beachtet unbedingt auch die Kapitelle, die oberen Abschlüsse der Säulen; es gibt ganz viele unterschiedliche Muster.

Ist es die Mystik, die sich unterbewusst beim Lesen während meiner Reisevorbereitung in mein Herz oder Hirn geschlichen hat oder waren es schlichtweg 800 Jahre Geschichte, durch die ich spaziert bin? Egal, es ist, was es ist und es hat mir gefallen und gutgetan.

Der Kreuzgang ist übrigens älter als die Abtei selbst. Zu meinem Glück waren (und sind) die Besuchszeiten täglich von 7.00 bis 11.50 Uhr und von 14.30 bis 19.00 Uhr.

Bedenkt also, dass, wie so oft bei italienischen Sehenswürdigkeiten, eine ziemlich lange Mittagsschließzeit ist und somit ausreichend Zeit für ein Mittagessen ohne Eile bleibt.

Mein Vorschlag wäre hier eines der Lokale gleich gegenüber zu wählen.

3. Ars in tempore

Ich hatte bei meinem Besuch das Glück, eine Ausstellung moderner Kunst in dieser geschichtsträchtigen Umgebung zu sehen.

Insgesamt sind am Areal 95 Werke von 21 Künstlern ausgestellt gewesen. Zwar hatte ich keine Zeit für die Führung, aber seht selbst, wie gut alt und neu harmoniert. Einen kleinen Teil davon zeige ich euch gern. Ich jedenfalls war ganz begeistert und könnte mir gut vorstellen, auch bei der 4. Ausstellung dieser Reihe wieder hierher zu kommen!

Kunstwerke in der Basilika

Natürlich birgt so ein historisches Bauwerk auch einige Kunstwerke, die schon vor Jahrhunderten entstanden sind. Allein die 3 Altäre sind unglaublich schön!

Falls euch der Hauptaltar bekannt vorkommt: In Venedig, in der Kirche S. Zaccaria findet ihr das Vorbild dazu. Aus dem 7. Jahrhundert stammt die Steinstatue der Madonna mit Kind. Das Fresko „Madonna mit Kind und Heiligen“ (von Francesco da Milano) hingegen stammt „erst“ aus dem 16. Jahrhundert.

Die Zisterzienser entstanden übrigens aus dem Benediktinerorden, der den Hardlinern einfach zu weltlich wurde. Ach ja: Wie bereits eingangs erwähnt – das Wasser hier soll etwas Besonderes sein; es soll die spirituelle Stärke begünstigen. Schaut euch also die Brunnen im Inneren der Abtei genauer an, bevor ihr das Areal verlasst. Man weiß ja nie …

Abgesehen von der Abtei gibt es im und um das Ortszentrum mehrere Palazzi, die mehr oder weniger schön erhalten sind.

Achtung beim Radeln!

Zum Abschluss möchte ich euch unbedingt noch darauf hinweisen, dass dieses Gebiet auch bei Radfahrern sehr beliebt ist.

Auf den Nebenstraßen kann es durchaus fordernd für Autofahrer:innen sein, denn die Straßen sind schmal und oft wundere ich mich, wie unvernünftig Radler:innen unterwegs sind. Denn wenn es kracht, sind sie eindeutig in der schwächeren Position, auch wenn vermutlich der/die Autolenker:in die größeren Probleme bekommt.

Bitte: Passt also vor allem abseits der Hauptstraßen besonders gut auf, egal ob ihr per Rad oder mit dem Auto unterwegs seid!

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Dieses Schmuckstück Santa Maria di Follina habe ich im Zuge einer Geschäftsreise mit Umbria Mia entdeckt. Mein Besuch in der Abtei erfolgte trotzdem privat und ohne Auftrag.


 

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4 Comments

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  1. says: IngeborgSchneiderTQ

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    Danke für alles und bis zum nächsten Mal!

  2. says: Anna

    Vielen Dank für den sehr interessanten Bericht und die vielen schönen Fotos……
    Diese Gegend steht bei mir schon lange auf meiner Rad- Reise – Liste. Vielleicht wird es in diesem Jahr möglich.

    Liebe Grüße Anna

    1. says: Elena

      Liebe Anna,
      danke für die netten Worte. Ich wünsche dir sehr, dass du in diese Gegend reisen kannst. Ein toller Urlaub wäre dir sicher!
      viele Grüße
      Elena