Spilimbergo – Stadt der Mosaikkunst

…viel mehr als „nur“ die international bekannte Scuola di Mosaico!

Ich habe euch bereits berichtet, dass ich die Schule für Mosaikkunst besucht habe. Beeindruckend kann ich nur sagen! Doch das alleine würde nicht ausreichen, um mich immer wieder hierher zu locken.

Eine historische Altstadt – Centro Storico

Spilimbergo mit ca. 12.000 Einwohnern liegt westlich des Tagliamento, ein ca. 170 km langer Fluss, der in den karnischen Alpen entspringt und zwischen Lignano und Bibione ins Meer mündet.

Die beiden Torre Occidentale & Orientale (Ost- & West-Turm) verbindet der Corso Roma, die zentralste Straße durch den Ort; hier und in den davon abgehenden Gassen flaniere ich immer wieder gern.

Die hintere Seite des Stadttores seht ihr übrigens hier. Beachtet bitte das Fahrverbotsschild!

Rund um diesen historischen Ortskern, den ihr besser NICHT mit dem Auto befahren solltet weil manche Straßen echt eng und andere nur für Anwohner erlaubt sind. Es gibt außerhalb des Stadtkerns ausreichend Möglichkeiten zu parken und einige davon sogar kostenfrei.

Wenn ich nicht direkt auf der Zufahrt zur Piazza Duomo etwas finde, fahre ich meist ins Borgo Valbruna, denn über die Piazzetta Tiepolo kommt man zum Palazzo di Sopra und dort habe ich noch immer etwas gefunden.

Heiraten im Palazzo Comitale degli Spilimbergo di Sopra

Ich erinnere mich noch gut an die Renovierungsarbeiten zu Beginn dieses Jahrtausends und aus verschiedenen Gründen dauerte es lang, dass ich euch erst heute über Spilimbergo im Borgo Valbruna berichte.

Bereits im 16. Jahrhunderts wurde in diesem Gebäude eine Eliteschule, die „Accademia Parteniana“ für die Kinder reicher friaulischer Familien gegründet. Neben Lernen und kirchlichen Feiern stand auch damals schon Spiel und Sport auf dem Stundenplan. Leider wurde dieses Kapitel der Geschichte viel zu schnell wieder beendet, da nach dem Tod des Geldgebers keine Finanzierung mehr möglich war.

Dieser Palazzo, der übrigens die Stadtverwaltung (Municipio) beherbergt, darf in diesem Beitrag nicht fehlen, denn hier wird unter anderem geheiratet. Bei meinem Besuch wurde diskutiert, ob dieser Trauungssaal der Schönste weit und breit ist – oder eben nicht.

Zugegeben, als Salzburgerin liegt die Latte hoch, denn in unseren Marmorsaal kommen Paare aus der ganzen Welt, um zu heiraten. Aber ich muss zugeben, auch wenn dieser deutlich kleiner ist: Er hat was! Die romantische Dekoration, teils mythologisch, teils historisch, macht den Raum sehr elegant.

Selbstverständlich wird der Raum aber nicht nur dafür genutzt, sondern auch, um offizielle Besprechungen abzuhalten und wichtige Gäste zu empfangen – waren wir vielleicht auch damit gemeint?

Wie Ihr sehen könnt, sind richtig große Kronleuchter aus Muranoglas sehr dominant im Raum. Ich finde, dass diese besonders gut zu den Terrazzo Böden passen.

Ein Blick auf das Tagliamento-Tal

Selbst wenn ihr nicht in die Villa geht, lohnt sich eine Besichtigung von außen und ein Blick ins Land von der Parkplatz-Seite aus. Wenn euch das Wetter wohl gesonnen ist, kann man tatsächlich den Tagliamento und die Berge des oberen Friaul bewundern.

Doch selbst wenn es nicht so schön sein sollte: Falls ihr zur richtigen Zeit dort seid, beachtet den Rosengarten mit vielen alten Sorten. Der Duft ist ganz unglaublich!

Das Castello – Casa Dipinto

Jedes Mal, wenn ich an diesem Tor vorbeigehe, denke ich mir, wie gerne ich doch statt meinem schlichten Einfahrtstor eines in dieser Art gehabt hätte. Aber vermutlich wäre das heutzutage kaum mehr zu bezahlen…

Meiner Meinung nach einer der Hauptgründe, warum man diese Stadt besuchen sollte ist das Castello mit der bemalten Fassade. Es sind zwar viele der Gebäude mit Bildgeschichten geschmückt, aber diese hier ist noch fast flächendeckend erhalten. Zu sehen sind u.a. Szenen aus dem Leben des Herkules.

Die Geschichte dieses Hauses ist seit 1120 eng mit der Kärntner Adelsfamilie Spengenberg verbunden. Der ganze Komplex wurde mehrfach umgebaut und besteht eigentlich aus unterschiedlichen Palazzi rund um den Innenhof.

Gleich links steht der Palazzo Tadea; gleich anschließend der Palazzo Ciriani und dann wiederum der Palazzo Troilo. Der Palazzo Dipinto ist das auffälligste Gebäude. Wer genau hinsieht, wird Szenen aus dem Leben des Herkules erkennen.

Als Friaul unter österreichischer Herrschaft stand wurde ein Teil über 100 Jahre lang als Gefängnis benutzt. Ein wenig davon sieht man auch heute noch. Im oberen Stock befindet sich das Gemeindearchiv.

Viele Teile der Gebäude sind aber inzwischen in Wohnraum umgewandelt worden, was man an den parkenden Privatautos und den teilweise nicht optimal gewählten Klingeln erkennt.

Das Museum im Schlosshof

Der Innenhof ist wirklich groß und im Gegensatz zu allen anderen nicht gepflastert.

Dass es seit Jahren ein (nicht ganz günstiges) Lokal gibt, blieb mir nicht verborgen. Aber lange wusste ich nicht, dass auch ein kleines Museum gleich nach dem Eingangstor links zu finden ist. Dort ist klassische und moderne Kunst vereint und da es nicht riesengroß ist, kann man es zeitlich gut in eine Stadtbesichtigung einbauen.

Eine fast vergessene Künstlerin – Irene di Spilimbergo – lebte ebenfalls hier im Kastell. Ihre Begabung war so unübersehbar, dass sie gefördert wurde, obwohl sie ein Mädchen war. Signorina Irene beherrschte mehrere Instrumente (Laute, Piano und Viola) und sang. Sie war gebildet in Literatur und malte dermaßen gut, dass Tizians sie unterrichtete.

Bedeutende Künstler nach ihr verfassten Nachrufe, in denen nicht nur ihre Gelehrigkeit und ihr Talent, sondern auch ihre Schönheit und Tugendhaftigkeit gewürdigt wurde. Sie lebte Mitte des 16. Jahrhunderts und wurde nur 19 Jahre alt.

Loggia della Marcia

In diesem Palazzo della Loggia ist heute das Tourismusbüro zu finden. Im 14. Jahrhundert jedoch wurden hier Waren gelagert und kontrolliert. An einer Säule sieht man heute noch die exakte Länge eingraviert. Damit konnte bereits im Mittelalter jeder prüfen, ob die Verkäufe korrekt abgewickelt wurden.

Inzwischen ist auch auf einem der größeren Plätze zu Ehren dieser Besonderheit eine Gedenktafel in den Boden eingelassen.

Duomo di Santa Maria Maggiore

Die ersten Belege für den Bau der Kirche gibt es bereits vor deutlich 1300 – somit von der Romanik zur Gotik! Fast 750 Jahre – könnt ihr euch das vorstellen? Dass mehrfach um- und ausgebaut wurde, versteht sich von selbst. Leider hatte auch hier das Erdbeben von 1976 schwere Schäden angerichtet.

Der Dom wurde um das Jahr 1420 vollständig fertiggestellt und ist somit mehr als 600 Jahre alt.

Neben dem wunderschönen Steinportal (maurische Tür) aus dem 14. Jahrhundert gefallen mir die 7 Rosettenfenster gut. Diese beiden Besonderheiten kann man auch gut von außen bewundern, falls die Zeit knapp ist.

Solltet ihr euch doch die Zeit nehmen und hineingehen, so verabsäumt nicht, auch in die Krypta zu gehen.

Ich erspare euch hier, jedes Fresko zu beschreiben und zeige euch auch nicht die unzähligen Fotos, die ich davon gemacht habe. Es ist unglaublich, welche Bildgeschichten vor hunderten von Jahren hier aufgemalt wurden. Unter anderem sind jedoch 14 biblische Szenen aus dem Alten Testament und weitere 14 Szenen aus dem neuen Testament zu sehen.

Betrachtet auch die Orgel, denn sie stammt aus dem Jahr 1515 – das muss man sich mal vorstellen! Die Türen sind übrigens vom berühmten Künstler „Il Pordenone“ bemalt worden. Ihn habe ich in einem anderen Artikel bereits erwähnt.

Übrigens gibt es auch hier einen geschichtlichen Bezug zu Österreich: Kaiser Karl V. wurde 1532 in Spilimbergo beherbergt und ihm zu Ehren wurde eine Messe gefeiert.

Noch mehr Kirchen

6 weitere religiöse Stätten gibt es noch in der Gemeinde, doch ich will euch nur auf die eine aufmerksam machen, an der man vorbeifährt, wenn man Richtung Palazzo di Sopra unterwegs ist und verrate euch auch gleich warum.

Die Wallfahrtskirche Santuario Beata Vergine Maria della Mercede, auch volkstümlich Santuario dell’Acona genannt.

„Die Kirche der Liebenden“

Auch diese Kirche wurde mehrfach umgebaut und bereits 2 Jahre nach ihrer Zerstörung beim Erdbeben 1978 wieder restauriert. Innen ist das kleine Kirchlein eher schlicht gehalten, doch von außen nett anzusehen.

In alten Zeiten zog es Pilger von nah und fern hierher, nachdem sie die schwierige Tagliamento-Überquerung hinter sich hatten.

Veranstaltungen

Es gibt einige Festivitäten im Jahreskreis, doch ich möchte ein historisches Fest im August herausgreifen.

Rund um Ferragosto (15.08.) kehren die „Tage der Macia“ zurück

Vier Tage, die Besucher in die Zeit der Renaissance zurückversetzen. Zu sehen ist altes Handwerks, natürlich Musik, historische Darbietungen sowie religiösen Veranstaltungen.

Besonders schön anzusehen ist die Umzüge der kostümierten Gilden der Künste sowie der religiösen Bruderschaften und natürlich der Palio dell’Assunta.

Der San Rocco Flohmarkt, auf dem man Interessantes für Hobby und Handwerk finden kann, findet ebenfalls zeitgleich statt.

Das genaue Datum ist jedes Jahr rechtzeitig auf der Seite der Stadt Spilimbergo und auf „Pro Loco Spilimbergo“.

Für die Kulinariker unter euch: im Heerbst findet „De Gustibus“ statt, eine Veranstaltung, bei der wirklich jeder Feinschmecker auf seine Kosten kommen wird.

In der Loggia del Comune wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein Theater gegründet und in der Zeit, als Spilimbergo zum Habsburgerreich gehörte, wurde die erste Musikkapelle gegründet. Ihr seht also – es waren nicht nur kirchliche Events, an die man früher dachte!

Speis & Trank

Von all den Lokalen, die es hier gibt und die ich im Laufe der Jahrzehnte besucht habe, möchte ich die Osteria Al Bachero herausgreifen. Bodenständig und ein Familienbetrieb – so wie ich es liebe!

Natürlich gibt es unzählige mehr in allen Preisklassen.

Falls ihr „nur“ Kaffee oder Aperitivi trinken wollt, dann besucht doch das Caffè Dolomiti (Corso Roma 54). Die Preise sind mehr als fair und die Zugaben zum Knabbern sind absolut großzügig. Abgesehen davon wurde ich noch immer sehr freundlich bedient.

Ausflüge ins Umland

Wenn ihr euren Aufenthalt etwas ausdehnen wollt, so nehmt doch Spilimbergo als Basis und macht Tagesausflüge in die Umgebung. Alleine die Anreise ist es eigentlich schon wert!

Möglichkeiten dazu gibt es unzählige und ich kann hier nur eine kleine Auswahl nennen.

Spilimbergo – die Stadt an der Schwelle der Berge – hatte eine wechselvolle Geschichte und wurde im Laufe der Jahrhunderte zwischen Venedig, Österreich und Italien hin- und hergeschoben. Durch viele Bürgerkriege wurden historische Gebäude zerstört und je nach Zeitgeist immer wieder aufgebaut. Erdbeben taten ein Übriges, um immer wieder neu beginnen zu müssen.

Das heutige Spilimbergo ist dennoch reich an Sehenswürdigkeiten und steht einigen deutlich größeren Städten an Schönheit um nichts nach.

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Dieser Beitrag ist nach sicher 25-30 (wenn nicht noch mehr) Besuchen in Spilimbergo entstanden. Einige Stunden bin ich auch während einer Pressereise dort gewesen. Dabei habe ich einige nützliche Informationen erhalten, jedoch keine Bezahlung und keinen Auftrag, diesen Artikel zu schreiben.


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