Tabus und No-Gos

Nicht nur vor der Haupturlaubszeit – Teil 1

Gleich zu Beginn möchte ich für alle, die das entweder noch nicht bemerkt haben oder nicht glauben, betonen: Ich liebe Italien!

Die nachstehenden Hinweise (No-Gos) sind als Hilfe für Urlauber gedacht, die weniger oft bei unserem südlichen Nachbarn sein können. Es ist bewusst eine Aufzählung, um eine bessere Übersicht zu haben und sich schneller das Passende herausholen zu können.

Essen&Trinken

Vieles wird bei den meisten sowieso klar sein, aber es ist eben eine Sammlung und da klingt es möglicherweise, als würden wir Touristen alles falsch machen. Was aber nicht so ist! Es macht den Aufenthalt nur eben angenehmer, wenn man über die landesüblichen Sitten Bescheid weiß.

No-Gos – was, wann, wie

  • Beginnen wir gleich mit einem der beliebtesten Getränke der Italiener: Bitte nicht unbedingt einen Espresso bestellen, sondern einfach nur einen caffè.
  • Kaffee an der Theke trinken ist günstiger, aber: Nie die Tasse nehmen und sich an einen Tisch setzen. Der Grund, warum Getränke an der Bar günstiger sind, liegt klar auf der Hand: Man bestellt, zahlt, trinkt und ist schnell wieder weg. Die Tische sind für länger bleibende Gäste gedacht, die sich gerne bedienen lassen möchten und vielleicht vor dem Lokal ein wenig die Sonne genießen. Daher bitte nicht über Preisaufschläge wundern!
  • Noch eine Kleinigkeit: caffè latte, latte macchiato oder cappuccino nur bis zum Mittagessen trinken. Milch wird als Lebensmittel gesehen und daher gilt daher als Sättigungsgetränk.
  • Die gut sichtbare Kassa in vielen Bars ist ein Zeichen dafür, dass man Kaffee (oder Eis) vor der Bestellung bezahlt und erst danach mit dem Kassenzettel („scontrino“) beim Barista bestellt.
  • Zu bedenken sind auch die (für uns eher) späten Essenszeiten: nicht gleich um 18:00 ins Restaurant stürmen; viele Lokale sind um diese Zeit noch nicht mit den Vorbereitungen fertig. Besser vorher noch einen Aperitivo trinken und das Essen gemütlich angehen. Im Urlaub schlafen die meisten ja auch länger und es ist somit nicht schlimm, wenn der Tagesrhythmus etwas verschoben ist.

No-Gos im Lokal

rauchen

  • Wartet bitte am Eingang auf die Bedienung, die jeden Gast an einen freien Tisch begleitet.
  • Das Gedeck (coperto) wird inzwischen sogar in einer Pizzeria berechnet, obwohl es ursprünglich u.a. das Brotkörbchen abdecken sollte. Also nicht beim Kellner reklamieren, sondern während der Wartezeit z.B. Weißbrot in (das meist gute) Olivenöl mit etwas Salz tunken.
  • Bitte dringend beachten, dass es in Italien sehr wenige Ausnahmen gibt, was das Rauchen in Lokalen betrifft. Besser vor die Türe gehen.
  • Natürlich darf jeder essen, was er mag. Aber in Italien isst man üblicherweise ein Primo und ein Secondo. Mittags wird das nicht so genau genommen, aber in besseren Lokalen erwartet man, dass der Gast mindestens 2 Gänge bestellt. Ich teile mir mit meiner Begleitung oft eine Vor- bzw. Nachspeise oder bestelle Salat als 1. Gang.

No-Gos bei Speis & Trank

  • Wir bleiben beim Essen: In Italien isst man Spaghetti ohne Löffel, zudem wird auf den Gebrauch von Messern bei Spaghetti verzichtet. Wer das Aufrollen nicht beherrscht, tut sich und den Tischnachbarn einen Gefallen und bestellt eine andere Pasta Sorte.
  • In Orten mit vielen Touristen natürlich auf der Karte, aber: Spaghetti Bolognese wird in Bologna nicht gegessen! Maccheroni Bolognese, OK – Lasagne Bolognese, OK – aber keine Spaghetti mit Fleischsoße. Spaghetti bestellt man dort mit Tomatensoße, Carbonara (Eier und Schinken) oder Amatriciana (Speck und Tomaten).
  • Zu Lasagne darf man übrigens nicht in jeder Gegend üppig Tomatensauce erwarten. Manchmal wird dieses beliebte Gericht für unsere Augen sehr „trocken“ serviert.
  • Schon zu oft gesehen: Kein Parmesan auf Nudeln mit Fisch, Muscheln oder Meeresfrüchte. Auch bei Aglio-Olio – wie der Name schon sagt – darf nichts dazu gegeben werden. Selbstverständlich werden auch alle Gerichte mit Trüffel nicht mehr ergänzt.
  • Beim Alkohol sollte man sich in der Öffentlichkeit zurückhalten. Italiener trinken zwar gerne, aber wenn man herum torkelnde Menschen sieht, sind es leider zumeist Touristen.

No-Gos bevor man geht

  • GeldBei uns praktisch Pflicht – in Italien ist es eher unüblich, Trinkgeld zu geben. Maximal ein bisschen Wechselgeld am Tisch liegen lassen, aber das auch nur, wenn man etwas gegessen hat. Die Ausnahme hier sind Lokale der gehobenen Gastronomie und – sorry Leute – Lokale, die häufig von Touristen frequentiert werden. Hier haben WIR diese Sitte sehr zum Unmut der italienischen Gäste eingeführt.
  • Ein absolutes No-Go sind getrennte Rechnungen. Bei Italienern bezahlt jede Person am Tisch die gleiche Summe, unabhängig davon, wie viel gegessen wurde. Unser übliches Aufteilen wird von Einheimischen nicht verstanden und oft als kleinlich empfunden. Wenn es denn unbedingt sein muss, VOR der Bestellung fragen, ob getrennte Rechnungen möglich sind.
  • Ganz wichtig: Egal was man kauft, immer die Rechnung mitnehmen, auch wenn es nur 1 Eis oder 1 Caffè war. Erst nach ca. 10 m darf der Beleg entsorgt werden (Mistkübel!). Es ist mir selbst schon passiert, dass mir ein Finanzbeamter in Zivil (Guardia di Finanza) vor einem Geschäft seine Marke gezeigt und mich nach dem Kassenzettel gefragt hat …
  • Übrigens ist es neuerdings verboten, auf der Straße zu essen, wenn man sich in der Nähe von Sehenswürdigkeiten aufhält. In Rom darf man auch nicht mehr auf der Spanischen Treppe sitzen – nicht einmal einfach so, d.h. ohne Essen und Trinken.

Viele der No-Gos beziehen sich vor allem auf Gegenden außerhalb der Touristen-Hochburgen. Jedoch bleibt man auch hier besser in Erinnerung, wenn man sich an den Einheimischen orientiert.

Weitere No-Gos in Teil 2 …

Tanti Saluti

Elena

 

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42 Comments

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  1. says: detlef

    Italienische Küche ist so abwechslungsreich. Nicht nur Pizza und sowas gehört dazu. In einem guten Restaurant wird man mit richtigen Spezialitäten verwöhnt, die man so nicht kennt.

    1. says: Elena

      Lieber Detlef,
      da stimme ich dir voll und ganz zu. Pizza esse ich nur, wenn es wirklich schnell gehen muss oder ich sonst nichts Passendes finde. Die RICHTIGE itlaienische Küche ist ein Traum. Vor allem schätze ich die „Arme Leut“ Küche.
      LG
      Elena

  2. says: Elisabeth

    Mein Freund und ich verbringen jedes Jahr in Italien. Da wir die italienische Küche lieben, gehen wir auch in Deutschland gerne in ein italienisches Restaurant. Mittlerweile verzichte ich auch auf meinen Löffel beim Spaghetti essen.

    1. says: Elena

      Liebe Elisabeth,
      ja, das verstehe ich! Es geht mir genauso, dass ich manchmal – wenn die nächste Reise zu weit weg ist – italienisch essen gehen mag. Zum Glück gibt es inzwischen im deutschsprachigen Raum viele gute Lokale.
      Herzliche Grüße
      Elena

  3. says: Marie Busch

    Ich bin für ein Date wieder auf der Suche nach einem Restaurant mit italienischer Küche. Ich wusste gar nicht, dass in Italien ein Kaffee automatisch einen Espresso bedeutet. Das werde ich direkt einmal im Restaurant zur Anwendung bringen.

  4. says: Harrald

    Wir gehen in den meisten Urlauben regelmäßig essen, weil wir gerne die jeweilige Küche kennenlernen möchten. Die nächsten Restaurantbesuche sind bereits geplant.

    1. says: Elena

      Hallo Harrald,
      ich gehe auch regelmäßig essen – in Österreich und in Italien. Gewisse Regeln gelten für beide Länder und auch wenn alles teuer geworden ist, ich liebe es, gastronomisch verwöhnt zu werden.
      Viele Grüße
      Elena

  5. says: Paul Trabb

    Ich bin im Sommer eine Woche in Italien zu Besuch. Dort möchte ich natürlich auch in das ein oder andere Restaurant gehen und die Gepflogenheiten einhalten. Danke für den Hinweis, dass dort nicht unbedingt einen Espresso bestellen sollte.

  6. says: Stefan Weber

    Danke für den Beitrag. Interessant, dass es so viele verschiedene Arten von No-Gos im Lokal gibt. Ich suche aktuell nach einem guten Gasthaus mit Restaurant für meinen Urlaub. Hoffentlich finde ich bald eines.

    1. says: Elena

      Lieber Stefan,
      ja, es gibt so einiges zu bedenken. Die genannten Punkte sind jedoch nur Anregungen, die ich in Jahrzehnten durch genaues Hinsehen und durch viele gemeinsame Essen mit Freunden und Bekannten in Italien bemerkt habe. Ob sich jemand dran hält, muss jede:r für sich entscheiden.
      Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Lokalsuche in Italien, aber man kann dabei kaum etwas falsch machen.
      Viele Grüße
      Elena

  7. says: Stefan Weber

    Danke für den Beitrag. Interessant, dass es so viele No-Gos für Urlauber gibt. Ich möchte ein Chalet buchen. Hoffentlich finde ich bald eines in Italien.

    1. says: Elena

      Lieber Stefan,
      danke für die netten Worte und viel Erfolg bei der Suche nach einem passenden Chalet.
      Viele Grüße
      Elena

  8. says: Dario

    Hallo Elena,

    bestellt man Primo und Secondo beides zu Beginn? Oder Bestellt man erst Primo, isst und bestellt dann Secondo?

    Liebe Grüße
    Dario

    1. says: Elena

      Lieber Dario,
      ich habe von meinen italienischen Freunden gelernt, dass man üblicherweise gleich beides bestellt.
      ABER: Wenn ich mit Freundinnen unterwegs bin und wir an den anderen Tischen sehen, dass die Portionen eher groß sind, dann machen wir es eins nach dem anderen. Wir teilen uns manchmal auch eine Vorspeise, lassen das Primo weg und es war erst einmal in meinem Leben ein Problem. In dem Lokal sind wir dann allerdings ohne zu essen wieder gegangen, denn da hat einiges im Tonfall nicht gepasst. Die deutlich günstigere Alternative in paar Türen weiter hat uns dann total entschädigt 🙂
      Liebe Grüße
      Elena

  9. says: Dietrich Schneider

    Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Essen. Gut zu wissen, dass die Essenszeiten in Italien anders sind als in Deutschland. Ich bin aktuell auf der Suche nach einem Restaurant zum Abendessen.

  10. says: Elsa Horneke

    Super Beitrag!
    Danke für die Übersicht der No-Gos und Tabus.
    Dieses Jahr fliegen wir endlich nach Italien, da sind diese Hinweise sehr wichtig für uns.
    Wir müssen nur noch ein Hotel mit Restaurant buchen und das Abenteuer kann beginnen.

    1. says: Elena

      Liebe Elsa,
      da wünsche ich euch ganz viel Spaß!
      Ich kann es auch kaum noch erwarten, bis meine Erkundungen wieder losgehen.
      Viele Grüße
      Elena

  11. says: Kira N.

    Vielen Dank für diesen Beitrag über Tabus in Italien. Spannend, dass man dort die Spaghetti ohne Löffel, sondern nur mit der Gabel isst. Ich esse gern italienische Gerichte, doch habe die Technik auch nicht drauf und werde dann lieber eine andere Pasta bestellen.

    1. says: Elena

      Liebe Kira,
      ich bin auch keine Meisterin in Spaghetti aufrollen am Tellerrand, aber inzwischen ist es zumindest nicht mehr peinlich 🙂
      wobei ich Penne sowieso viel lieber esse.
      Viele Grüße
      Elena

  12. says: Dietrich Schneider

    Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Italien. Interessant, dass getrennte Rechnung ein absolutes No-Go sind. Beim Lesen dieses Beitrages habe ich echt Lust auf italienisches Essen bekommen, ich denke, ich werde mal was beim Lieferservice bestellen.

    1. says: Elena

      Lieber Dietrich,
      mir geht es beim Schreiben auch oft so. Aber zum Glück kann man italienisches Essen fast überall bekommen und zur Not auch selber kochen 🙂
      viele Grüße
      Elena

  13. says: Ju Le

    Herrlich! Das haette ich mal vor 15 Jahren lesen muessen, dann waeren m ir viele Missverstaendnisse oder manchmal auch Fettnaepfchen erspart geblieben. 🙂
    Hier in den Abruzzen ist es ein Tabu beim Essen der Arrosticini (typische Grillspezialitaet aus der Region) nach Ketchup zu fragen. Das ist hier fast schlimmer als eine Carbonara mit Sahne…
    Alles Liebe aus Abruzzo, Jule

    1. says: Elena

      Liebe Jule,
      Arrosticini hab ich zum Beispiel noch nie gehört! Was aber vermutlich daran liegt, dass ich noch nie in dieser Gegend gewesen bin. Der Tipp ist definitiv gut, denn ich hätte vermutlich bei diesem Gericht auch nach Ketchup oder Mayo gefragt. Danke dir für diesen Input, den sicher auch andere nicht gekannt haben.
      Liebe Grüße
      Elena

  14. says: Antonia

    Ganz schön viele Regeln, danke für die Übersicht, das ein oder andere habe ich im Urlaub schon falsch gemacht. Die Kassenzettel habe ich z. B. nie mitgenommen. Am einfachsten ist es für mich, heimlich meine Spagetti vor dem Fernseher mit Löffel zu essen. Unser leckerer Italiener in Kufstein bietet auch take away an.

    1. says: Elena

      Liebe Antonia,
      ich glaube es gibt NIEMANDEN, der sich immer an alles hält. Auch ich habe mich herangetastet und versuche, mich den Gegebenheiten anzupassen. Bezüglich Löffel ist es sicher besser, als Spaghetti durchzuschneiden, was ich auch immer wieder sehe. Das geht eigentlich nur bei Kindern ok.
      Weiterhin viel Spaß in Italien!
      Viele Grüße
      Elena

    1. says: Elena

      Danke für das Lob!
      Ich lese gerade ein Buch über dieses Thema und fast alle Punkte in meinem Artikel finde ich darin bestätigt! Es folgt demnächst eine Rezension darüber 🙂 Vielleicht ist dieser Beitrag bzw. das Buch dann auch interessant…
      Liebe Grüße
      Elena

  15. says: Jim Winkler

    In den nächsten Wochen habe ich sogar einen Italienausflug. Das wird ein richtig schöner Urlaub mit allem drum und dran. Das hier sind wirklich ein paar wirklich gute Tipps die man gut gebrauchen kann.

    1. says: Elena

      Lieber Jim,
      ich freue mich, wenn meine Tipps als hilfreich empfunden werden und wünsche einen schönen Urlaub!
      Viele Grüße aus Salzburg
      Elena

  16. says: Verena

    Hallo Elena, ich bin noch ganz am Anfang mit dem Blog, habe ihn erst vor einer Woche veröffentlicht, bin also kompletter Blog-Neuling 🙂 .. Werde mich also erst nach und nach ins Bloggen einarbeiten. Wünsche dir einen schönen Tag. Tanti saluti, Verena

    1. says: Elena

      Hallo Verena,
      nur Mut, es macht Spaß, aber es geht auch viel mehr Zeit drauf, als ich jemals gedacht hätte!
      Viele Grüße
      Elena

  17. says: Verena

    Sehr toller Beitrag! Ich habe einen ähnlichen auf meinem Italien Blog. Sehr viele Italien Urlauber wissen einige Dinge nicht. Die Touristengegenden und das „echte“ Italien sind eben doch noch mal zwei paar Stiefel. Gerade Spaghetti Bolognese ist für viele Deutsche das italienische Gericht schlechthin. Solche Tipps sind natürlich immer hilfreich, gerade um eine brutta figura zu vermeiden 🙂

    1. says: Elena

      Liebe Verena,
      der Ausdruck „brutta figura“ ist nicht schlecht! Ich freue mich, dass dir der Artikel gefallen hat, da du doch eine Insiderin bist. Ich muss mir gleich mal deinen Blog ansehen!
      Liebe Grüße
      Elena