Castello di Ahrensperg – Pulfero

Eine Besichtigung mit Hindernissen

Die Gemeinde Pulfero in der Provinz Udine liegt nicht wirklich am Weg. Außer man fährt über das Soča Tal und dem Raibler See (Lago del Predil) Richtung Österreich. Aber selbst bei dieser Route kommt man nur vorbei und nicht mitten durch. Schon gar nicht durch den Ortsteil Biacis mit dem Castello di Ahrensberg. Dieses entdeckt man nur, wenn man zum Beispiel zur Höhle San Giovanni d’Antro möchte und sich die frühchristliche Kirche und das Drumherum ansehen will.

Das war bei meinem 1. Besuch in Pulfero der Plan, aber die Grotte war leider geschlossen. Pandemie eben. Blöd, aber was soll’s!

Beim Rückweg ist mir der Wegweiser zum Schloss Ahrensperg in Biacis aufgefallen. Gut, dachte ich, dann sehe ich mir eben das an. Aber bedauerlicherweise noch einmal Pech! Ich konnte es nicht finden, weil man das Castello von der Straße beim Wegweiser mitten zwischen den alten Häusern nicht sieht.

Aber wie ihr mich kennt, lasse ich mich durch solche Hindernisse nicht entmutigen und kürzlich startete ich einen neuen Versuch und war diesmal erfolgreich 🙂

Wie genau kommt man ans Ziel?

Es gibt 2 Möglichkeiten, das Castello di Ahrensperg zu erreichen. Beide sind ab dem Ortsteil Biacis NUR ZU FUSS möglich.

Zuerst fährt man mit dem Auto auf der Via Valli del Natisone und biegt (von Cividale aus kommend) kurz vor der Brücke (Ponte San Quirino) bei der Bar Al Ponte links ab. Die Weiler heißen Vernasso, Oculis und Spagnut. Die Straße ist schmal, aber man kann sich eigentlich nicht verfahren, wenn man den Schildern Richtung Antro folgt. Auch die dort in Gegend wohnenden Spaziergänger:innen helfen gerne, falls notwendig.

Achtet dann auf der linken Seite auf einen beeindruckenden Brunnen. Hier kann man entlang der Straße parken, um links auf dem kleinen Weg zu gehen, der nur für Anwohner befahrbar ist! Es sind keine 5 Minuten bergauf. Die Straße ist asphaltiert, wenn auch mangelhaft.

Die zweite Option ist mitten im Dorf. Hier befindet sich der bereits erwähnte Wegweiser und wieder ein dominanter Brunnen, der nicht übersehen werden kann. Hier empfehle ich, beim Brunnen VORBEIZUFAHREN, umzudrehen und entlang der Stützmauer bei der Straße so nah wie möglich in Gegenrichtung zu parken. Zurück zum Brunnen, zum Wegweiser und HINTER den Häusern führt dann ein schmaler Pfad hinauf zum vorhin beschriebenen Weg. Von dort aus sieht man das Castello di Ahrensperg bereits.

Ich persönlich finde ja, dass diese Brunnenfigur ein wenig an unseren Kaiser Franz Joseph I. erinnert.

Das mag aber vielleicht meine Fantasie sein und von den Erbauern gar nicht so beabsichtigt.

Bevor ihr hinaufgeht, achtet auf die ausgestellte Steinplatte.  Dieses mysteriöse Relikt vergangener Zeiten ist mit keltischen (?) Symbolen verziert.

Nach dem Erdbeben von 1976 wurde die (Tisch-) Platte restauriert und zur Schau gestellt.

Wie Phönix aus der Asche im neuen Glanz

Ganz ohne einen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte geht es bei mir natürlich nicht!

Ursprünglich war dieses Castello eine Befestigungsanlage, die mit mehreren anderen Burgen ein ganzes System an den Ufern des Flusses Natisone bildeten. Dies war auch nötig, den die Handelsroute führte vom Forum Iulii bis zur Provinz Noricum, also quasi meiner Heimat.

Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts wird der Ort erstmals urkundlich erwähnt; ca. 100 Jahre später auch die Burg. Der Ursprung scheint aber bereits aus der langobardischen Zeit, vielleicht sogar noch früher zu sein.

Es folgen turbulente Zeiten, in denen sich Belagerungen und Waffenstillstand abwechseln. Dabei sind in der Gegend bekannte Namen wie Porcia, Savorgnan, Della Torre und natürlich das Patriarchat von Aquileia sowie Bella Venezia mit dabei. Wie in dieser Gegend keine Überraschung, zerstörten mehrere Erdbeben im Laufe der Zeit, was feindselige Auseinandersetzungen noch übrig gelassen hatten.

Weitere 100 Jahre später – inzwischen im Besitz der Familie Strassoldo – wurde die Burg abgerissen. Übriggeblieben ist nur der Turm, den man auch heute noch sieht. Er wurde lange Zeit als Gefängnis benutzt und bei der Führung zeigte man uns auch, wie die Gefangenen diesen Weg antreten mussten. Vom oberen Fenster wurde eine Planke gelegt, über die dann der „Balkon“ des Kerkers erreichbar war.

In den 1930-er Jahren wurde der Turm durch das Unternehmen Italcementi (Zementfabrik), das unweit davon einen Steinbruch hatte, restauriert. Noch heute sieht man hinter dem Turm die Reste der Arbeitsplattform.

Bei der Besichtigung wurden wir darauf hingewiesen, dass man auch heute noch die Trasse Schmalspurbahn zum Transport des geförderten Materials sieht, die an der Schlossmauer und hinter der Kirche vorbei führte.

Doch erst um den Jahrtausendwechsel erfolgten archäologischen Untersuchungen des Burggeländes mit mehreren Etappen. Dabei kamen Reste der heutigen Struktur zutage, die nach und nach in den letzten beiden Jahrzehnten wieder aufgebaut wurden.

Das Castello di Ahrensperg hat einen privaten Eigentümer

Mit viel Engagement, Zeit und Geld ist es gelungen, aus einem Haufen von Steinen wieder ein Castello mit einigen Nebengebäuden zu erschaffen. Inzwischen ist Giavanni Biasatti seit einigen Jahren im Ruhestand. Doch da er davor als Techniker tätig war, konnte er uns beim geführten Rundgang die Rekonstruktion nicht nur ausgezeichnet erklären, sondern und vor allem die Arbeiten der letzten Jahre professionell durchführen lassen.

Besonders charmant habe ich empfunden, dass 2 seiner Enkel in die Erklärungen eingebunden wurden und somit schon in jungen Jahren die Liebe und das Wissen um das spätere Erbe zu keimen beginnen kann ♥

Die Arbeiten gehen immer noch weiter!

Seit Beginn des Wiederaufbaus wurden nicht nur eine kleine Kirche und 2 Nebengebäude instand gesetzt, nein – das Hauptwohngebäude, der Bergfried, kann zu besonderen Zeiten besichtigt werden.

Das Gotteshaus ist SS. Giacomo und Anna geweiht. Das sind die Eltern von Maria und daher die Großeltern von Jesus.

Schlafen in der Burg

Wenn ihr euch einmal wie ein Burgfräulein oder ein edler Ritter fühlen wollt, dann bucht doch eines der (derzeit) 2 liebevoll eingerichteten Doppelschlafzimmer (mit eigenem Bad) im Obergeschoss des Haupthauses.

Im opulent gestalteten Wohnzimmer wurde uns während der Besichtigung mehr über den Werdegang der Arbeiten und ein kleiner Ausblick in die Zukunft erzählt. Hier kann bei der schönen Feuerstelle stilvoll gefrühstückt werden oder man entspannt sich einfach gemütlich auf den Sofas mit einem schönen Glas Wein aus der Gegend.

Die Küche befindet sich in einem der beiden Gebäude, die ich euch vorhin gezeigt habe und ist von außen zugänglich. Bei Schönwetter kann man natürlich auch die Terrasse zum Frühstücken nutzen.

Mehr Bilder der Zimmer sowie die Buchungsmöglichkeiten findet ihr auf Albero Diffuso Valli del Natisone (info [at] slow-valley [dot] com), sowie auf Facebook und Instagram.

Der Wappensaal kann auch für kleinere Veranstaltungen gebucht werden.

Castello di Ahrensperg

33046 Pulfero Loc. Biacis (UF)

Tel.: +39 0432 904572
Mobil: +39 335 6473445

info [at] biasatti [dot] eu

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Der Beitrag ist ohne Bezahlung und Auftrag entstanden. Jedoch hat mich bei der Besichtigung niemand um die Bezahlung von einer Eintrittsgebühr gebeten.


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2 Comments

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  1. says: Zuan Pieri Biasatti

    Carissima Elena, io e mia moglie siamo stati tanto contenti di averti ospitato in castello durante la manifestazione Castelli aperti organizzata dal Consorzio castelli del Friuli. Quando vuoi passare siamo molto contenti di averti come ospite.
    Il tuo reportage è molto interessante e professionale.
    Un caro saluto da
    Marisa e Zuan Pieri

    1. says: Elena

      Cara Marisa,
      caro Zuan Pieri,
      grazie per le belle parole e sarei felice di tornare tra poco per vedere gli ulteriori lavori sul castello e gli annessi.
      Tante belle cose
      Elena