Die bewegte Geschichte des Castello di Magione

Von den Tempelrittern zu den Maltesern

Ich LIEBE Schlösser & Burgen mit Rittergeschichten und diese hier ganz besonders. Das Castello dei Cavalieri di Malta, wie dieses traumhafte Gebäude auch genannt wird, bietet das alles und mehr!

Stellt euch vor, wir fahren gemeinsam im Cabrio von Perugia durch die sanften Hügel Umbriens, vorbei an Weinbergen und Olivenhainen, bis wir schließlich vor dem Castello di Magione stehen.

runder Turm Magione
Im Garten von Magione
Eingang Magione

Das Castello, das wie aus einem Märchenbuch zu stammen scheint, liegt am Rand des kleinen (namensgebenden) Ortes Magione, nicht weit vom wunderschönen Trasimeno See. Es hat eine Geschichte, die sich wie ein spannender Roman liest und ich fand den Ort einfach magisch!

Gründung und Baugeschichte

Das Castello di Magione wurde im 12. Jahrhundert von den Tempelrittern errichtet. Macht kurz die Augenzu und dann könnt ihr euch bestimmt vorstellen, wie diese Ritter in glänzenden Rüstungen durch die Hallen marschierten!

Anfangs war das Gebäude eher schlicht, denn sowohl das Haupttor als auch die 3 Seiten mit den Bögen kamen erst später dazu.

Büro und Ticket Office
Statuen in Wandnische

Die Festung diente ursprünglich als Spital und sicherer Rastplatz für Pilger, die auf dem Weg nach Rom waren. Man kann noch heute die alte Kapelle besichtigen, in der sich die Pilger einst versammelten, um zu beten und ihre Reise segnen zu lassen.

Pozzo in Magione
Zugang zum Verkostungsraum

Über den Ursprung von Castello Magione gibt es 2 Theorien:

  • Die einen meinen, nach der Auflösung des Templerordens im 14. Jahrhundert ging das Castello in den Besitz des Johanniterordens (auch als Malteserorden bekannt) über.
  • Andere hingegen vermuten, dass das Gebäude immer schon im Besitz der Malteser war.

Eindeutige Aufzeichnungen gibt es scheinbar nicht, aber ich finde das auch nicht schlimm, denn so gibt es mehr Raum für Fantasie.

Die Kapelle von Johannes dem Täufer

Der Name von Johannes wurde gewählt, da es sich um den Schutzpatron des Ordens handelt. Die Kapelle ist relativ klein und schlicht gestaltet, was typisch für Kapellen dieser Zeit ist, besonders solche, die für die Nutzung durch Ritterorden bestimmt waren.

Ihr seht das beim einfachen Kreuz statt eines prunkvollen Hochaltars. Das Kreuz stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist aus einem einzigen Stück Holz gefertigt.

Kapelle im Castello Magione

Das Innere der Kapelle ist reich mit Fresken verziert, die verschiedene Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer darstellen. Die Fresken stammen ebenfalls größtenteils aus dem 15. Jahrhundert und zeigen eine Mischung aus romanischen und gotischen Stilelementen.

Sie wurden tatsächlich erst 1964 bei Renovierungsarbeiten entdeckt. Stellt euch nur vor, wie viele Generationen sie NICHT bewundern konnten!

Besonders hervorzuheben ist eine Darstellung der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, die kunsthistorisch als besonders wertvoll gilt.

Weihnachtsfresko mit Lago Trasimeno
VIP Malteser Sessel
Fesken im Castello Magione

Weiters ist die Geburt Christi sowie eine Komposition mit der Jungfrau, Johannes dem Täufer und Jakobus zu bewundern. Im Hintergrund ist der Lago Trasimeno mit Castiglione del Lago abgebildet. Wenn ihr das Gesicht von Maria betrachtet, seht ihr, dass es offensichtlich von einem Meister der Schule des Pinturicchio stammt.

In der Sakristei seht ihr ein Fresko, das noch ca. 100 Jahre älter ist und später einfach übermalt wurde. Das war zu jeder Zeit üblich und manchmal sogar gut so, denn dadurch wurden schöne Werke konserviert.

Johannes der Täufer
Wunderbare Details sind in diesem Bild zu finden,
Kreuz in Vitrine
Wasser und Wein
Wasser und Wein gehört in jedem Gotteshaus dazu.

Was mich aber auch besonders beeindruckt hat, ist dieses sehr, sehr alte Buch! Manche von euch wissen bestimmt inzwischen, dass ich trotz Digitalisierung immer noch eine Freundin von greifbaren Büchern bin und von alten und/oder dekorativen Exemplaren ganz besonders!

altes Buch geschlossen
altes Buch geöffnet

Die Kapelle wurde im Laufe der Zeit mehrfach restauriert und Mitte des 18. Jahrhunderts sogar verkürzt, um den neuen Eingang besser zu positionieren.

Wein und Öl wurde zum Geschäft

Nicht Wasser und Wein wie in der Kirche, sondern Öl und Wein tragen heute dazu bei, das Castello mit dem nötigen Geld zu versorgen. Dadurch ist das Castello bis heute in einem hervorragenden Zustand!

Der Weinbau im Castello di Magione ist eine gelungene Mischung zwischen Tradition und Innovation. Insgesamt sind es 1300 ha Land, die im Laufe der Zeit von der Kirche und von Adeligen geschenkt wurden.

Verkostungsraum Magione
Weinverkostung Magione

Hier werden einige ganz wunderbare Weine produziert. Ich konnte mich selbst davon überzeugen und auch wenn ich keine Sommelière bin, mir hat die Verkostung gefallen; sowohl die Weine im Glas, als auch das Ambiente unter den alten Bögen.

Was ich vor dieser Verkostung ebenfalls nicht wusste ist die Verbindung zu Friaul, denn Rocca Bernarda, ein wunderschönes Weingut das ich bereits mehrmals besucht habe, ist ebenfalls im Besitz der Malteser.

Details Weinverkostung Magione

Wie ihr seht, gibt es auch Prosecco aus Asolo (Venetien) hier. Auch diese Produktion gehört zum Besitz der Malteser!

Wir könnten aber auch im urigen Kellergewölben sitzen, doch das war bei meinem Besuch mit einer ganzen englichsprachigen Reisegruppe besetzt, die sich unübersehbar (und unüberhörbar) köstlich amüsiert hatten.

Weinkeller Magione

Ihr ahnt es bestimmt schon: Nicht nur die Baugeschichte und der Wein machen dieses schöne Gebäude so besonders.

Habt ihr schon von der die Magione-Verschwörung gehört?

An diesem Ort haben sich historische Ereignisse abgespielt!

Kurz nach 1500 fand hier das berüchtigte Treffen der „Magione-Verschwörung“ (Congiura della Magione) statt, bei dem einige der mächtigsten italienischen Adligen wie (z. B. Paolo Orsini) und mehrere Condottieri (Söldnerführer) zusammenkamen, um gegen Cesare Borgia und seinen wachsenden Einfluss bzw. seine skrupellosen Methoden zu intrigieren.

Niccolò Machiavelli (Diplomat und Philosoph) beobachtete diese Ereignisse und nutzte sie später als Inspiration für seine politischen Theorien. Er wird u. a. als Vater der Politikwissenschaft bezeichnet (doch das nur als Information am Rande).

historische Waffen Castello Magione

Die Verschwörung selbst war übrigens zum Scheitern verurteilt, da Cesare Borgia ein Meister der politischen Manipulation war und die Pläne seiner Feinde rechtzeitig durchschaut hatte. Die Folgen waren für die Verschwörer katastrophal – viele von ihnen wurden gefangen genommen und – es wird niemanden verwundern – hingerichtet.

Als ich von dieser Begebenheit gehört hatte, konnte ich direkt die Spannung in der Luft spüren, während ich durch das Wappenzimmer ging, in denen diese geheimen Pläne geschmiedet wurden.

Ich und meine Fantasie… 🙂

Wappenzimmer

Heute werden in diesem Saal die neuen Großmeister eingeführt – bestimmt ein würdiger Rahmen!

Geschichte des Malteserordens

Erfolgreicher war im Gegensatz zum vorher genannten Komplott die Gründung der Malteser!

Ursprünglich wurde der Orden um 1048 in Jerusalem gegründet, um Pilgern, die das Heilige Land besuchten, medizinische Hilfe und Schutz zu bieten. Diese Aufgabe entwickelte sich schnell zu einer militärischen und später zu einer souveränen Rolle, besonders nachdem die Kreuzfahrer das Heilige Land erobert hatten.

Der Orden wurde zu einer bedeutenden militärischen und politischen Kraft im Mittelmeerraum, insbesondere während seiner Zeit auf Rhodos (1310–1522) und später auf Malta (1530–1798), wo er als Verteidiger des Christentums gegen das Osmanische Reich agierte (Seeschlacht von Lepanto). Seit dieser Zeit besteht auch der heutige Name.

Malteser Kreuz Flagge

Im Kampf wurde übrigens das weiße Kreuz auf rotem Grund (Tatzenkreuz) verwendet und geht zurück auf Händler von der Amalfiküste, welche beim 1. Spitalsbau in Jerusalem geholfen haben sollen.
Noch heute kommen im September die aktuellen Großmeister hierher ins Castello Magione. Während früher adelige Herkunft wichtig war (der Besitz ging an den Orden über), zählen heute die modernisierten Statuten.

⇒ Wusstet ihr, dass der Orden wie eine Regierung ohne Land ist?

Der heutige Hauptsitz ist der Palazzo Malta in der Via Condotti 68 in Rom und gilt mit der Kirche Santa Maria del Priorato di Malta am Aventin als exterritorial!

Schade, dass ich das nicht früher gewusst habe, denn ich bin wenige Monate vorher im Orangengarten am Aventin in Rom gewesen, also in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Bank mit Malteser Kreuz

Heute werden nicht nur Pilger und Kranke betreut, sondern generell Menschen in Schwierigkeiten. Der komplette Name lautet:
Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta.

Der Malteserorden besitzt einen einzigartigen Status als souveränes Subjekt des Völkerrechts.

Er unterhält diplomatische Beziehungen zu über 100 Staaten und hat Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen. Dies ermöglicht es dem Orden, in Krisengebieten und bei humanitären Katastrophen schnell und effektiv zu agieren.

Der Wandel zum kulturellen Zentrum

Das Castello hat natürlich in den letzten Jahrzehnten andere Funktionen als die Jahrhunderte zuvor. Die große Halle wurde Mitte des 18. Jahrhunderts geteilt, da Lagerraum benötigt wurde.

Ihr seht in der großen Besprechungshalle u.a. Schiffsmodelle:

  • eines stellt eine Galeere bei der Seeschlacht im Jahr 1571 dar;
  • ein anderes hat 2 Kanonenreihen und galt daher als unberechenbar.
Schiffsmodell in Magione

Doch dessen noch nicht genug: ich habe jede Menge Stücke gesehen, die in Verbindung zu Österreich stehen. Einige davon zeige ich euch hier.

Österreich in Magione

Insgesamt sind Gaben aus aller Welt in den Vitrinen zu bestaunen.

Gedenk-Münzen für die Malteser

Heute ist das Castello di Magione nicht nur ein historisches Monument, sondern auch ein lebendiger Ort der Kultur. Es werden regelmäßig Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen organisiert.

Alles in allem ist das Castello di Magione ein wahres Juwel.

Elena im Castello Magione

Mir hat es hier total gefallen, denn die faszinierende Geschichte im Hintergrund wird nur schwer zu überbieten sein.

Das Castello Magione verbindet die Tempelritter mit der Schönheit der umbrischen Landschaft und dem Genuss exzellenter Weine.

Wenn ihr einmal nach Umbrien kommt, müsst ihr diesen Ort unbedingt besuchen.

Lass mich euch abschließend noch einen Tipp geben, falls sich nach der Besichtigung Hunger bei euch meldet.

Bistrò 1970 - caffetteria e piccola cucina

Sabrina Costini verwöhnt euch gleich ganz in der Nähe in der Via XX Settembre, 47 in Magione (im Centro).

Bistro 1970

Castello di Magione – Terre dei Cavalieri

Via Cavalieri di Malta, 31
06063 Magione (PG)

+39 075 843547

Magione Wappen und Fahne

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Dies ist ein rein redaktioneller Artikel ohne Auftrag und Bezahlung. Jedoch musste ich für die Besichtigung keinen Eintritt bezahlen und ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal für die detaillierten Erklärungen zur Geschichte des Hauses.


 

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