Mestre – eine moderne Stadt mit historischem Charme

Jede:r von uns, der Venedig einmal besucht hat, kennt Mestre. Egal ob die Anreise mit der Bahn oder mit dem Auto erfolgt. Wobei VORBEI die meist passendste Aussage ist, denn kommt man von Osten, denken vermutlich alle: Laguna di VENEZIA – ICH KOMME.

Fährt man mit dem Auto aus dem Westen daran vorbei, sieht man keine besonders reizvollen Seiten und es ist fast immer Stau.

Mir ging es jahrelang genauso, bis ich endlich auf einer Messe einige Bewohner:innen von Mestre kennenlernte und diese mir von den schönen Seiten vorschwärmten.

Nun, es hat eine Weile gedauert, doch endlich plante ich einen Stadtbummel durch Mestre.

Mestre – eine faszinierende Stadt in Venetien

Mit ihrer strategisch günstigen Lage auf dem Festland, in unmittelbarer Nähe zu Venedig, bietet Mestre zahlreiche Vorzüge und ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, wie man bei Recherchen für Zugreisen in dieser Region bemerken wird.

Doch nicht nur der Bahnhof ist ein wichtiger Knotenpunkt für Zugverbindungen nach Venedig, Triest, Verona und andere Städte, auch der Flughafen Marco Polo ist nur eine kurze Autofahrt entfernt.

Anreise nach Mestre mit dem Auto

Etwas heikler als Flug und Zug sind die Straßen. Die Stadt verfügt zwar über gut ausgebaute Straßenverbindungen, aber gefühlt an jeder Einfahrtsstraße ist ein ZTL-Schild (Zona Traffico Limitato).

Aus eigener Erfahrung kann ich euch berichten, dass ihr kaum die Zeit haben werdet, die Texte auf den Schildern darunter zu lesen, denn es ist praktisch immer viel, sehr viel Verkehr.

Für alle, die planen, Mestre (oder eine andere Stadt mit ZTL) zu besuchen, ist es wichtig, sich über die Sperrgebiete im Klaren zu sein. Ein Verstoß gegen die Beschränkungen führt zu Geldstrafen, die ich z.B. in Verona habe bezahlen müssen (beim Hineinfahren UND noch einmal beim Hinausfahren). Konzentriert euch also nicht nur auf das, was euer Navi vorschlägt, sondern informiert euch vorab, welche Straßen ihr besser nicht nutzt.

Wenn euch das aber nicht abschreckt, dann werdet ihr ausreichend Parkhäuser und Parkplätze zum fairen Preis vorfinden. Mehr Informationen sind direkt auf der Seite der AVM.

Deutlich günstiger schlafen als in Venedig

Im Vergleich zu Venedig ist Mestre eine erschwingliche Alternative für Unterkünfte. Da ich in der Nähe wohne, habe ich zwar das Angebot nicht selbst genützt, aber bei meinem Spaziergang sind mir mehrere ansprechende Hotels und B&Bs aufgefallen.

Bei einigen habe ich gefragt oder mich kurz im Internet schlau gemacht und ich war überrascht, zu welchen Preisen man teilweise schon übernachten kann. Natürlich gilt das NICHT für die Hauptsaison, wenn ALLE verreisen! Ich habe definitiv vor, einmal über Nacht zu bleiben. Warum, das werdet ihr euch sicher denken können, wenn ihr den Artikel bis zum Ende lest 🙂

Tram di Mestre und andere Möglichkeiten

Mestre hat übrigens ein Straßenbahn System und man ist damit in ca. 10 Minuten vom Bahnhof auf der Piazzale Roma in Venedig. Doch natürlich ist das auch mit Bussen und der Bahn in sehr kurzen Intervallen möglich. Vergleicht einfach die Preise oder nehmt, was zuerst da steht. Für die ganz Bequemen unter euch bietet sich natürlich ein Taxi an, das auch nicht die Welt kostet.

Jetzt müsstet ihr nur noch ein strategisch gut gelegenes Hotel finden, je nachdem, was ihr gerne besichtigen möchtet.

Shopping gehört in Italien dazu

Dass Mestre eine Vielzahl von Einkaufsmöglichkeiten bietet, wird nun niemanden überraschen. Ich habe mich nicht auf Einkaufszentren konzentriert, doch es gibt einige davon.

Lieber wären mir da schon ein traditioneller Markt, wie z.B. auf der Piazzetta San Francesco (Montag bis Samstag) oder der Bauernmarkt, auf der Piazzetta Alfonso Coin, jeden Donnerstag von 08.00 bis 13.00 Uhr (Zeitangaben ohne Gewähr).

Doch auch dafür habe ich meine Zeit nicht „verschwendet“.

Im Zentrum von Mestre findet ihr viele kleinere Geschäfte in allen Preisklassen. Das ist eher mein Ding, denn hier findet man alles, was das Herz begehrt, von lokalen Produkten bis hin zu internationalen Marken.

Kunst und Kultur

Mestre hat ein reiches kulturelles Angebot mit Theatern, Konzertsälen und Museen.

Falls ihr an moderner Kunst interessiert seid, so geht unbedingt ins M9 Museum in der Via Giovanni Pascoli 11. Das ist bereits relativ zentral und Gastronomie für eine Pause zwischendurch gibt es auch.

Am anderen Ende des Zentrums, beim 2. verbliebenen Turm, konnte ich gerade noch rechtzeitig vor Ende eine kleine Ausstellung der Malerin Lina Bartolommei und ihren magischer Realismus bewundern. Ihr bis heute unerklärtes Verschwinden 1943 hat mich sehr berührt.

Solltet ihr kleine, aber feine Galerien mögen, dann schaut doch in der Provvederia in der Via Torre Belfredo 1 vorbei. Ich bin mir sicher, dass auch viele der noch folgenden Ausstellungen einen Besuch wert sind.

Wer ins Theater möchte, für den ist das Teatro Toniolo das Richtige. Das Theater aus dem 19. Jahrhundert dient heute als Veranstaltungsort für Theateraufführungen, Konzerte und andere kulturelle Ereignisse. Es ist gleich um die Ecke von unseren zentralen Punkt und dem Dom.

Unser zentraler Punkt

Merkt euch unbedingt für euren Rundgang die Piazza Erminio Ferretto. Dieser äußerst lebendige Platz hat mich wirklich sehr überrascht und den kennt JEDE:R.

Solltet ihr euch verlaufen oder eure Begleitung verlieren, dann ist das der perfekte Treffpunkt im Stadtzentrum.

Sehr ruhig zur Mittagszeit…

Was mich hier auf dem Platz auch überrascht hat, waren die vielen wirklich gut gekleideten Menschen. Von Kopf bis Fuß durchgestylt – es war eine Augenweide. Grandios!

…unglaublich viele Leute am späten Nachmittag.

Um euch jedoch gleich wieder in die Realität zu holen: Es gibt ganz viele Straßen mit einem extrem hohen Ausländeranteil. Dementsprechend sind auch dort die Geschäfte anders. Ich habe mich aber auch in diesen Straßen sicher gefühlt. Ebenso fand ich einige Details abseits der Fußgängerzone sehr ansprechend.

Einige der wichtigsten historischen Bauwerke in Mestre

Duomo di San Lorenzo Martire

Gleich am südlichen Ende des Platzes seht ihr die Kathedrale San Lorenzo. Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert erbaut und im Laufe der Jahrhunderte mehrmals restauriert und erweitert. Sie verfügt über einen eleganten Glockenturm und eine beeindruckende Fassade.

Mir hat besonders gefallen, dass die Position nicht in Reih und Glied wie alle anderen Gebäude ist, sondern sie leicht schräg an der Piazza steht.

Das habe ich noch eher selten gesehen, gibt es aber z.B. auch in Montagnana.

Torre dell’Orologio

Geht man über den länglichen Platz weiter, kommt man direkt zum Torre dell’Orologio. Der Uhrturm ist ein Wahrzeichen von Mestre und geht auf das 11. Jahrhundert zurück. Er wird auch Torre Civico genannt und war früher die Porta del Borgo, die Mautstelle.

Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und die zuständige Dame hat mir Unmengen über die Geschichte erzählt. Ich will euch nicht alles wiedergeben, nur soviel: Früher gab es mehr als 10 Türme und 3 Tore.

Leider wurden sowohl die Stadtmauer als auch fast alle Türme im Laufe der Zeit abgerissen, aber man kann an einem Modell sehen, wie es vor Jahrhunderten ausgesehen haben könnte.

Am Uhrturm befindet sich der höchste Aussichtspunkt (24 m) und Interessierte dürfen einen Teil hinaufsteigen, wenn sie (noch) können. Aber leider nicht ganz, dennoch ist es die Mühe wert. Ich rate euch, das zu tun, falls es eure Gesundheit und Kondition erlaubt. Von hier oben öffnet sich das schöne Panorama der Stadt mit den typisch italienischen Gebäuden der Vergangenheit.

Die öffentliche Bibliothek von Mestre

Die Villa Erizzo (nur ein Beispiel von über 40 Villen auf dem Gemeindegebiet) ist ein wunderschönes historisches Gebäude aus dem 16. Jahrhundert im Palladianischen Stil und beherbergt heute die Bibliothek. Das Gebäude wurde mir von der Mitarbeiterin im Torre Civico sehr empfohlen.

Einheimischen Tipp!

Am Stadtrand und trotzdem sehenswert

Falls ihr etwas weiter außerhalb (ca. 3 km | 35-40 Minuten vom M9) auch noch etwas sehen wollt, dann empfiehlt sich die Forte Marghera, die ich allerdings noch nicht besichtigt habe. Dieses Fort wurde im 19. Jahrhundert erbaut und war einst Teil der Verteidigungsanlagen von Venedig. Ganz nebenbei möchte ich bemerken, dass es eine kurze Weile lang auch uns Österreichern gehört hat. Aber eben nur kurz. Leider!

Heute kann man die Anlage besichtigen und die Geschichte der Festung erkunden. Achtung – unbedingt vorher die aktuellen Öffnungzeiten prüfen, nicht dass ihr den Weg umsonst macht.

Das Bauwerk ist aber einfach zu finden, denn den größten Teil des Weges geht man in der Via Forte Marghera direkt am Kanal entlang und kann sich daher kaum verlaufen. Wenn ihr es euch vorab auf Google Maps anseht, so werdet ihr vermutlich genau wie ich an die Zacken von Palmanova erinnert.

Gleich in der Nähe ist der Parco di San Giuliano, der über hundert Jahre alt ist. Dieser weitläufige Park ist ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen gleichermaßen. Hier kann man entspannen, spazieren gehen oder Rad fahren und die Natur genießen. Es finden auch regelmäßig Veranstaltungen statt. Während eines Spaziergangs durch den Park kann man die berühmte „Brücke der Freiheit“ (Ponte della Liberta) sehen, die Mestre mit Venedig verbindet. 

Mestre ist definitiv einen Besuch wert

Obwohl Mestre heute als moderne Stadt erscheint, hat sie eine lange Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Während des Mittelalters war Mestre ein wichtiger Handelsposten und ein bedeutender Ort für die Venezianische Republik.

Dass diese Liste nur eine kleine Auswahl der historischen Schönheiten, die Mestre zu bieten hat, ist, versteht sich von selbst. Ich habe für mich entschieden, dass ich mir Mestre und das Umland definitiv noch genauer ansehen werde, denn viele der genannten Möglichkeiten habe ich nicht im Detail besuchen können. Dazu reicht ein einziger Tag in einer mir noch gänzlich unbekannten Stadt mit ~200.000 Einwohnern nicht aus.

Egal, ob man die Bauwerke bewundert, das kulturelle Angebot genießt oder einfach die Annehmlichkeiten der Stadt nutzt, Mestre ist zweifellos ein spannendes Reiseziel, das bestimmt viele bisher nicht in Erwägung gezogen haben.

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Der Artikel über die Stadt Mestre entstand ohne Auftrag und ohne Bezahlung.


 

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8 Comments

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  1. says: Martina Lamping

    Danke für diesen Bericht über Mestre. Als ich 1991 meinem auch noch jetzigen Lebenspartner nach Italien gefolgt bin, haben wir einige Jahre in Mestre gelebt und gearbeitet (Via Forte Marghera und Via Bissuola) bis wir erst in die USA und dann nach 5 Jahren dort nach Italien zurückgekommen sind, diesmal aber aufs Land, in einen kleineren Ort mit dem kuriosen Namen Zero Branco, bei Treviso. Ich habe Mestre immer schön gefunden, habe dort die Sprache gelernt und mit netten Menschen Freundschaft geschlossen. Mich hat der Wochenmarkt Mittwochs und Freitags mit dem bunten Treiben fasziniert, den ich mir nie habe entgehen lassen. Piazza Ferretto war ein beliebter Ort zum Sehen und Gesehen Werden…wo du die gut gekleideten Menschen ansprichst. Heute habe ich mich an das „Landleben“ gewöhnt und gehe lieber nach Treviso, das ich noch schöner finde und nur 5km entfernt ist. Wir sind aber noch öfters in Mestre, da wir uns gelegentlich mit Freunden dort treffen.

    1. says: Elena

      Liebe Martina,
      deine netten Worte freuen mich sehr! Bei deinem jetzigen Wohnort bin ich erst kürzlich vorbeigefahren, als ich wieder einmal Noale besucht hatte. Direkt erinnern kann ich mich an Zero Branco aber nicht. Aber dort in der Gegend gibt es auch schöne Villen, ich immer wieder suche und dann, wenn’s für die Besitzer passt, besuche und beschreibe. Treviso liebe ich übrigens auch sehr!
      Viele Grüße
      Elena

  2. says: Concetta Genova

    Hallo, ich bin eine Sizilianerin die bei Frankfurt aufgewachsen ist und seit 3 Jahren aus Herzensgruenden in Dolo auf der Riviera del Brenta hingezogen ist. Ich danke sehr fuer diesen Artikel, aus den einfachen Grund weil ich bisher dachte die Einzige zu sein, die Mestre ganz schoen findet. Die Einheimischen der Umgebung snobben diese Stadt. LG

    1. says: Elena

      Liebe Concetta,
      es freut mich auch zu lesen, denn selbst Bewohner von Mestre scheinen die Schönheit vom Stadt-Zentrum nicht zu erkennen und fokussieren sich nur auf die Straßen mit dem hohen Ausländeranteil. Die gibt es – zweifellos – aber die gibt es auch in vielen anderen Städten.
      Dolo mag ich auch und bin auch immer wieder dort.
      Liebe Grüße
      Elena

    1. says: Elena

      Liebe Christine,
      ich werde bestimmt auch wieder einmal hinfahren, denn Mestre Centro am späten Nachmittag oder bei Nacht fehlt mir noch. Das große Museum ist auch etwas Besonderes, das ich so noch nicht gesehen habe.
      Viele liebe Grüße
      Elena