Borgo Teresiano

Nachdem wir die wunderschöne Anreise in vollen Zügen ausgekostet haben und sowohl San Giusto als auch das Nachtleben von Triest genossen haben, folgt nun ein weiterer Teil unseres Stadtrundgangs. Wie angekündigt, kommen wir nun zu einem Triest, das österreichischer kaum sein könnte!

Vor 1230 Jahren kam Triest unter die Herrschaft von Karl des Großen, vor 690 Jahren wurde Triest von Österreichern übernommen, über 500 Jahre stand Triest unter dem Schutz der Habsburger.

Dadurch lässt sich leicht erklären, dass nicht erst seit den umfangreichen Bauten aus der Zeit Maria Theresias diese Stadt ein Schmelztiegel der Kulturen ist. Begleitet mich auf meinem Stadtspaziergang vom Bahnhof, vorbei an unzähligen China-Shops, mitten durch das Borgo Teresiano bis ins Zentrum!

Auf dem Bild mit den beiden Damen seht ihr Casa Smolars, da heute als Hotel geführt wird.

Wichtige Unternehmen stammen aus dieser Zeit

In dieser Zeit wurden bedeutende Schifffahrtsgesellschaften wie die Lloyd Triestino gegründet, aber auch Versicherungen wie die Generali.

Wenn ihr euch diesen Stadtteil am Stadtplan oder auf Google Maps anseht, so werdet ihr feststellen, wie geometrisch die Häuserzeilen angelegt sind. Üblicherweise waren im Erdgeschoss Lager und Geschäftsräume, in der „Bel Etage“ wohnte man und darüber waren Büroräume. Das macht es auch ein wenig leichter, die Orientierung zu behalten.

Bekleidungs-Tipps

An dieser Stelle sei gleich erwähnt, dass man, genauer gesagt, alle Damen, unbedingt auf Stöckelschuhe verzichten sollten, denn es gibt viele Pflastersteine in Triest und es ist teilweise wirklich anstrengend zu gehen.

Ebenfalls ist zu bedenken, dass sehr häufig in dieser Gegend ein starker Wind geht (Bora) und (falls man nicht absichtlich auf „Marilyn Monroe“ machen will) sind weit-schwingende Sommerkleider eher ungünstig…

Aber beginnen wir nun mit der Piazza Vittorio Veneto: Hier lohnt es sich gleich einmal alle 4 Seiten zu bewundern und den Brunnen in der Mitte auf keinen Fall zu übersehen. Wen es interessiert, der kann auch gleich das Postmuseum hier besuchen.

Triestiner Canal Grande

Geradeaus über den Platz geht’s in die Via Roma und weiter bis ihr an den Triestiner Canal Grande kommt. Am Ende des kleinen Kanals (nur etwas mehr als 300 Meter) befindet sich die katholischen Kirche Sant’Antonio Nuovo – ihr wisst schon, der Heilige aus Padua!

Wenn man hier heute flaniert, kann man sich kaum mehr vorstellen, dass dieser Kanal einmal fast ganz zugeschüttet war. Der alte Verlauf ging fast bis zu den Säulen der Kirche. Sein ursprünglicher Sinn war, dass die Waren leichter ins Zentrum transportiert werden können.

Evangelische Lutherische Kirche

Kirchen gibt es wirklich viele und selbstverständlich hat der Kathedrale San Giusto im 1. Teil der Vortritt gebührt.

Auch wenn ich selbst katholisch bin und deshalb eher selten in Kirchen anderer Konfessionen gehe, hier möchte ich besonders die Evangelische Lutherische Kirche zeigen, weil ich sie besonders schön und opulent fand. Die Orgel stammt übrigens aus Bayern und die Glocken wurden aus französischen Kanonen gegossen.

Es das einzige Gebäude in Triest im neugotischen Stil.

Überraschend für mich war, dass an jedem zweiten Sonntag im Monat der Gottesdienst in deutscher Sprache stattfindet!

Kirche der Dreifaltigkeit und des Hl. Spyridon

Eine Premiere für mich war die Kirche der Dreifaltigkeit und des Hl. Spyridon. Noch nie habe ich eine orthodoxe Kirche betreten und war einerseits überwältigt von dem vielen Gold, andererseits war das Fehlen der Kirchenbänke nicht zu übersehen. Da haben wir Katholiken es doch deutlich bequemer!

Wie ich inzwischen gelernt habe, gibt es in orthodoxen Gotteshäusern nie Sitzgelegenheiten – mal abgesehen vom Bischofsthron und an die Wände montierte Klappstühle für alte bzw. gebrechliche Besucher.

Ebenfalls wurde mir erklärt, dass es Glück bringt, die Außenmauer einer orthodoxen Kirche zu berühren. Diese Chance haben wir verständlicherweise genutzt, denn ein wenig Glück extra kann nicht schaden – vor allem wenn man mit dem Auto unterwegs ist!

Neben dieser serbisch-orthodoxen gibt es auch noch eine griechisch-orthodoxe Gemeinschaft mit einer eigenen Kirche.

Dass es noch jede Menge weitere katholische Kirchen gibt, wird euch nicht verwundern. Wieder war es Kaiserin Maria Theresia, die in ihrer aufgeschlossenen Art Triest Religionsfreiheit gewährte. Durch die strategische Lage war hier schon seit Jahrhunderten eine multikulturelle Bevölkerung ansässig.

Neben den genannten Religionen durfte auch eine jüdische Gemeinde nicht fehlen. Noch immer ist eine der Synagogen erhalten und nicht nur das: Sie ist eine der größten in ganz Europa und an der Piazza Giotti zu finden.

Sind wir sicher noch in Italien?

Wie zu erwarten war gibt es neben vielen Kirchen auch weltliche Prachtbauten, wie man sie aus Wien oder Brünn (Brno) gewohnt ist. Dennoch gefallen sie mir immer wieder.

Spätestens hier bei der Ponte Rosso wird es Zeit für einen 1. Kaffee oder Spritz! Genießt die Zeit am Wasser und schaut euch die Details an.

Kunstinteressierte finden hier ein Theatermuseum (rechts gehen), Kommerz-Interessierte (links gehen) sind schon ganz nahe an den Innenstadt Geschäften 🙂

Übrigens gibt es Triest eine ganze Reihe von Museen, die GRATIS besucht werden dürfen (Stand 03/2019: 15 an der Zahl); hier sind die Archäologischen Stätten in & um Triest noch nicht mitgerechnet! Da ich mir nicht sicher bin, ob sich das nicht ändert, fragt am besten bei der Stadtinformation nach.

Beachtet auf jeden Fall den Palazzo Gopcevich mit seiner auffälligen Zick-Zack bemalten Fassade. In diesem Gebäude werden die historischen Dokumente von Triest aufbewahrt.

Markt auf der Piazza del Ponte Rosso

Wir sind diesmal geradeaus über die Brücke gegangen, weil Pagoden-Zelte unsere Aufmerksamkeit erregt haben.

Neben einem schönen Trödel- und Bauernmarkt gab es allerlei zu erwerben und sogar asiatische Kampfkunst wurde vorgeführt.

Aus unzähligen Triest Besuchen weiß ich, dass in dieser Gegend (fast) immer irgendetwas los ist – man muss nur seine Augen offen halten.

Was wir bei unserem Stadtspaziergang auch ganz lustig gefunden haben sind die lebensgroßen Bronze-Statuen von Schriftstellern, die immer wieder (einfach so) herumstehen. Macht euch doch auf die Suche, wie viele ihr findet! Eine davon steht beim Canale, soviel sei verraten…

Speis & Trank ruft

Wir bewegen uns nun weiter – immer noch in einer Linie mit der Brücke (die jetzt hinter uns liegt) und nun wird es schwieriger, denn in den folgenden 4 Querstraßen sind so viele Ablenkungen durch nette kleine Bars und Geschäfte zu finden, dass man sich am besten treiben lässt.

Unseren Kaffee (und gleich Brioche und Tramezzini dazu) haben wir im VIEZZOLI (3 Querstraßen nach dem Canale) genommen und sind dann weiter Richtung Hauptplatz.

Um zum Piazza Unità d’Italia zu gelangen, sollte man nach den Säulen der Alten Börse (Borsa Vecchia) Aussicht halten. Wenn ihr auf dem dreieckigen Platz angekommen seid, so schaut euch die Figuren genauer an: Dargestellt werden u.a.  4 der damals bekannten Kontinente sowie Merkur & Neptun dar.

Im Gebäude hinter dem Brunnen rechts im Bild (Palazzo Dreher) ist die neue Börse (Borsa Nuova) untergebracht.

Triestiner Kaffeehaus-Kultur

Mindestens eines der klassischen Kaffeehäuser sollte man bei einem Triest Urlaub unbedingt besuchen. Ein Beispiel sei hier erwähnt:  das Antico Caffè San Marco in der Via Battisti – ein wunderschönes Beispiel für Jugendstil, aber Achtung – nicht ganz günstig!

Ohne jeden Zweifel ist in Italien auch ein Eis nie falsch. Wir konsumieren unseres gerne im Palazzo Tergesteo und – wie könnte es anders sein – kam auch ein wenig Shopping nicht zu kurz.

Natürlich ist auch die Küche sowohl österreichisch als auch slowenisch angehaucht und vor allem bei den bekannteren Kaffeehäusern hat man an manchen Tagen das Gefühl, im multikulturellen Wien der Jahrhundertwende zu sein. Nur – sorry – der Kaffee schmeckt hier besser!

Typisch für Triest sind die Buffets

Sollte sich dann doch der kleine Hunger melden, so empfehle ich in Triest eines der zahlreichen Buffets auszusuchen. Das hat allerdings rein gar nichts mit einem Hotel Buffet zu tun, was vielen von euch jetzt vielleicht in den Sinn kommt.

Es handelt sich vielmehr um eine bodenständige Gaststätte, in der sich früher Hafenarbeiter gestärkt haben; sozusagen eine Art einfache Volksküche. Daher gibt es dort auch eher deftige Kost. Gegessen wird im Stehen oder an rustikalen Tischen. Für Vegetarier oder Veganer würde ich sagen, ist das eher nichts!

Uns wurden das

• Buffet da Pepi, Via Cassa di Risparmio 3 und das
• Vecio Buffet Marascutti 1914 in der Via Cesare Battisti 2/B empfohlen.

Solltet ihr ein Fan von Veit Heinichens Commissario Laurenti sein, dann besucht das

• Da Giovanni in der Via San Lazzaro 14.

Beim Thema Speis & Trank möchte ich noch eine Empfehlung abgeben, die uns im Hotel genannt wurde: das Eataly. Lest den Beitrag, wenn ihr Speisen und Getränke in schönster Präsentation sehen wollt und dann auch noch gut Essen als Draufgabe 🙂

Noch ein Verdienst unserer Maria-Theresia

Fast 200 Jahre älter als ich ist die Brauerei „Antica Birreria Trieste Theresianer“.

Auch wenn heute der Firmensitz in der Nähe von Treviso im Veneto ist, stammen die Ursprünge eindeutig von hier.

Flanieren am Hafen

Ich könnte alleine einen ganzen Artikel schreiben über die tollen Gebäude der Rive von Triest, der Bereich der Uferstraße am Hafen. Hier reiht sich ein Palazzo an den anderen und viele davon haben eine sehr interessante Geschichte! Beginnt diesen Spaziergang am Bahnhof und schaut euch bewußt jedes Gebäude an – ein Traum!

Wusstet ihr übrigens, dass Triest den Status eines Freihafens hat? Auch das wurde von den Habsburgern eingeführt und daraus ergeben sich Begünstigungen für den internationalen Handel. Es gilt als Zollgebiet außerhalb der EU! Der alte Hafen ist momentan in einer großen Phase der Umgestaltung und sobald diese beendet ist, werde ich berichten…

Nun habt ihr nach dem Beitrag über die „Strada Costiera Triestina“ und meinem Rundgang durch die Theresien-Vorstadt samt angrenzender Straßen mehr über diese schöne Stadt erfahren.

Ihr habt noch nicht genug über Triest gelesen? Dann schaut euch hier noch an, was ich vor unserer endgültigen Abreise noch alles gesehen habe! Oder – wenn ihr wenig Zeit habt – schaut euch einfach meine ꙳Steller-Story꙳ an…

Tanti Saluti

Elena

Offenlegung:

Ich habe diese Reise in voller Höhe selbst finanziert!