Ein Prachtstück das über Jahrhunderte gewachsen ist
Wie ihr wisst, war ich schon mehrfach in Trento, auch Trient genannt. Am Schloss bin ich immer ein wenig wehmütig vorbeigefahren, denn es war irgendwie nie der richtige Zeitpunkt. Was besonders schade war, denn es ist die größte, wenn nicht sogar wichtigste Burganlage weit und breit.
Doch endlich im Frühling 2018 war es soweit! Ich konnte mir die Zeit nehmen und endlich nicht nur den Garten, sondern auch die unzählige Räume innen besichtigen.
Übersehen kann man das große Burg-ähnliche Castello eigentlich nicht, wenn man durch Trento fährt. Ich parke üblicherweise in einer der Parkgaragen, damit ich nicht ständig auf Kurzparkzeiten achten muss.
Bei diesem Besuch haben wir uns gleich hinter dem Schloss im B&B Rachele eingebucht, damit war auch dieses Problem gelöst. Vermutlich hätte ich sonst nie das Schloss von hinten gesehen, was durchaus auch nett ist. Ich denke man könnte eine schlechtere Aussicht als auf den Torre del Falco – den Falkenturm – haben.
Das Areal ist groß und ich empfehle unbedingt auch den Garten auf sich wirken zu lassen. Die vermutliche schönste Zeit dafür ist während der Rosenblüte! Das Castello del Buonconsiglio bietet dermaßen viel zu sehen, dass man unbedingt ausreichend Zeit einplanen sollte!
In welcher Reihenfolge man die Besichtigung macht, ist Geschmackssache: ich gehe ganz gerne ein wenig gegen den Strom. Was man aber nicht auslassen sollte ist der Adlerturm, obwohl es dafür einer Führung bedarf und einen Aufpreis kostet.
Der Eintritt ist generell nicht sehr hoch und wenn man sich in der Gegend mehr Schlösser bzw. Burgen oder andere Sehenswürdigkeiten ansehen möchte, so ist ein Schlösser-Pass (20,–) oder der Museums-Pass (22,–) geradezu eine Occasion (Stand 2018)!
Ohne Bezahlung darf man sich übrigens den Garten ansehen und natürlich auch die Cafeteria besuchen.
Wir beginnen natürlich beim Haupteingang, wo auch gleich im 1. Gebäude links die Tickets verkauft werden (Verkaufsraum auch für Bücher und Souvenirs). Von hier aus gelangt man auch bequem zu den Toiletten (die modern und sehr sauber waren) und zur Cafeteria. Dass es in einem Castello auch einen Weinkeller gibt, versteht sich von selbst!
Eine Sache, die ich an Trento so liebe, ist die malerische Berg-Kulisse; ein wenig wie daheim in Salzburg und doch wieder ganz anders. Gearbeitet wurde bei meinem Besuch nicht nur an Bäumen und Sträuchern, sondern auch in den unterschiedlichsten Gebäudeteilen. Es muss eine unheimlich erfüllende Aufgabe sein, solche Kunstwerke wieder sichtbar zu machen. Ich ziehe vor allen beteiligten Personen den Hut, denn in so einem Bauwerk hört die Renovierung bzw. Restaurierung vermutlich nie auf!
Nachdem wir nun also von Kassa über WC und Cafeteria Richtung Eingang noch einmal den Garten bewundern konnten, stehen wir endlich an der Treppe zum 1. Obergeschoss und schon sehen wir die 1. Schönheiten:
Renaissance Palast – Magno Palazzo ( 16. Jahrhundert)
Bereits hier war ich absolut sprachlos von dem was ich sah!
Aber wenn man wie ich nach oben geht, steht man im Großen Saal und vielen weiteren Repräsentationsräumen des Fürstbischofes.
Nachdem ich beim Versuch den Phaeton-Mythos in den Decken-Fresken samt der acht (8) männlichen Akte von allen Seiten zu betrachten fast Genick-Starre bekommen habe, versuchte ich die Geschichten in den einzelnen Lünetten (die Bogen-Bilder über Türen und Fenster) zu erforschen.
Passend zu “Verliebt-in-Italien” geht es u.a. um die Macht der Liebe über Mann und Frau, um Venus und Amor, Dalila und Samson, Kleopatra und noch einige mehr. Diese Fülle an Bildern kann ich euch gar nicht in voller Größe zeigen – das MUSS man live gesehen haben!
Höchst amüsant fand ich die Tatsache, dass im 18. Jahrhundert die Akte mit Kleidung übermalt wurden! Mitte der 1980er Jahre wurden diese bei einer umfangreichen Restaurierung wieder entfernt.
Die unglaubliche Pracht geht in den oberen beiden Stockwerken weiter:
- Audienzsaal,
- Großer Saal oder
- Spiegelsaal
…alles war beeindruckend!
Hier beschäftigte sich der damalige Hausherr Bischof Bernardo Cles im 16. Jahrhundert mit Fragen der Regierung. Und wieder fühlte ich mich ein wenig heimisch: der Doppeladler, das Symbol der Habsburger, war nicht zu übersehen!
Ihr seht das Wappen Kaiser Karls V. mit der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies (Sala Grande).
Auch Julius Cäsar darf nicht fehlen, ebenso wenig wie Fortuna, Justitia und Prudentia – Glück, Gerechtigkeit und Klugheit – und die 4 Elemente. Diese Bilder sollten den Herrscher beim Regieren “unterstützen”.
Im Magno Palazzo erinnert wieder vieles an das Österreich der damaligen Zeit; in Wand-Medaillons in der “Loggia des Romanino” sind einige geschichtlich bedeutende Persönlichkeiten zu sehen: u.a. Kaiser Maximilian I., Kaiser Karl V. und König Ferdinand I. von Habsburg.
Wohin man auch schaut – die Bildgeschichten sind einfach überwältigend! Im 2. Stock gibt es außer einer weiteren schönen Loggia auch noch eine Bibliothek zu bestaunen.
Natürlich gibt es wie in jedem Schloss auch eine Kapelle. Hier ist bereits der Weg dorthin spektakulär.
Die Kapelle selbst ist bis auf die wunderschöne Decke eher schlicht, was darauf hindeutet, dass hier wirklich gebetet wurde und wird.
Wenn ihr jetzt glaubt, das waren bereits die Highlights aus diesem Schloss, dann kann ich nur sagen:
weit gefehlt!
…um 1500 war hier einiges los!
- Albrecht Dürer machte vor 1500 hier Station auf seiner Italien-Rundreise
- Eine Wasserleitung zur Versorgung der Residenz gab es bereits um 1500
- Kurz nach 1500 beehrte Maximilian I. das Castello del Buonconsiglio, da er in der Kathedrale San Vigilio zum Kaiser gekrönt wurde
Torre Aquila (14. Jahrhundert)
Anfangs habe ich den Adlerturm, dieses Meisterwerk der Gotik bereits erwähnt. In seinen Wandgemälden spiegelt sich das Hofleben des Mittelalters – angelegt als “Zyklus der Monate”!
Mein persönlicher WOW hier war, dass unsere Festung Hohensalzburg (rechts oben) ebenfalls abgebildet ist!
Der Adlerturm befindet sich vom Eingang aus betrachtet auf der rechten Seite des Castellos; ganz links gibt es aber einen weiteren Turm, der zu den ältesten Bauteilen und sichersten Teilen des Schlosses gehört.
Der Bergfried – Torre d’Augusto (12./13. Jahrhundert)
Dass aus der ehemaligen Festung eine Residenz, ein Schloss zum Wohnen für die Fürstbischöfe geworden ist merkt man. Stellt euch nur vor, wie hier die Edelfräulein in ihren fließenden Gewändern im Hof und entlang der Venezianischen Loggia flanierten…
Ich habe euch nun schon unglaublich schöne Teile gezeigt, doch mein persönlicher Favorit befindet sich definitiv auch in diesem Gebäudeteil.
Der Bischofssaal – Sala Vescovi – im Castelvecchio
mit all den Portrait-Fresken an der Wand!
Hier kann man ca. 800 Jahre Geschichte an den Wänden bewundern. Alleine dieser Raum wäre für mich ein Grund hierher zu kommen!
Ich kann euch hier nur einen kleinen Teil der kirchlichen und weltlichen Herrscher im Laufe der Jahrhunderte zeigen. In den sozialen Medien werde ich euch im Laufe der Zeit mit dem ein- oder anderen näher bekannt machen.
Giunta Albertiana (17. Jahrhundert)
Dieser Gebäudeteil wurde als Verbindung zwischen dem Castelvecchio und dem Magno Palazzo errichtet, die bis dahin 2 eigenständige Gebäude unterschiedlicher Epochen waren. Die Innenräume sind in schönstem Barock!
Doch langsam aber sicher müssen wir uns über die bereits genannte Venezianische Loggia wieder auf den Weg nach unten machen. Wir haben im Eingangsbereich die den Magno Palazzo gesehen, sind die Treppe hinauf in den Audienzsaal und weiter in den Großen Saal.
Der Adlerturm mit den Fresken und der Bergfried – all das haben wir besprochen, aber am Weg zwischen diesen Prunkräumen gibt es natürlich auch noch einiges mehr zu entdecken. Der Spiegelsaal, das Kaminzimmer, das Scharlachzimmer sowie der Gang und die Gemächer von Bernardo Cles sind zu sehen.
Unterschiedlichste Sammlungen machen es schwer, sich auf die fast immer kunstvollen Decken zu konzentrieren. Kachelöfen und Majolika-Kacheln, Holzschnitzereien, Mittelalterliche Kunst und Gemälde aus unterschiedlichen Epochen versprechen einen abwechslungsreichen Spaziergang durch die vielen Räume.
Wieder unten angelangt, wird euch vermutlich noch etwas fehlen, das es in jeder Burg gibt: der Kerker.
Stua del la Famea
Ein weniger rühmliches Detail rund um Gefängnis und Hinrichtung: In diesem Raum, der zuerst als Speisesaal für die Familie und später als Gerichtssaal genutzt wurde, wurde Cesare Battisti von Österreichern wegen Hochverrat zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde im hinteren Teil des Castellos 1916 vollsteckt.
Die kaisertreue Seite Österreich-Ungarns bezeichnete ihn natürlich als Verräter; die Italiener haben ihn jedoch posthum mit dem höchsten Militärorden ausgezeichnet und zum Nationalhelden erklärt. Heute erinnern 3 Gedenkplatten im hinteren Gartenteil, dem “Graben der Martyrer” an ihn und seine Mitstreiter.
Abschließend kann ich nur sagen, wenn ihr in Bozen oder am nördlichen Gardasee urlaubt, gönnt euch den Abstecher über Trient und hängt wenn möglich sogar noch eine Nacht dran. Dieses Schloss, diese Stadt MUSS man gesehen haben, wenn man an den geschichtlichen Verbindungen zwischen Italien und Österreich interessiert ist. Im Castello del Buonconsiglio und auch an den Fassaden der Innenstadt ist es deutlich zu sehen.
Trento wird ihrem Namen gerecht – die bemalte Stadt!
Kennt ihr den Beitrag über die Stadt Trento bereits? Falls nicht, dann könnt ihr euch hier schlau machen, was es außer diesem tollen Bauwerk noch zu sehen gibt.
Seid ihr auch schon in Trento gewesen? Dann schreibt mir doch in die Kommentare, was euch besonders gut gefallen hat oder wo ihr gegessen, geschlafen oder eingekauft habt.
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
Der Artikel entstand während einer Recherche-Reise auf eigene Kosten, das heißt es ist weder Geld geflossen, noch wurde der Inhalt beauftragt. Netterweise musste ich aber keinen Eintritt bezahlen, sondern habe ein Journalisten-Ticket erhalten.
Ach tolle Eindrücke. Italien war dieses Jahr geplant, wird wohl ausfallen müssen. Danke für den Einblick.
Danke für die netten Worte!
Das Jahr ist noch lang, aber falls es heuer nicht mehr klappt, so habt ihr wenigstens für 2021 die Planung schon fertig!
Liebe Grüße
Elena
Ich war leider noch nie in Trient und das sollte sich wohl mal langsam ändern. Da hast du ja ein schönes Schätzchen gefunden. Vielleicht habe ich ja Zeit dafür, wenn ich im Sommer in die Toskana fahre. Liegt ja dann auf’m Weg. Danke für den tollen Tipp.
LG Daniela
Liebe Daniela,
ah wie schön – ich war schon so lange nicht mehr in der Toskana. Ich versuche auch heuer im Herbst Florenz und Grosseto samt der Städte dazwischen einzuplanen.
Trento hat mich wirklich ein wenig gefangen genommen! Ich fahre seit einem 1. Besuch quasi jährlich hin und alle Freunde von mir, die inzwischen dort waren, sind auch begeistert.
Liebe Grüße
Elena
Liebe Elena,
wow, was für eine wahnsinns Anlage. Die scheint nicht nur unglaublich schön und sehr weitläufig, sondern auch sehr sehenswert zu sein. Kein Wunder, dass du dir dafür richtig viel Zeit nehmen wolltest. Ich glaube, hier kann man locker einen Tag verbringen. Ich wäre bei den vielen Malereien auch ins Schwärmen geraten. Aber auch von Außen macht das Castello bereits einiges her. Wahnsinn! Was für ein toller Einblick. Ich glaub, ich muss da unbedingt einmal hin.
Danke dir für den Tipp!
Viele liebe Grüße
Kathi
Liebe Kathi,
ja, ich freue mich auch immer wieder, wenn ich mir ein Schloss ansehe und dann auf solche Schätze treffe! Wäre ich Lehrerin in Trento, würde ich den Geschichtsunterricht immer wieder mit Besuchen im Castello ergänzen. Hier kann man so viele Zusammenhänge erklären; das müsste für Kinder viel interessanter sein als jedes Buch!
Viele Grüße
Elena
Liebe Elena,
echt irre, wer sich dort schon alles irgendwie mal aufgehalten und verewigt hat! Das mit der genick-Starre kann ich gut nachvollziehen 😉
Geht mir auch immer so, denn ich liebe Deckenmalereien.
Herzliche Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
ich mag es total, wenn ich geschichtliche Zusammenhänge entdecke. Es fasziniert mich, wenn ich mir vorstelle, wer vermutlich genau auf diesem Platz schon gestanden ist. Schade, dass Zeitreisen nur im Kopf stattfinden können. Aber besser als nichts – und Bilder bzw. Fresken helfen mir dabei.
Viele liebe Grüße
Elena
Liebe Elena,
wir waren auch im Frühling in Trient, im Rahmen unseres Roadtrips durch den Norden von Italien.
Trient hat uns super gefallen, wir sind abends angekommen, haben in der Stadt übernachtet und uns den kompletten nächsten Tag Zeit genommen die Stadt zu erkunden. Das Schloss haben wir dabei leider nicht geschafft. Wie ich sehe, echt ein Fehler…
Mit deinem Bericht haben wir dann doch wenigstens noch einen kleinen Einblick bekommen. 🙂
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
ich habe auch mehrere Aufenthalte gebraucht um ausreichend Zeit für das Schloss zu haben. In den Garten werde ich vermutlich immer wieder gehen, denn ich finde es einfach schön dort und da es so nahe am Zentrum steht, ist das auch gut machbar. Dann lese ich mir gleich mal deinen Trento Artikel durch.
Glg
Elena