Endlich geht’s zu den Fluggeräten
wie ich euch schon in 1. Teil des Beitrages gezeigt habe, hat das Castello di San Pelagio einen wunderschönen Garten, der in unterschiedlichsten Teilen angelegt ist. Doch nun wollen wir uns endlich dem eigentlichen Luftfahrtmuseum widmen:
Museo dell’Aria
Das Luftfahrtmuseum befindet sich im Mitteltrakt – also im Hauptgebäude. Da das Schloss beim großen Erdbeben 1976 beschädigt wurde, fanden die kommenden Jahre umfangreiche Renovierungen statt, die der Gatte der letzten Gräfin Zaborra, Architekt Avesani selbst geleitet hatte.
Seit 1980 befindet sich im Schloss das „Museo dell’Aria“ (Museum für Luft- und Raumfahrt) zu Ehren von Gabriele d’Annunzio,
In den unterschiedlichen Sälen sind mehr als 300 Modelle von unterschiedlichsten Fluggeräten, Abzeichen, Uniformen und lebensgroßen Figuren ausgestellt.
Ich will euch nicht alle Räume beschreiben, aber eine kleine Auswahl habe ich getroffen.
Ob es die schönsten oder wichtigsten sind, will ich nicht beurteilen – mich habe diese aus verschiedene Gründen angesprochen.
Leonardo da Vinci ist mit seinen Ideen zu möglichen Fluggeräten ganz bestimmt hier richtig! Ihn darf man nicht übersehen!
Ferdinand von Zeppelin ist sicher allen ein Begriff. Diese Ausstellungsstücke befinden sich in der alten Scheune (Getreidespeicher) im 1. Stock. Das Unglück 1937 in Amerika, bei dem 34 von 97 Passagieren (+ 1 am Boden) den Tod fanden, wird jeder vom Geschichtsunterricht noch im Kopf haben.
Doch dass auch die Italiener bereits vorher Luftschiffe bauten, hatte ich irgendwie vergessen. Generale Umberto Nobile ist hier zu nennen; sein Modell explodierte leider auch – 1928 über dem Nordpol.
Die Innovationen der Gebrüder Wright sind die herausragenden Leistungen in der Entwicklung des aerodynamischen Steuerungssystems von Flugzeugen. Ob sie tatsächlich den ersten Motorflug ohne Bruchlandung geschafft haben ist umstritten. Aber es werden hier auch noch andere bedeutende Piloten verewigt wie z.B. Charles Lindbergh.
„Le Petit Prince“ durch den ich mich in der originalen französischen Fassung gequält habe, ist natürlich ebenfalls hier vertreten. Das Buch selbst gilt als Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit und ist somit bestimmt nicht nur für mich wichtig.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Der „Vater“ des kleinen Prinzen, Antoine de Saint-Exupéry ist Berufspilot gewesen, obwohl er bereits zu Lebzeiten ein sehr erfolgreicher Schriftsteller war. Das mysteriöse Ende Saint-Exupérys, der von seinem letzten Aufklärungsflug zu Kriegsende nicht wiederkehrte, lässt noch heute viel Raum für Spekulationen.
Auch Frauen gehen in die Luft
Ich war überrascht, dass auch fliegenden Damen ein Raum gewidmet ist. Ich kannte viele der Namen gar nicht und umso mehr freute es mich, dazu zu lernen!
Eine Frau hat auch mit geschrieben bei der Hubschrauber Geschichte:
Maria Concetta Micheli
sie war die erste Italienerin, die 1971 den Hubschrauber-Führerschein erhielt.
Sie gilt italienischen Frauen als Vorbild für alle die rein männliche Tätigkeiten ausüben wollen.
Ihre Entschlossenheit und die Stärke ihres Charakters führte dazu, dass sie im Laufe der Zeit die mehrere Auszeichnungen erhielt.
Freiherr Manfred Albrecht von Richthofen, genannt der Rote Baron, gelang die höchste Zahl von Luftsiegen, die im Ersten Weltkrieg von einem einzelnen Piloten erreicht wurde. Ob das zu würdigen ist – tja, da bin ich gespalten in mir, aber das muss jeder für mich entscheiden. Ein guter Pilot muss er allemal gewesen sein.
Der italienische Dichter Gabriele d’Annunzio – den hatten wir schon kurz im 2. Labyrinth angesprochen, fehlt auch noch in der illustren Runde. Auch er war – wie der Rote Baron – ein wenig umstritten – je nachdem, von welcher Seite aus man die Geschichte betrachtet.
Fakt ist, dass er mit seinem Flug nach Wien gegen Ende des 1. Weltkriegs bekannt wurde. Bei dem Flug mit einem selbst gesteuerten Doppeldecker wurden statt Bomben hunderttausende von Flugblättern mit propagandistischem Inhalt abgeworfen. D’Annunzio und seine Kameraden flogen danach völlig unbehelligt zurück nach Italien. Dieser Flug jährt sich 2018 am 9. August zum 100. Mal. Damals lebte er für kurze Zeit in diesem Schloss.
Doch auch als Mann und Dichter soll D’Annunzio extrem gewesen sein; ein triebgesteuerter Erotomane, dem nicht nur die Schauspielerin Eleonora Duse verfallen war. Seine Gedichte preisen die Sinnlichkeit, sind von Nietzsches Philosophie des „Übermenschen“ beeinflusst und für heutige Verhältnisse zu wortgewaltig. Er pflegte einen pompösen Lebensstil, der ihn genau betrachtet finanziell ruinierte, dennoch verbrachte er seinen Lebensabend in einer prunkvollen Villa bei Gardone Riviera am Gardasee.
Natürlich muss in einem italienischen Museum, das sich mit Luftfahrt beschäftigt, auch ein Raum für die
313º Gruppo Addestramento Acrobatico – Pattuglia Acrobatica Nazionale (PAN)
angelegt werden.
Heiraten im Schloss
Kurz bevor wir wieder Richtung Auto gingen, konnten wir noch einen Blick in den Veranstaltungsraum werfen.
Wen würde es wundern, dass hier in der Villa und dem romantischen Garten ein beliebter Ort für Hochzeitsfeiern ist?!
Ein letzter Blick zurück in den Garten und noch ein kleiner Plausch mit den Damen und Herren, die für das Schloss zuständig sind. Danke nochmal für die Unterlagen!
Castello di San Pelagio – Museo dell’Aria
Via San Pelagio, 34
I-35020 Due Carrare (PD)
Tel +39 049 9125008
info [at] castellodisanpelagio [dot] it
Achtung: NICHT täglich geöffnet – bitte vor eine Besuch die aktuellen Zeiten überprüfen!
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
Der Eintritt in das Castello war für Hotelgäste vom Hotel Terme Metropole kostenfrei. Zusätzlich habe ich eine informative Pressemappe erhalten – DANKE dafür!
Liebe Elena,
bei deinen Beiträgen sieht man, wie intensiv du das Land kennst und deine Erfahrungen weiter gibst. Museen finde ich auch immer und überall super. Ich muss auch immer in ein Museum, wenn es ein interessantes in der Nähe gibt. Sehr schöne Inspiration für einen Aufenthalt in Italien.
Liebe Grüße, Selda
Liebe Selda,
danke für die netten Worte! Bei Museen bin ich immer in der Zwickmühle, denn wenn das Wetter sehr schön ist, „fallen sie meist durch den Rost“, denn dann sehe ich mir lieber etwas im Freien an. Wenn man es aber wie hier perfekt kombinieren kann, dann ist das optimal. Ich habe wirklich oft Glück mit dem Wetter, was natürlich gut ist, aber andererseits: es gäbe soooo viele Museen, die mich interessieren 🙂
Viele Grüße
Elena
Liebe Elena,
was du immer alles in Italien findest… 🙂
Du bist ja nicht umsonst die Italien-Expertin.
Auch wieder ein ganz toller Beitrag.
Wir planen gerade einen Roadtrip durch Italien Teil II und da muss ich glaub ich noch ein wenig bei dir stöbern.
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
Danke für die netten Worte! Es freut mich, dass ihr ein weiteres mal durch Italien fahren wollt. Man könnte das durchaus „hauptberuflich“ machen, wenn nur das liebe Geld nicht immer wäre 🙂
Viele Grüße
Elena
Hallo Elena,
ich mag solche Museen! Angefangen von Leonardo da Vinci (wir waren mal in Vinci, das Museum dort hatte auch Exponate zum Thema) bis hin zur heutigen Zeit bietet das ja einen schönen Überblick. Von Maria Concetta Micheli habe ich noch nie gehört, finde es aber super, dass sie nicht vergessen ist. Hubschrauber finde ich ja auch faszinierend…
Danke für den Tipp! Die Region um Padua wollte ich mir letzten Sommer (auch anhand einiger Deiner Beiträge) genauer anschauen, aber im Juli war’s dann doch zu heiß und wir haben umgeplant.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
danke für die netten Worte! Ja, ich gestehe, dass ich im Juli auch lieber am Strand liege. Obwohl: letztes Jahr habe ich einen Interview-Termin mit einer Villen-Besichtigung kombiniert und da es gefühlt 40° hatte, waren wir fast alleine, was natürlich für Fotos genial ist. Padua’a Umland wird auch die nächsten Jahre noch auf dich warten 🙂
Liebe Grüße
Elena
Da gibt es ja einiges an Kunstwerken, spannend und vielfältig!
Ich finde es auch sehr gut, dass auch Frauen die Möglichkeit hatten Flugzeuge/Hubschrauber zu fliegen.
Das war ja alles keine Selbstverständlichkeit.
Spannender Einblick!
<3
Michelle
Liebe Michelle,
ja, ich war von der Menge der fliegenden Frauen auch total überrascht! Am besten hat mir hier aber die Kombination von Schloss, Garten und Museum für Fluggeräte drinnen und draußen gefallen. Das hatte ich so noch nie gesehen.
Viele Grüße
Elena