Castello di San Pietro di Ragogna

In diesem Schloss bin ich bereits mehrfach gewesen, doch beim letzten Besuch konnte ich deutlich mehr Informationen bekommen als bei einem Besuch alleine. Ihr erinnert euch an die Veranstaltung Castelli Aperti, die 2x/Jahr stattfindet?! Im Herbst 2019 habe ich die Gelegenheit genutzt und obwohl die Führung größtenteils auf Italienisch war, konnte ich mir einiges daraus mitnehmen.

Der Tagliamento und die Gegend rund um Pinzano

Das Castello di Ragogna steht im Ortsteil San Pietro (UD), direkt über dem Tagliamento. Der Weg dorthin ist gut beschrieben (Via Castello 1, 33030 Ragogna) und es lohnt sich bereits auf der Hinfahrt, die Aussicht zu genießen. Zu besichtigen sind der Hauptturm, die Befestigungsmauern, der Innenhof und das Nordtor. Es steht unterhalb der Burg Ragogna ein großer Parkplatz zur Verfügung.

Noch bevor man zum eigentlichen Eingang kommt, kann man schon sehen, dass in diesem Gebiet während beider Weltkriege leider viele Gefechte stattgefunden haben. Kein Wunder, bei der strategisch guten Lage!

Gerne wäre ich in einen der Tunnel gegangen, doch das war weder erlaubt noch möglich.

Das letzte Stück des Weges muss man zu Fuß bewältigen, aber da ich auch schon mit meiner Mutter dort gewesen bin weiß ich, dass es grundsätzlich für alle Altersklassen zu schaffen ist, wenn man sich ausreichend Zeit lässt.

Bleibt unbedingt am Fußweg hinauf öfter stehen, um in die Ferne zu blicken. Ich habe selten einen so guten Blick von oben auf den Tagliamento gehabt!

Burgkirche von San Pietro

Noch bevor man den nicht mehr ganz zu steilen Teil des Weges zur eigentlichen Burg geht, kommt man an der Kirche vorbei.

Die ersten Erwähnungen gehen auf das 8. Jahrhundert zurück, wobei erst mit Mitte des 13. Jahrhunderts der Status als Tauf- & Pfarrkirche belegt ist. Die Fresken mit Motiven aus dem Alten Testament stammen genau aus dieser Zeit; das Taufbecken ist jedoch gut 200 Jahre älter.

Castello di Ragogna

Neben der restaurierten Burg (Castello Superiore), die ich euch heute vorstelle, gibt es in der Nähe auch noch eine ältere Ruine (Castello Inferiore), die jedoch nicht besichtigt werden kann. Wie so oft in der Region siedelten nach den Römern zuerst die Kelten und dann die Langobarden in der Gegend. 565 n. Chr. ist bereits die älteste gesicherte Erwähnung der Burg Ragogna, doch der Hauptteil wurde zwischen 9.- 11. Jahrhundert gebaut.

In dieser Zeit waren die Besitzer österreichische Adelige: Die Eppensteiner. An sich kein besonders bedeutendes Adelsgeschlecht, doch unsere Rot-Weiss-Rote Flagge hat ihren Ursprung in der Lehensfahne ebendieser Adelsfamilie. Als kurz nach 1100 dieses Geschlecht ausstarb, ging die Burg kurzfristig an die Wallensteins (angeheiratete Verwandte) über, bevor sie an eine Familie aus dem Umland – die Herzöge von Ragogna – überschrieben wurde.

Da in Friaul-Julisch Venetien Erdbeben überdurchschnittlich oft vorkommen, blieb auch das Castello di Ragogna nicht verschont.

Die Besitzerfamilie verließ Mitte des 14. Jahrhunderts die Burg und fand einen neuen Lebensmittelpunkt in Torre di Pordenone. Ich bin auch dort schon gewesen, aber das ist eine andere Geschichte…

Kurzzeitig war dieses Castello sogar im Besitz von Venedig, bevor eine Adelsfamilie aus der Gegend – Porcia und Brugnera – den Besitz übernommen hatte. Weitere Erdbeben, Brände und Kämpfe haben dazugeführt, dass die Burg Ragogna wieder und wieder neu aufgebaut werden musste. Zwischenzeitlich wurde sie sogar ganz aufgegeben, da die Familie sehr reich war und noch viele weitere Anwesen besaß.

Erst Mitte des letzten Jahrhunderts übereignete Irene von Porcia das ganze Anwesen der Gemeinde, damit diese sie wieder restauriert und sinnvoll für die Allgemeinheit nutzt. Doch leider wurde das zu lang aufgeschoben und das verheerende Erdbeben 1976 zerstörte die Burg Ragogna fast völlig.

Erst in den 1990er Jahren wurde mit einer Grundsanierung begonnen, die 2002 abgeschlossen war. Ich kann mich noch gut an die Arbeiten und Fortschritte erinnern! Wenn ihr bei der Besichtigung genau schaut, so könnt ihr die ursprünglichen Mauern bzw. die Erdbebenschäden noch sehen.

Der höchste Turm ist übrigens 4 Etagen hoch, wobei ganz oben die Frauen und Kinder untergebracht waren, damit man sie maximal verteidigen konnte.

Das Mittelalter wird lebendig

Wie bereits erwähnt, war einer meiner Besuche im Zuge von Castelli Aperti. Neben den spannenden Erklärungen haben mir 3 Dinge besonders gut gefallen.

  • alle ehrenamtlichen MitarbeiterInnen waren mittelalterlich gewandet
  • ich konnte einiges über die Produktion von Papier und die Entstehung von Schriftstücken bzw. Büchern lernen
  • der Umtrunk und das „Get-together“ mit den Veranstaltern als Abschluss eines tollen Tages

Wer nach dieser Besichtigung noch mehr über Ausgrabungen oder die Weltkriege wissen möchte, dem empfehle ich noch einen Besuch im örtlichen Museum. Leider sind die auf dem Schlossgelände ausgegrabenen Objekte (ca. 1100-1700) aus den noch nicht ausgestellt.

  • Museo di Ragogna | Centro Comunale (Kulturzentrum) San Giacomo
  • Wer mehr an Speis und Trank interessiert ist, für den wäre das Bio Festa Ende Juli / Anfang August je 3 Tage sicher einen Besuch wert.
  • Naturliebhaber können darüber hinaus am nahegelegenen Ragogna See entspannen.

Via Roma, 23 | 33030 Ragogna

Selbst der schönste Tag neigt sich aber irgendwann einem Ende zu und daher zeige ich euch noch einige Aufnahmen bei Einbruch der Nacht, die ihr bei den üblichen Besichtigungen nicht erleben könnt, denn das Burgtor wir vorher verschlossen.

 

Tanti Saluti

Elena

♥♥♥

Offenlegung:

Dieser Artikel wurde weder bezahlt noch beauftragt. Ich bedanke mich für die vielen Informationen, die ich im Zuge der Burg-Führung und der anschließenden Gespräche bekommen konnte.


 

 

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