Montecchio Maggiore

Die reichste Kommune in Italien

Wir befinden uns fast mittig zwischen Verona (~50 km) und Venedig (~60 km). Bis Vicenza sind es gar nur 10 km! Die Gegend ist sanft hügelig und die Weinstraße der Colli Berici findet ihr in unmittelbarer Nähe.

Die Geschichte von Montecchio Maggiore reicht bis zu den Kelten zurück, wobei die ersten Bauten Teil einer bedeutenden römischen Siedlung waren. Im Mittelalter (~1100) erlebte die Stadt eine Phase des Aufstiegs und war Schauplatz vieler historischer Ereignisse. Die Burgen von Montecchio Maggiore (della Bellaguardia und della Villa), die hoch über der Stadt thronen, dienten einst als Verteidigungsanlage.

Doch das war nicht der Grund, warum ich diese Stadt besuchte. Es wird erzählt, dass die beiden Burgen samt der dazugehörigen Geschichte die Grundlage für Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ bildete.

Wie es sich für „Verliebt in Italien“ gehört, wollte ich natürlich der Sache auf den Grund gehen.

Mein Pech nur, dass im Frühling 2023 das Wetter ziemlich verrückt spielte und das hiesige Mittelalterfest genau auf den Tag verschoben wurde, an dem ich hier war.

Grundsätzlich mag ich solche Feste, aber ich hatte keine Lust, mit einem Bus den Stadtberg hinaufzufahren, denn Autos waren verboten. Nicht bei über 33° C!

Chiesa di San Pietro Apostolo
Daher hatte ich beschlossen, die Möglichkeiten der Stadt zu erkunden und mich dann meinem nächsten Ziel zu widmen.

Parken konnte ich ganz einfach nahe dem Kreisverkehr bei der Corte della Filande.

Was ich vom Parkplatz aus gesehen habe, war schon mal nicht schlecht und schon nach wenigen Schritten stand ich vor dem örtlichen Museum.

Ich hatte zwar bei dem strahlend schönen Wetter weder Zeit noch Lust hineinzugehen, aber vielleicht ist es genau für euch das Richtige. Die Ausstellung der Langobarden ist ganz sicher interessant.

Duomo di Santa Maria e San Vitale und das Kriegerdenkmal

Der neugotische Dom ist überraschend groß; der Glockenturm von 72 m Höhe ist beeindruckend! Mit einem wirklich sehr großen Platz davor, auf dem mehrere Grüppchen Menschen sich unterhalten haben, wirkt das Gesamtbild gelungen.

Auch mehrere Lokale sind in den umliegenden Gebäuden zu finden, wobei diese bei meinem Besuch geschlossen waren, soweit ich aus der Distanz sehen konnte. Also machte ich mich auf Richtung Zentrum, vorbei an einer wirklich schicken Villa.

Durch typisch italienische Kleinstadtgassen sah ich ein Haus, das mir gefallen könnte. Es schien leider unbewohnt und wäre natürlich renovierungsbedürftig, aber noch nicht hoffnungslos 🙂

Das Stadtzentrum ist relativ ruhig, obwohl die Stadt über 23.000 Einwohner hat. Darüber hinaus handelt es sich (lt. Wikipedia) um die reichste Gemeinde Italiens, was mich tatsächlich bei meinem Besuch etwas überrascht hat. Es gibt viele Betriebe hier, wie ich BAUSTELLENBEDINGT beim kreuz & quer durch die Straßen fahren außerhalb vom Zentrum sehen konnte. Aber nur eine einzige davon kenne ich: Sorelle Ramonda.

Da die Castelli di Giulietta e Romeo bereits aus genannten Gründen von meiner Liste gestrichen waren, ging es für mich weiter zur Villa Cordellina.

Villa Cordellina Lombardi

Diese prächtige Villa ist ein Meisterwerk und ein herausragendes Beispiel für die Architektur des 18. Jahrhunderts. Die Villa und ihre gepflegten Gärten sind ein beliebter Ort für Kunstausstellungen, kulturelle Veranstaltungen und natürlich Hochzeiten.

Auch das war wieder einmal eines meiner typischen Reiseerlebnisse! PÜNKTLICH um 15:00 bin ich vor dem Portal gestanden, jedoch waren die Pforten geschlossen. Zu! Niente! Nada!

Ich dachte mir: Das gibt es doch nicht! Zuerst darf ich nicht zu den beiden Burgen fahren und jetzt auch noch das, obwohl es im Internet als geöffnet geführt wird. Vermutlich habe ich total enttäuscht drein geschaut und alle, die mich besser kennen, wissen genau, wie ich dann aussehe!

Ein Mann, der gerade sein Auto beladen hat, fragte mich, was denn mein Anliegen sei. Tatsächlich hatte ich Glück, denn der freundliche Mann schien der Verwalter zu sein und er ließ mich nicht nur eintreten, sondern er öffnete mir auch noch das Haupthaus, nachdem ich die Außenanlage bewundert habe.

Die Villa Cordellina Lombardi wurde vom Architekten Giorgio Massari im Stil seines Vorbildes Palladio erbaut. Im Jahr 1743 schmückte Giambattista Tiepolo den Saal der Villa mit einem Freskenzyklus.

Das Thema der Deckenfresken „Das Licht der Weisheit vertreibt die Finsternisse der Ignoranz“ ist auch heute noch aktuell – 280 Jahre später!

Die Villa besteht aus einem Herrenhaus und zwei unabhängigen Seitengebäuden mit quadratischem Grundriss, die jeweils als Stallungen und Quartiere genutzt wurden. Das eine bei den Stallungen für die Bediensteten und das andere für noble Gäste.

Sollte ich einmal wiederkommen und die Möglichkeit bekommen ALLE Räume der Villa zu besichtigen, gibt es einen umfangreicheren Beitrag!

Vorerst die Geschichte im Schnelldurchlauf: Die Villa, die den Cordellinas gehörte, wurde in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zu einem Internat für Zöglinge des Kolleg-Konvikts Lodovico Cordellina und anschließend zu einer Fabrik zur Seidenraupenzucht.

Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu den Jahren der Weltkriege erlitten die Villa und die Nebengebäude schwere Schäden.

In den 1940er Jahren erwarb Gaetano Marzotto jun. das Anwesen. Vielleicht erinnern sich einige von euch an die Villa Trissino-Marzotto, die ich euch von vorgestellt habe.

Erst in den 1950er Jahren, als Dr. Vittorio Lombardi die Villa und die Gärten restaurierte, erstrahlte sie neu, wie wir sie jetzt bewundern dürfen. Seine Witwe hat den gesamten Besitz der Provinz Vicenza vermacht, die auch heute noch für die Verwaltung zuständig ist.

Mein freundlicher Gastgeber Antonio Peretti ist übrigens kein Unbekannter!

Als Tom Perry, der barfüßige Bergsteiger, hat er die Gipfel der Welt erklommen und bei verschiedenen Gelegenheiten spannende Persönlichkeiten wie den Dalai Lama, Päpste und Politiker kennengelernt, wie ich auf vielen Fotos sehen konnte.

Ein letzter Blick noch auf die schöne Villa Cordellina Lombardi und dann geht’s weiter auf meiner Rundreise.

Weitere Sehenswürdigkeiten wie

  • die Fondazione Bisazza (Design | Architettura | Fotografia) in der Viale Milano 56,
  • die Fontana del Ferro, eine historische Trinkwasser Quelle,
  • die unterirdischen Steinbrüche namens Priare (direkt unter den beiden Burgen) und
  • die „Garage Storico Magazzini Comunali“, in der Arbeitsfahrzeuge der letzten 50 Jahre ausgestellt werden.

konnte ich bei diesem Besuch nicht mehr schaffen.

Diese Sehenswürdigkeiten sind nur eine Auswahl dessen, was Montecchio Maggiore zu bieten hat. Die Stadt strahlt einen charmanten historischen Charakter aus und lädt bestimmt nicht nur mich dazu ein, ihre reiche Kultur und Architektur zu erkunden.

Was jedoch zumindest von außen noch machbar war, sind die ursprünglich geplanten beiden Castelli am Hügel: Die Burg der Villa (Castello di Romeo)

und die Burg von Bellaguardia (Castello di Giulietta).

Für mich heißt es auf jeden Fall ⇒ Auf Wiedersehen Montecchio Maggiore!

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Die Reise entstand gänzlich ohne Auftrag und auf eigene Kosten.


 

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