Warum Castellaro Lagusello auf deiner Reiseliste stehen sollte

Ein Spaziergang durch die Zeit

Castellaro Lagusello (Gemeindegebiet Monzambano) ist ein kleines Juwel in der Provinz Mantua. Schon bei meinem 1. Besuch vor Jahren hat mich diese Ortschaft in seinen Bann gezogen. Stellt euch eine malerische, mittelalterliche Stadt vor, die auf einem flachen Hügel thront und auf einen herzförmigen See hinabblickt – das ist Castellaro Lagusello.

Ich habe die Ortschaft, die übrigens zu den „Schönsten Dörfern Italiens“, den „Borghi più belli d’Italia“ gehört, ursprünglich nicht gesucht. Doch als auf dem Bildschirm von meinem Navi der See in Herzform erschienen ist, wusste ich: Genau da muss ich hin!

Das perfekte Dorf für „Verliebt in Italien“

Dass im Zentrum nur die Bewohner parken dürfen, versteht sich von selbst. Aber wenn selbst diese Autos noch etwas besser „versteckt“ geparkt wären, dann hätte man das Gefühl, der Ort könnte aus einem Märchenbuch entsprungen sein.

⇒ Einen Parkplatz zu finden ist hier echt nicht schwer, denn sogar zwei sind deutlich angeschrieben und vermutlich gibt es noch weitere Möglichkeiten, etwas weiter weg.

Ich nehme immer den 2. (=gratis) und spaziere dann gemütlich Richtung Stadttor.

Nach wenigen Schritten konnte ich bemerken, dass hier die Leute nicht nur mit motorisiert oder mit dem Rad unterwegs sind, sondern dass sogar auch an die andere Fortbewegungsmittel gedacht ist 🙂

Obwohl ursprünglich vermutlich zum Festmachen von Pferden gedacht, werden diese Ringe heute bestimmt auch für Fahrräder benutzt.
In unmittelbarer Nähe ist ein nicht ganz unwichtiger Raum und die Türe war sogar offen, wenngleich es drinnen nicht sehr sauber war.

Direkt gegenüber findet ihr ein Speiselokal und eine einfache Bar – beide hauptsächlich von Einheimischen besucht, wie ich an den Gesprächen hören konnte.

Über dem Spiegel steht: „In diesem Moment schaust du auf das Schönste in diesem Lokal“ 🙂
Ich bin jedoch nicht so eitel, dass ich mein Gesicht hier ins Bild halte, aber dafür bin ich ein Leckermäulchen.

Wenn ihr geradeaus Richtung Fußgängerzone weitergeht, fällt euch bestimmt auch ein ziemlich großes, nicht zu übersehendes Kriegerdenkmal (wie in praktisch jedem Ort in Italien) auf.

Dann wisst ihr:
Der Weg muss richtig sein!

Angekommen am Stadttor steht man erstmal vor dem Uhrturm und bevor ich euch mehr dazu erzähle, wollen wir kurz einen Ausflug in die Geschichte von Castellaro Lagusello machen.

Historische Fakten zu Castellaro Lagusello

Die Anfänge von Castellaro Lagusello reichen bis ins 11. Jahrhundert! Um 1200 war das ganze Dorf lückenlos von der Mauer umgeben und nur durch eine Zugbrücke zu betreten. Wir befinden uns hier bei einem wichtigen Außenposten der Scaliger, einer mächtigen Familie, die Verona und das umliegende Gebiet beherrschte.

Die Scaliger nutzten die strategische Lage des Ortes, um die umliegenden Regionen zu kontrollieren und zu verteidigen. Zu späteren Zeiten hatten dann aber die Familie der Gonzagas das Sagen, die widerum von der Republik Venedig abgelöst wurden.

Während ihr durch die engen Gassen der Stadt schlendert, werdet ihr immer wieder auf Überreste mittelalterlicher Befestigungsanlagen stoßen sowie auf Mauern, ja ganze Häuser aus Flusssteinen.

Hinauf auf den Glockenturm!

Die Stadtmauern und der eindrucksvolle, aber nicht immer begehbare Turm sind stille Zeugen einer bewegten Vergangenheit, in der Castellaro Lagusello nicht nur ein Ort des Friedens, sondern auch des Kampfes war.

Für mich war es bereits der 3. Versuch, auf den 27 m hohen Turm hinaufzusteigen und diesmal bin ich erfolgreich gewesen 🙂

Falls ihr auch bis ganz oben hin wollt, so rate ich euch:

  • am Wochenende zu kommen,
  • euch über die aktuellen Öffnungszeiten zu erkundigen,
  • wirklich gute Schuhe anzuziehen.

Unbedingt möchte ich betonen: Ihr solltet fit und trittsicher sein, wenn ihr euch für den Weg nach oben entscheidet!

Dass allein die Aussicht es wert wäre, den wirklich mühsamen Weg über die 100 Stufen nach oben zu machen, versteht sich.

Aber achtet auch auf Details wie die Glocke, Malereien an den Wänden und überhaupt die technische Leistung aus längst vergangenen Tagen.

Bei meinem Besuch war sogar noch eine Ausstellung einer örtlichen Künstlerin, was für mich ein nettes Extra war.

Die Pfarrkirche St. Nikolaus von Bari

Die größte Kirche im Dorf wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts in der jetzigen Form erbaut. Der Vorgängerbau (1145) war noch romanisch. Die Außenfassade hat mich weniger beeindruckt, denn obwohl die letzte Renovierung noch nicht so lang her ist, wäre die nächste schon wieder nötig. Aber wenn ihr euch die Zeit nehmt, hineinzugehen, dann warten einige schöne und ungewöhnliche Details auf euch.

Immer wieder begegnen mir in Italien Nachbildungen der Lourdes-Grotte – so auch hier. Besonders beeindruckt hat mich aber der Gesichtsausdruck der Madonna aus Holz aus dem frühen 15. Jahrhundert.

Auf der linken Seite der Kirche ist übrigens ein kleiner Park, der mir schon sehr willkommen war zum Ausruhen; rechts hingegen ist der Pfarrhof mit einem schönen Garten.

Achtet beim Flanieren auch auf „normale“ Wohnhäuser, denn selten habe ich eine Dorf so gepflegt vorgefunden.

Doch wir gehen weiter in Richtung meines persönlichen Höhepunktes:

Der bezaubernde Garten der Villa Tacoli-Arrighi

Eines der Highlights, die ihr in Castellaro Lagusello auf keinen Fall verpassen dürft, ist die Villa Arrighi. Die Wehrmauern mit dem hochgelegenen Patrouillenweg, von dem aus man bequem über die Zinnen die Gegend beobachten kann, stammt noch vom ursprünglichen Verteidigungsbau mit 10 Türmen.

Ab 1600 wurde ermals großzügig umgebaut, denn von nun an war die Villa Wohnsitz der adligen Familie Arrighi. Das jetzige Aussehen entstand aber erst ca. 200 Jahre später.

Die Villa ist umgeben von einem weitläufigen Garten, der zum Spazieren und Verweilen einlädt – allerdings mit Einschränkungen, denn üblicherweise werden nur Gruppen mit 10 Personen durch den Garten geführt.

Dass manchmal Ausnahmen gemacht werden, hat mich sehr gefreut!

Denn wie am Gartentor der Villa Arrighi angeschrieben steht, habe ich höflich bei Haus Nr. 66 vorgesprochen und hatte das Glück. Die zuständige Signora hat mich nicht nur eingelassen, sondern mir auch noch viele tolle Geschichten rund um die Familie, das Fischerhaus, die Villa und den Garten erzählt hat.

Für solche Begegnungen bin ich immer besonders dankbar und sie freuen mich wirklich sehr.

Daher möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ein besonderes GRAZIE festhalten!

Ich durfte sogar auf die Mauer, die den Garten und die Villa umgibt, hinaufgehen und wurde mit einem wirklich schönen Blick ins Grüne und natürlich auf den See belohnt.

Hier im Garten kann ich mir gut vorstellen, dass ich mit einer Tasse Tee oder einem Gläschen Wein im Schatten von einem der Bäume (Eiben, ganz seltene Magnolien aus den USA & Himalaya-Zeder) sitze und einfach die Stimmung auf mich wirken lasse.

Sehr besonders war für mich, dass auch hier Spuren unserer Kaiserin Maria Theresia zu finden waren!

Ihr wisst, ich bin immer auf der Suche nach

  • Verbindungen zu Österreich und
  • zu tollen Frauen.

In dem Fall hatte ich beides!

Doch nun zurück zur Villa Arrighi:

Die Architektur der Villa Arrighi ist ein hervorragendes Beispiel für den klassischen italienischen Stil dieser Zeit. Da die Villa in der wärmeren Jahreszeit von der Besitzer-Familie bewohnt ist, konnte ich natürlich nicht hineingehen.

Doch alleine schon der Anblick von außen und durch die großen Fenster konnte ich erahnen, dass kunstvoll gestaltete Innenräume, bestimmt mit Fresken und Antiquitäten geschmückt, zu finden sind.

Solltet ihr in den Garten kommen, so achtet unbedingt auch beim Vorbeigehen an der Villa auf die Fossilien in den Steinplatten vor den großen Fenstern. Die wurden seinerzeit bestimmt nicht zufällig ausgewählt.

Dass die Besitzerfamilie im Winter NICHT hier im Haupthaus lebt, war keine Überraschung für mich. Mehr als einmal habe ich bei meinen Besuchen von Villen und Burgen schon davon gehört, dass es „Winterquartiere“ gibt, da die Heizkosten natürlich enorm sind.

Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, dann würde ich wirklich gerne das Haupthaus auch von innen bewundern. Mal sehen, vielleicht…

Selbstverständlich gibt es hier auch eine zugehörige Kapelle, Oratorium von San Giuseppe, die aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt.

Die Tür zur Kapelle war leider nicht geöffnet.

Ein Ort der Ruhe und Natur

Castellaro Lagusello ist nicht nur ein Ort für Geschichtsliebhaber, sondern auch für Naturfreunde. Der herzförmige See, der direkt unterhalb der Stadt liegt, ist ein wahres Naturparadies. Da auch der See privat ist und zur Villa gehört, müsst ihr Eintritt bezahlen, wenn ihr in den sehr gepflegten Gärten am Wasser spazieren gehen wollt.

Lasst euch von den wenigen Euronen nicht abschrecken, denn zumindest den Spaziergang am See könnt ihr auch ohne 9 Begleiter machen 🙂

Macht das aber unbedingt, denn der Blick zurück zur weitläufigen Mauer mit den schönen Zinnen ist sehr idyllisch!

Hier beim Wasser kann man Tiere (vor allem Vögel) beobachten oder einfach nur die Ruhe und die atemberaubende Aussicht genießen. Besonders im Frühling und Sommer, wenn die umliegenden Felder und Wiesen in voller Blüte stehen, zeigt sich die Natur hier von ihrer schönsten Seite.

Mir war die Ruhe sehr angenehm und der Blick vom Ufer hinauf zur Mauer von Castellaro Lagusella lohnt sich absolut!

Speis & Trank

Ein Besuch in Castellaro Lagusello wäre nicht vollständig ohne eine kurze Pause in einem der Lokale. Ich habe bereits mehrere im Laufe der Jahre getestet und wurde nie enttäuscht.

Diesmal war ich unmittelbar neben dem Abgang zum Wasser in der Bar meiner Namens-Kollegin Elena auf einen schnellen Snack zwischendurch. Eine sehr entspannte Stimmung und meinen Füßen hat die Pause gut getan!

Veranstaltungen und Feste

Wenn ihr die Möglichkeit habt, plant einen Besuch so, dass er mit einem der zahlreichen Feste und Veranstaltungen zusammenfällt, die in Castellaro Lagusello stattfinden. Besonders das Blumenfest im Frühling ist ein Highlight, bei dem die gesamte Stadt in ein Meer aus Farben und Düften getaucht wird.

Während dieser Zeit könnt ihr euch einfach nur an der bunten Pracht erfreuen oder an den Marktständen stöbern und handgefertigte Produkte kaufen.

Ich habe es zum Blumenfest noch nie geschafft (leider), aber es wurde mir von mehreren Seiten sehr ans Herz gelegt.

Aber auch der „Sabato del Borgo“, die „Romantische Nacht“ Mitte Juni oder das „Festival di Astronomia“ sind weitere Besuche wert.

Na ja, vielleicht ein guter Grund, in den kommenden Jahren wieder hier herzufahren.

Ihr seht, Castellaro Lagusello ist ein Ort, der euch (hoffentlich genauso wie mich) mit seiner historischen Atmosphäre, seiner natürlichen Schönheit und seiner Gastfreundschaft verzaubern wird.

Von den „I Borghi più belli d’Italia“ habe ich schon erzählt, aber auch im „Verband der Prähistorische Pfahlbaustätten rund um die Alpen“ und „Bandiera Arancione Touring Club“ ist dieser schöne Ort präsent.

Also egal, ob ihr euch für Geschichte interessiert, die Natur liebt oder einfach nur einen Ort sucht, an dem man dem Alltag entfliehen kann – diese kleine Stadt hat für jeden etwas zu bieten.

…und wenn ihr schon mal in dieser Gegend seid, dann besucht doch auch noch Mantua und/oder Borghetto – Valeggio sul Mincio.

Da das Südufer vom Gardasee nur 15 Minuten mit dem Auto entfernt ist, wäre es sogar zu überlegen, hier oder in der Nähe zu nächtigen.

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Dies ist ein rein redaktioneller Artikel aus Spaß an der Freud ohne Auftrag und Bezahlung.


 

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