Auf meinen Fahrten zwischen Österreich und der Adria benutze ich selten die Autobahn, sondern fahre mal links, mal rechts davon durch die schöne Gegend. Bei einer dieser Fahrten ist mir vor Jahren das Castello di Arcano Superiore aufgefallen. Es liegt idyllisch auf einem Hügel zwischen San Daniele del Friuli und Fagagna.
Nachdem ich ein wenig recherchiert hatte stellte ich fest, dass man auch hinter die Burgmauern blicken darf, nämlich bei Castelli aperti, wovon ich euch bereits berichtet habe. An 2 Wochenenden im Jahr werden einige historische Gebäude, die sonst privat bewohnt werden oder nur für Events geöffnet sind, auch für einzelne Besucher (-gruppen) zu besichtigen.
Eines der ältesten & am besten erhaltenen Castelli von ganz Friaul!
Ich also bei nächster Gelegenheit hin und habe mir einen ersten Überblick über das Castello d’Arcano mit seinen unterschiedlichen Gebäuden verschafft. Doch das sollte nicht mein einziger Besuch bleiben!
Natürlich gibt es wie bei fast allen Burgen auch eine Kirche: Diese hier ist der Madonna della Neve geweiht ist.
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde dieses Gebäude erstmals erwähnt und 800 Jahre später wurde das Castello d’Arcano vom Großvater der jetzigen Besitzer gekauft. Die ursprüngliche mittelalterliche Struktur ist nicht zu übersehen und genau deshalb finde ich es hier so reizvoll.
Perfekt für (Familien-) Feiern aller Art ist für mich die Scuderia. Weniger formell als das Haupthaus und trotzdem voll von Geschichte.
Das Haupthaus
Innerhalb der von Weitem sichtbaren Zinnen-besetzten Mauern nach Welfen-Art kann man auf den Wiesen um das Castello herum spazieren und dann über eine breite Steintreppe hinauf zum Innenhof gehen.
Auf dieser Ebene ist nicht nur eine Küche im friulanischen Stil zu finden, sondern auch ein edlen Raum mit wunderschönen Malereien an den Wänden.
Wertvolle Fresken und Stuck aus dem 18. Jahrhundert ließen mich hier besonders lang verweilen, bevor ich in den rustikalen Verkaufsraum weiter gegangen bin. Hier kann man Öl und Wein, sowie Obstsaft aus der angeschlossenen Landwirtschaft erwerben. Das Weingut befindet sich in der Ortschaft Arcano Superiore, in der Nähe des Schlosses.
Das Obergeschoss ist über eine Treppe vom Innenhof oder eine Treppe von den Gäste Zimmern aus zu erreichen. Hier musste ich erst einmal den Blick über die Hügel von San Daniele genießen. So oft bin ich hier schon kreuz- und quer, mehr oder weniger ohne Ziel herum gefahren, doch dieser Blick ist vor allem bei guter Fernsicht ganz unglaublich schön.
Ich durfte einen gemütlichen, privat genutzten Bereich bewundern, in dem ich sogar eine Keramik mit deutscher Aufschrift entdeckt hatte. Dass man lieber hier statt im großen Saal Gäste empfängt, kann ich mir wirklich gut verstellen. Oder aber einfach einen netten Abend mit der Familie verbringen – warum nicht, wenn man schon ein Castello besitzt …
Doch dann ging es weiter in den großen Repräsentationssaal mit einem tollen Marmorkamin. Während meines Besuches stand eine große Tafel im Raum, an der man für Gruppen besondere Abendessen buchen kann.
Doch wo Veranstaltungen stattfinden, da ist auch Arbeit im Hintergrund nötig. Das ist jetzt so und war offensichtlich auch früher so. Ich fand es hochinteressant, dass ein Verwalter-Büro und eine auch kleine Küche im Originalzustand verblieben sind.
Es gibt eine Legende!
Dass ich trotz fortgeschrittenem Alter immer noch mit fast kindlicher Fantasie gesegnet bin, wird euch bei dem ein oder anderen Artikel bestimmt schon aufgefallen sein. Im Castello di Arcano lassen 2 Porträts aus dem 17. Jahrhundert mein Kopfkino ordentlich arbeiten:
Im 17. Jh. soll Graf Franceso D’Arcano Gräfin Todeschina Prampera mit einem Dolch getötet haben. Sie war ursprünglich die Ehefrau seines verstorbene Bruders und er wollte seine Schwägerin nur heiraten, damit das Vermögen in der Familie bleibt.
Damals (1635) war es nämlich üblich, dass Witwen entweder ins Kloster oder wieder zu ihren Familien zurückgehen. In beiden Fällen natürlich mit der noch vorhandenen Mitgift.
Um die Tat zu vertuschen, wurde die Bedauernswerte eingemauert – bereits verstorben oder vielleicht sogar noch lebend.
Anfang des 20. Jh. (während Sanierungsarbeiten) kam die Tat bzw. die Reste der armen Gräfin dann wieder ans Licht. Ein wenig gruselig, findet ihr nicht?
Heiraten im Castello d’Arcano
Trotz dieser Legende ist das Castello jedoch eine beliebte Hochzeitslocation, aber – obwohl es eine Kirche gibt – leider nur standesamtlich.
Derzeit werden sogar einige Zimmer renoviert (2 sind bereits fertig), damit das Brautpaar und ausgewählte weitere Gäste hier nächtigen können, falls sie sich nicht vor dem Geist der Gräfin fürchten. Aber da scheint keine große Gefahr zu bestehen, denn Todeschina ist nur auf der Suche nach Mitgliedern der Familie Arcano 😉
Wer aber nicht gleich ans Heiraten denkt, kann hier auf Vorbestellung auch spezielle Essen für Gruppen buchen oder Events für bis zu 150 Personen (inklusive Gartennutzung).
Ganz unbewohnt ist das Castello übrigens nicht: im Turm wohnt eine Frau, die sich hier um alles hier kümmert. Aus diesem Grund konnte ich als einziges den Turm nicht besichtigen. Ob sie bei ihren Arbeiten auch die Gräfin Todeschina di Prampero schon bemerkt hat, man weiß es nicht genau…
Aber zum Abschluss geht es noch eine Etage höher, denn das ganze Herrenhaus verfügt über einen Dachboden, der zwar weitgehend ungenutzt ist, aber der Blick von hier stellt alles Vorherige in den Schatten!
Solltet ihr also einmal in der Gegend von Fagagna oder San Daniele sein, so nutzt die Chance zumindest von außen dieses tolle historische Gebäude zu bewundern oder informiert euch vorher über Veranstaltungen, die immer wieder stattfinden.
Es hat mich besonders gefreut, dass sich die Gattinnen der Burgherren Zeit für mich genommen haben!
Herzlichen Dank - Grazie - Thank you
an Isabella & Caterina, die mir so viel Interessantes über die Geschichte des Hauses erzählt und einige wunderschöne Fotos zur Verwendung hier am Blog überlassen haben.Castello di Arcano Superiore
Località Arcano Superiore, 11/C
33030 Rive d’Arcano (UD)
info [at] castellodiarcanosuperiore [dot] it
Tanti Saluti – Elena
Offenlegung:
Dies ist ein rein redaktioneller Artikel, für den ich weder beauftragt, noch bezahlt wurde.
Liebe Elena,
was für eine tolle Location. Doch ich kann dich gut verstehen… die Geschichte der Gräfin finde ich dann doch auch etwas gruselig und ja, auch bei mir löst sie glatt Kopfkino aus. 😉
Viele Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
danke für die netten Worte! Ich liebe ja Gebäude, die Geschichten zu erzählen haben. Zugegeben – vielleicht mit etwas positiverem Ende, aber immerhin! Generell kann ich aber die ganze Gegend rundherum auch sehr empfehlen.
Viele Grüße
Elena
Liebe Elena,
das ist ja wirklich ein Schätzchen, das du da aufgetan hast. Da lohnt es sich mal abseits der Wege unterwegs zu sein.
Schade, dass man dort nicht übernachten kann. Ich glaube, dass würde mir sehr gefallen.
Ich liebe ja Geschichten, die zu Orten erzählt werden. Das macht einen Platz oft zu geheimnisvoll…
Lieben Gruß Susanne
Liebe Susanne,
ja, ich bin sehr gerne abseits der üblichen Routen, obwohl die Straßen manchmal sehr abenteuerlich werden. Aber wenn ich dann wunderschöne Orte oder Gebäude entdecke, entschädigt mich das sofort. Geschichten höre ich viele, aber diese hier wäre einer Verfilmung wert!
Viele Grüße
Elena
Wenn solch traumhafte Schmuckstücke dabei zum Vorschein kommen, wenn man die Autobahn meidet… dann gibt es absolut keinen Grund zügig ans Ziel zu kommen.
Heiraten oder Feier ok, aber kann man auch ganz einfach dort übernachten?
Das wäre nämlich wirklich etwas Besonderes.
Liebe Grüße an die Burgherrin 😉
Liebe Katja,
soweit ich weiß kann man dort leider NICHT einfach so übernachten. Nur in Verbindung mit einem Event. Ich fahre inzwischen nur mehr ganz selten auf Autobahnen in Italien, da derzeit in meiner Umgebung echt viele Baustellen sind und ich dann auch noch zahlen müsste. So finde ich tatsächlich immer wieder neue Schätze.
Viele Grüße
Elena
Hallo Elena,
das ist eine Geschichte – und ein Schloss – wie wir es mögen. Mit viel Geschichte und voller Geschichten. Die mit der eingemauerten Gräfin ist ja besonders spannend. Ich frage mich nur, warum es damals niemandem auffiel, dass die Gräfin Todeschina Prampera plötzlich nicht mehr da war? Dazu gibt’s bestimmt auch noch eine Geschichte.
Auf jeden Fall merken wir uns das Schloss für unsere nächste Reise ins Friaul vor.
Liebe Grüße,
Monika & Petar
Hallo ihr beiden,
so wie ich die Erzählung verstanden habe, gab es vor Jahrhunderten für die Untertanen von Grafen wenig Optionen, Dinge zu hinterfragen. Im Laufe der Zeit wird das wohl dann in Vergessenheit geraten sein. Dieses Gebäude liegt wirklich toll – entlang der „Strada dei Castelli e del Prosciutto“ mitten im Friaul. Ich fahre die Strecke immer wieder und bin mir sicher, dass sie genau zu euch beiden passen würde!
Liebe Grüße
Elena