…viel zu schade, um daran vorbei zu fahren
Jedes Jahr strömen unzählige Urlauber aus dem deutschsprachigen Raum Richtung obere Adria. Die meisten davon erreichen den östlichsten Teil Italiens über den Grenzübergang bei Arnoldstein. Ob man entlang der „Alpe-Adria-Autobahn“ vorbei an Pontebba und Gemona Richtung Udine fährt oder lieber auf der Bundesstraße SS13 fährt – meist parallel dazu – bleibt Geschmackssache.
Im Herzen von Friaul
Ich empfehle bei Udine NORD Richtung Stadtzentrum zu fahren. Mein bevorzugter Parkplatz ist in der „Via Anna Muratti Moretto“. Hier und in den angrenzenden Straßen gibt es kostenfreie und zeitlich unbegrenzte Parkplätze.
Aber Achtung: ein Teil davon ist Kurzparkzone, also auf die Bodenmarkierung achten! Sollte hier nichts frei sein – auch kein wirkliches Problem: Der gebührenpflichtige Parkplatz „Luigi Moretti“ ist mehr als vernünftig im Preis und daher lohnt es sich nicht, Alternativen zu suchen.
Direkt beim Kreisverkehr kommt ihr zur Kirche „Parrocchia di S. Nicolò Vescovo al Tempio Ossario“. In diesem Gotteshaus ruhen die Gebeine von an die 25.000 Gefallenen aus dem 1. Weltkrieg.
Mir wird jedes Mal ganz schaurig zu Mute, wenn ich an die vielen verschwendeten Leben dieser jungen Männer denke.
Weiter geht es von hier aus LINKS auf der Via Poscolle Richtung Innenstadt. Nach wenigen Minuten sieht man bereits die Galleria „Bardelli“ – den Durchgang zum eigentlichen Zentrum.
Der wichtigste Platz zum Relaxen – Piazza Giacomo Matteotti
Nun befinden wir uns in unmittelbarer Nähe der Piazza Matteotti, ein MUSS bei jeder Udine Besichtigung. Durch die geschlossenen Häuserfronten auf allen Seiten fühle ich mich irgendwie beschützt, obwohl der Platz sehr groß ist.
Tajut – ein netter Brauch: ein Glas Friulano, am besten mit Freunden genossen
Meine liebste Gewohnheit hier ist es, mich zuerst einmal auf einen Kaffee oder Drink in oder vor eines der Lokale zu setzen. Dann lasse ich den Platz und die Menschen auf mich wirken.
Viele der Häuser haben Dachterrassen aufgesetzt und die Vermutung drängt sich auf, dass es wohl nicht immer baurechtlich so ganz korrekt zugegangen sein kann. In den letzten Jahren habe ich viele Renovierungen auf diesem Platz bemerkt, was offensichtlich auch dringend notwendig war. So wird die Piazza Giacomo Matteotti von Jahr zu Jahr noch schöner!
In den letzten Jahren (Jahrzehnten) habe ich schon vieles hier erlebt:
- Faschingsumzüge
- Antiquitätenmarkt (am ersten Sonntag im Monat)
- Weihnachtsmarkt
- Hochzeiten
- politische Versammlungen
Dass es da noch einiges mehr geben würde, da bin ich mir ganz sicher. Solltet ihr noch weitere Veranstaltungen hier erlebt haben, so freue ich mich, wenn ihr mich in den Kommentaren darüber informiert.
Chiesa di San Giacomo
Dieser Platz hatte im Lauf der Zeit schon mehrere Namen. Wenn ich ein wenig mehr Zeit habe, gehe ich auch gerne in die barocke Kirche „Chiesa di San Giacomo“, die bereits vor 1400 erbaut wurde.
Kirchen besuche ich natürlich nicht bei jedem Besuch, aber eine kleine Lokal-Runde ist ein MUSS. Ein Häppchen hier, ein Gläschen dort…
Doch nun geht es über die Via Mercatovecchio zum ältesten Platz von Udine und gleichzeitig dem schönsten venezianischen Platz auf dem Festland.
Piazza Libertà
Wir sehen hier
- die weiß-rosa gestreifte Loggia del Lionello in feinster venezianischer Gotik (erbaut vor 1500)
- den Uhrturm / Torre dell‘ Orologio, auf dem 2 Mohren die Stunden schlagen
- der Tempietto di San Giovanni
- den Arco Bollani, einen Gedenkbogen, der Mitte des 16. Jahrhunderts von Andrea Palladio errichtet wurde
- Herkules und Cacus, von den Einheimischen „Florèan und Venturin“ genannt
- die Statuen der Gerechtigkeit und der Friedensgöttin (gestiftet von Kaiser Franz I.)
- weiters einen Brunnen von Giovanni Carrara sowie
- last, but not least der obligatorische Löwe, der mehrfach auf dem Platz zu sehen ist.
Eigentlich kann ich euch kaum sagen, was mir am besten gefällt. Immer wenn ich hier bin, gehe ich einfach über diesen Platz, lasse die Kunst und Architektur auf mich wirken.
Erstaunlicherweise entdecke ich auch nach unzähligen Besucher immer wieder Details, die ich vorher noch nie bemerkte. Daher zeige ich euch einfach noch ein paar Bilder und hoffe, dass ihr dieses Platz genauso wunderschön findet wie ich (und ganz viele andere Besucher).
Castello di Udine
Beim Arco Bollani gibt es 3 Möglichkeiten auf den Schlossberg (=Hügel) zu kommen.
- Ganz links die Giustiniana Treppe (eher steil, dafür kurz),
- Die gepflasterte Straße – auch ziemlich steil, aber durchaus für Senioren geeignet,
- oder rechts davon in den Arkaden (Portikus di Lippomano). Diese sind weniger steil, dafür immer wieder von Stufen unterbrochen. Falls ihr diesen Weg wählt, beachtet auch die Malereien in den Arkaden.
Der Hügel selbst ist übrigens der Rest einer eiszeitlichen Moräne (Schuttablagerung). Egal welchen Weg ihr hinaufgeht: bleibt unbedingt immer wieder stehen und schaut Richtung Piazza Libertà und Altstadt.
(Endlich) oben angekommen gehe ich immer zuerst eine Runde und schaue auf allen Seiten hinunter. Als Erstes sieht man auf die Piazza I. Maggio, wo übrigens auch viele Parkmöglichkeiten sind. Vorbei am Restaurant sieht man jede Menge Reste alter Bauwerke und nicht zuletzt die Dächer des Stadtzentrums. Vor allem kurz vor dem Sonnenuntergang ist dieser Ausblick ganz unglaublich schön!
Erstmals erwähnt wurde Udine übrigens schon vor dem Jahr 1000! Das heutige Castello wurde vor 1600 beendet, nachdem der ursprüngliche Bau bei einem Erdbeben zerstört wurde. Heute sind Museen unterschiedlicher Ausrichtung und eine Galerie in dem Renaissance-Schloss untergebracht.
Der Legende nach haben die Soldaten von Attila dem Hunnenkönig mit ihren Helmen Erde aufgehäuft, um besser sehen zu können, wie Aquileia niederbrennt. Aber wie das mit Legenden so ist: Man weiß es nicht genau, aber das Gegenteil ist auch nicht bewiesen. Was allerdings fix belegt ist: Attila war in Aquileia und hat dort auch gewütet!
Die Rückseite des Gebäudes ist leider schon renovierungsbedürftig, aber das habe ich schon bei unzähligen Schlössern und Villen so erlebt. Wen das stört, der kann sich auch in die Gastwirtschaft „Casa della Contadinanza“ setzen, die in einem schönen Nebengebäude untergebracht ist.
Chiesa di Santa Maria al Castello
Wie in jeder Schloss-Anlage gibt es natürlich auch eine Kirche; diese hier ist der Mutter Gottes geweiht. Sie ist das älteste Sakralgebäude der Stadt Udine, aber leider konnte ich sie innen noch nie besichtigen, weil die Tür immer verschlossen war.
Eines Tages wird es zeitlich passen, da bin ich mir sicher! Der frühchristliche Charme wird mich immer und immer wieder auf den Hügel locken, bis es endlich klappt! Mein aktuelles Highlight ist der goldene Engel über der Kirche, den man aus vielen Perspektiven bewundern kann, weil er sich im Wind dreht.
Ich rate euch auf jeden Fall NICHT den gleichen Weg hinunterzugehen, wie ihr heraufgekommen seid. Man übersieht nämlich sonst leicht einige der Details.
Der Dom – Santa Maria Annunziata
Diese imposante Kathedrale liegt gleich in der Nähe der Piazza Libertà; der Glockenturm ist nicht zu übersehen, wenn man so steht, dass man die Loggia del Lionello rechts von sich hat.
Will man vorher noch KURZ einen Abstecher machen, so geht man links gleich nach den Treppen in die Via Manin und man gelangt zu einem der ältesten Stadttore von Udine. Würde man hier weiter gehen, käme man auf die Piazza 1. Maggio, die wir schon von oben, von Schoßberg aus, gesehen haben.
Achtet auf die Öffnungszeiten der Kirche, die von außen nicht vermuten lässt, dass sie innen Barock ist. Die unglaublich schönen Fresken (ca. 1725) von Giambattista Tiepolo, dessen Werke in Udine öfter zu bewundern sind, sind ebenfalls ein Muss, daher das Oratorio della Purità (rechts vom Dom) bei der Besichtigungstour nicht auslassen.
Nach letzten Wissensstand sind die Öffnungszeiten Donnerstag und Freitag von 10.00-12.00. Das Dommuseum im Glockenturm mit dem Marmorsarkophag vom heiligen Bertrand ist ebenfalls einen Besuch wert. Wer noch mehr sakrale Kunst verträgt, für den sind 2 weitere Kapellen in unmittelbarer Umgebung.
Sehr cool finde ich, dass man die Messe auch streamen kann und eifrig auf Twitter, Facebook und Tripadvisor geantwortet wird. Eine Kirche, die mit der Zeit geht!
Von hier aus geht unser Rundgang weiter Richtung Piazza XX Settembre, wo samstags der Markt abgehalten wird.
Für alle, die bis jetzt noch nicht SHOPPING in die Stadtrunde eingebaut haben, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Wir gehen bei der Casa Veneziana wieder zurück in Richtung Ausgangspunkt.
Das Rathaus der Stadt (Palazzo del Comune) liegt nun auf unserem Rückweg und ein Blick nach oben zu den Figuren (Liberty-Stil) sollte nicht versäumt werden.
Nach einer kleinen Kaffeepause oder einem Aperol Spritz (hier besonders gut) neben dem Palazzo D‘ Aronco (im schönsten Jugendstil) richtet sich der Blick nun nicht mehr auf architektonische Kunstwerke, sondern bleibt an den Schaufenstern hängen. Es gibt für jede Preisklasse etwas und ich kann euch nur raten: lasst euch treiben! Das Zentrum von Udine ist dermaßen übersichtlich, dass ihr euch eigentlich nicht verlaufen könnt.
Langsam aber sicher bewegen wir uns wieder zurück Richtung Parkplatz und somit endet unser Rundgang hier.
Aber: Vielleicht wollt ihr aus einer Stadtbesichtigung einen Kurzurlaub machen? Dann habe ich in jeder Himmelsrichtung einen Tipp für euch (N-O-S-W):
Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung von Udine
- Venzone, eines der schönsten Dörfer Italiens und seit 1965 komplett unter Denkmalschutz gestellt
- Cividale, Teufelsbrücke, Kloster und Langobardischer Tempel
- Aquileia, Basilika und Ausgrabungen
- Spilimbergo mit der Mosaik Schule
Falls ihr noch weitere Tipps zu Udine wisst, so freue ich mich, wenn ihr mir in den Kommentaren davon berichtet.
Tanti Saluti – Elena
Offenlegung:
Der Artikel entstand nach unzähligen Besuchen auf eigene Kosten und wird bestimmt noch des Öfteren überarbeitet werden
Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen, diese wunderbare Stadt wird einfach unterschätzt….Wir waren bei 35 Grad in Udine, nicht zu empfehlen, am Rückweg nach Wien und diese paar Stunden in Udine haben wir sehr genossen. Leider hatten die Schlossmuseen geschlossen, da es montags war, dennoch ist der Aufstieg durch die Arkaden und dann diese tolle Aussicht überwältigend….
Übrigens: wir parken in der Garage am Piazza 1 Maggiore, über 4 Stunden zu Euro 3,20, so günstig hab ich noch nirgends geparkt und im Autoinneren war es nicht heiß…herzlichen Dank für deinen Bericht, tanti saluti Donata
Liebe Donata,
ja, die Hitzte in Städten kenne ich zu gut! Mir es letztes Jahr in Rom so gegangen.
Montags hat praktische alles zu, was mit Kultur zu tun hat. Aber dafür sieht man mehr von der Stadt, wenn man mit offenen Augen spaziert.
Von den Preisen beim Parken in Udine kann ich als Salzburgerin auch nur träumen. Bei meinem geschätzen Moretti Parkplatz kostet es auch nur ganz wenig und wenn man Abends herausfährt, fast gar nichts mehr. Ein Traum, den wir hier aber nicht zu sehr verbreiten wollen, denn sonst liest es vielleicht der/die „Falsche“ und es wird 2025 teurer 🙂
https://www.ssm.it/parcheggi-in-struttura/park-moretti-ssm
Liebe Grüße
Elena
Diese Aussage betont die Bedeutung und den Reiz von Udine als zentraler Ort in der Region Friaul-Julisch Venetien. Sie lädt Reisende dazu ein, die Stadt nicht zu übersehen, sondern sie zu erkunden und ihre kulturelle Vielfalt, Geschichte und Schönheit zu entdecken.
Mittlerweile gibt es einen weiteren Weg auf den Schlossberg, und zwar per Aufzug. Befindet sich unten auf der Westseite. Oben ist das Glasgebäude nicht zu übersehen.
Liebe Christine,
das ist mir tatsächlich noch nicht aufgefallen. Ich werde es bei meinem nächsten Besuch gleich mal begutachten.
Viele Grüße
Elena
Vielen Dank für diese Führung durch Udine!
Liebe Dagmar,
ich freue mich, wenn dir mein Spaziergang gefallen hat.
Viele Grüße
Elena
Meine liebe Stadt.
Ich komme auch wirklich oft hierher. Eine wunderschöne Stadt!
Gibt es in Udine Beschränkungen mit Hunden?
Ganz ehrlich?
Ich habe keine Ahnung, aber ich vermute, nicht mehr und auch nicht weniger als in anderen Städten auch. Bei Lokalen und Hotels gilt natürlich das Hausrecht.
viele Grüße
Elena
Frage : bis zu welchem Jahr war der offizielle Name von « Udine “ der aufs keltische zurück gehende Name “Weiden” ?
Vielen Dank für Ihre Mühe einer Info.
Hallo Michael,
das ist nur die deutsche Version – Italien hat einiges in den Bezeichnung der Gebiete geändert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Provinz_Udine
Viele Grüße
Elena
Hallo Elena,
ich wollte dich wissen lassen, dass ich in meinem Blog „Rostrose“ einen Link zu diesem tollen Beitrag hier gesetzt habe, weil er meinen Lesern den Weg zu all den Sehenswürdigkeiten besser erklärt, als ich das gekonnt hätte (und weil ich ohnehin schon so viel „anderen“ Text hatte ;-)). In meinem Blogbeitrag findest du auch eine weitere Veranstaltung, die während unseres Besuchs auf der Piazza Giacomo Matteotti (oder genauer gesagt: in ganz Udine :-)) stattgefunden hat.
Hab eine schöne neue Woche,
Traude
https://rostrose.blogspot.com/2021/10/italien-reisebericht-1-station-udine.html
Vielen vielen Lieben Dank für die tollen Infos. Wir waren heute mal ganz kurz in Udine (wir waren auf der Durchreise) und haben uns die schönen Plätze angeschaut. Durch die guten Beschreibungen haben wir alles wie beschrieben gefunden. Auch der Tipp mit dem Parkplatz war super. Wir haben für 2h nur 0,80 Euro bezahlt.
Wir wollen auf jedenfall mal wiederkommen und uns dann aber mehr Zeit für Udine nehmen.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.
Liebe Kerstin,
das freut mich wirklich sehr! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir zu schreiben 🙂
Ich war schon sehr oft in Udine und finde immer noch neue schöne Details!
Liebe Grüße
Elena
Liebe Elena, welch eine schöne Stadt, von der wir noch nie zuvor gehört haben (wir waren aber in den letzten Monaten auch eher südlicher unterwegs). Gerade der Platz, an dem du zu Beginn immer dein Getränk einnimmst, erinnert uns sehr an einen der Hauptplätze unserer Lieblingsstadt Lucca mit seinen gelben Häusern! Viele Grüße, Andre & Jil
Hallo Ihr beiden,
ja, Lucca hat mir auch sehr gut gefallen und diese Hauptplätze in Italien liebe ich wirklich – auch in kleineren Städten/größeren Dörfern sind die sehr reizvoll. Danke für die netten Worte!
Herzliche Grüße aus Salzburg
Elena
Eine wunderschöne Beschreibung einer Stadt, die ein Besuch absolut wert ist. Viel Kultur, Geschichte, italienisches Flair, das wir lieben. Wir werden Udine mit Neugier begegnen und die Stadt erkunden. Danke Elena!
Danke für die netten Worte lieber René!
Ein Tag oder Nachmittag/Abend in Udine ist zu jeder Jahreszeit die Fahrt wert und von Lignano aus wirklich gut machbar!
Liebe Grüße
Elena
Hallo Elena,
kannst Du eine schöne Unterkunft empfehlen?
Liebe Christine,
da ich weniger als 1 Stunde von Udine entfernt wohne, habe ich noch nie eine Unterkunft gebraucht. Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen konnte.
Viele Grüße
Elena
Liebe Elena, ich habe deine Seite vor einem Udine-Besuch entdeckt; deine Beschreibungen sind wirklich toll und hilfreich. Werde in Zukunft bestimmt öfter bei dir reinschauen! Liebe Grüße Anita
Liebe Anita,
es freut mich sehr, wenn du mich virtuell auf meinen Spaziergängen begleitest. In Udine speziell fühle ich mich fast wie daheim. Das ist für mich als Salzburgerin so, als würde ich in Hallein oder Bad Reichenhall, also netten Städten in der Umgebung, flanieren.
Viele liebe Grüße
Elena