Scuola Mosaicisti del Friuli

Die Mosaik-Fachschule in Spilimbergo

Dass Spilimbergo die Stadt der Mosaike ist, das war mir bekannt. Jedoch hätte ich nie gedacht, dass ich jemals die berühmte Mosaik-Schule besuchen und dabei den Schülern über die Schulter blicken darf (Pressereise | Werbung).

Seit fast 100 Jahren werden hier Schüler von überall her zu Mosaik-Künstlern ausgebildet.

Die Scuola Mosaicisti wurde 1922 nach dem 1. Weltkrieg im Rahmen des Wiederaufbauprogramms gegründet.

Wenn man durch die kleine Stadt Spilimbergo spaziert, kommt man vielleicht sogar zufällig bei diesem Wegweiser vorbei. Will man sicher gehen, so kann man nach der „Gelateria Dolce Arte Di Venier Stefano“ Ausschau halten, denn genau hier muss man im Schatten der Bäume in die Via Corridoni einbiegen. Voilà – Ankunft am Ziel – die Einfahrt ist unübersehbar!

Nur ein kleiner Tipp am Rande: kürzlich habe ich erfahren, dass es hier das beste Eis in der ganzen Umgebung geben soll. Bei meinem nächsten Besuch werde ich das bestimmt testen 🙂

Wir waren schon vor dem Schulgebäude begeistert von den ersten Arbeiten, die wir sehen konnten. Dass das nicht das letzte Staunen war, werdet ihr im Lauf dieses Artikels noch lesen – bzw. sehen, denn bei vielen Werken fehlen mir einfach die Worte und ich lasse Bilder sprechen!

Nachdem wir uns in der Halle nicht nur körperlich, sondern auch geistig gesammelt hatten, ging es hoch ins erste Klassenzimmer, wo wir die Einstiegsarbeiten der Anfänger auf den Tischen sahen

Um einen besseren Eindruck der Schwierigkeit zu bekommen, zeigte uns eine Lehrerin bei einem einfachen Katzenmotiv, wie schwierig es trotz schlichter Vorlage ist, die Steinchen richtig zu platzieren.

Das älteste noch heute zu sehende Mosaik stammt aus Anatolien – aus dem 8. Jahrhundert v. Chr.! Ich selbst bin schon seit Jahrzehnten begeistert von den Mosaikfußböden in Aquileia und Grado, aber auch von den Werken in Concordia Sagittaria und Oderzo.

Wenn ihr an der oberen Adria Urlaub macht, plant doch einen Ausflug ein; ihr werdet den Anblick nie vergessen!

Solltet ihr in Lignano Urlaub machen und keine Zeit für Ausflüge haben, so schaut euch zumindest das Werk der Mosaik-Schüler in Pineta an. Es wurde Mitte Juni 2019 enthüllt.

Diese Schule weltweit die einzige, die Mosaik-Meister hervorbringt!

Viele der Schüler der Scuola Mosaicisti kommen aus dem Ausland und wollen hier die unterschiedlichen Techniken erlernen. Historische Vorlagen stehen nach dem Erlernen der ersten Schritte am Lehrplan.

  • Das Alexander Mosaik mit einer Darstellung der Schlacht bei Issos
  • Der Fußboden in der Basilika in Aquileia
  • unzählige Mosaike in den Kirchen in Ravenna
  • im Herculaneum das Wandmosaik mit Neptun und Amphitrite

Nicht nur mit Nachbauten von historisch bemerkenswerten Mosaiken müssen sich die Schüler befassen, sondern auch Auftragswerke, an denen viele Personen gleichzeitig arbeiten, werden übernommen. Dadurch ist es umso wichtiger, dass das Niveau bei jedem einzigen Schüler in etwa gleich hoch ist.

Zu sehen sind diese Mosaike unter anderem

  • im Foro Italico in Rom
  • an der Grabeskirche in Jerusalem
  • die Saetta iridescente im Ground Zero in New York
  • und noch viele mehr.

Klassisch war früher – heute ist alles erlaubt

 

Während früher Mosaike aus unterschiedlichsten Steinen geformt wurden, sind bei den Arbeiten der Abschlussklassen unterschiedliche Materialien im Einsatz, die dadurch die Mosaike jung und modern wirken lassen.

Das Lager von Millionen Steinchen

Wir durften nicht nur den Lehrern und Schülern über die Schulter blicken, nein, auch im Lager der Scuola Mosaicisti sind wir gewesen. Es ist ein Archiv von Millionen Steinchen in unterschiedlichsten Größen und so vielen Farbschattierungen, dass man sich die Feinheiten in den Nuancen kaum vorstellen kann!

„Mosaizisten“ und „Terrazieri“

Am Lehrplan stehen neben der Praxis (Anfertigen der Mosaike und Terrazzo-Böden), die ungefähr die halben Unterrichtsstunden beansprucht, auch viel Theorie wie Entwurf, Werkstofftechnik, Geometrie,  Zeichnen und Farbtheorie, Informatik mit Computergrafik bzw. Digitaler Modellierung und selbstverständlich Geschichte.

Gelehrt werden die römische, die byzantinische und die moderne Technik. Wir durften alle 3 bewundern.

Die Schule selbst dauert 3 Jahre. Es gibt nur 50 Ausbildungsplätze, wobei nicht wenige Schüler bereits im ersten Jahr herausfinden, dass sie vielleicht doch nicht die nötige Ruhe für diesen Beruf haben.

Folgende Voraussetzungen müssen gegeben sein, um sich überhaupt bewerben zu können:

  • Matura oder ein gleichwertiger Abschluss
  • 18 – 40 Jahre
  • bei ausländischen Bewerbern: gute Italienisch-Kenntnisse

Wer nach der 3-jährige Ausbildung noch mehr lernen möchte und die nötige Begabung hat, der kann ein weiteres Jahr eine Fachausbildung absolvieren. Dafür gibt es eigene Stipendien zur Unterstützung.

Für alle, die nicht die mehrjährige Schule besuchen können oder wollen gibt es im Sommer kurze Lektionen (max. 46 Stunden), die zumindest die Grundlagen vermitteln und somit eine schöne Basis für ein spannendes Hobby bilden können.

Da ich beruflich mit Organisation und Assistenz zu tun habe, fand ich auf der offiziellen Seite der Schule die

Transparente Verwaltung

ganz besonders interessant. Wenn es nach mir ginge, müssten das nicht nur alle Schulen, sondern auch Unternehmen ab einer gewissen Größe so machen. Bravo, kann ich da nur sagen!

Bevor wir die Schule verlassen haben, konnten wir noch ein lang verstecktes Meisterwerk bewundern.

Es hat uns alle tief beeindruckt, denn dieses Mosaik ist richtig alt!

Während des Schuljahres ist es nach Voranmeldung möglich, die Unterrichtsräume und Werkstätten zu besuchen.

Am 26.07.2019 wurde die aktuelle Ausstellung Mosaico&Mosaici eröffnet.

Bestimmt sehenswert für alle, die sich für diese Kunstform interessieren.

Wenn ihr euch jetzt denkt, dass es unmöglich ist, sich ein Mosaik, wenn auch nur ein kleines für die Wand, zu leisten, so muss ich sagen: JA – es ist leistbar! Schaut euch den Shop durch – ich war von den Preisen positiv überrascht!

Scuola Mosaicisti del Friuli

Via Corridoni, 6
33097 Spilimbergo (PN)

+39 0427 2077

info [at] scuolamosaicistifriuli [dot] it

 

Tanti Saluti – Elena


Offenlegung:

Dieser Artikel entstand im Zuge einer Pressereise. Ich hatte keine zusätzlichen Kosten und bedanke mich herzlich für die Einladung.


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16 Comments

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  1. says: Susanne Pratter

    Liebe Elena, ich habe soeben deine Seite entdeckt. Kannst du mir sagen, ob der Besuch der Schule auch als Privatpersonen (wir wären zu dritt) besuchen kann.
    Ich freue mich auf deine Rückmeldung.
    Liebe Grüße Susanne Pratter

    1. says: Elena

      Liebe Susanne,
      als ich die Schule besucht habe, war es für Privatpersonen möglich. Doch dann kam Corona! Daher kann ich es nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich an deiner Stelle würde einfach anrufen oder ein Mail schreiben, um ganz sicherzugehen.
      Nutz die Chance unbedingt, denn es ist beeindruckend, was diese jungen Menschen aus Steinchen legen und wie man die Fortschritte von Klasse zu Klasse sehen kann.
      Liebe Grüße
      Elena

  2. says: werner Koch

    Es ist sehr schön zu sehen, wie die Mosaikschule in Spilimbergo sich entwickelt hat. Als ich in den Jahren 1970 bis 1972 Ihre Schule besuchte, waren die Themen hauptsächlich religiöse Heiligenbilder. Heute sind moderne Sujets bei Ihnen aktuell. Das zeugt von einer Weltoffenheit, die sympathisch ist und der Mosaikkunst neue Impulse verleiht. Ich wünsche der Schule und allen Beteiligten eine prosperative Zukunft.
    Mit freundlichen Grüssen ihr ehemaliger Schüler
    Werner Koch
    6300 Zug
    Svizzera

    1. says: Elena

      Lieber Herr Koch,
      es freut mich besonders von jemanden zu lesen, der die Schule absolviert hat. Ich war tief beeindruckt vom Können aller, denen wir über die Schulter schauen durften.
      Viel Erfolg und Freude bei der Arbeit Ihnen!
      Liebe Grüße
      Elena

  3. says: Albert Vordren, Hirtenberg, Österreich

    Sehr beeindruckend, wir würden mal sehr gerne einen persönlichen Einblick in die Kunst der Mosaike bekommen.
    Dankeschön!

    1. says: Elena

      Lieber Albert,
      ich stimme absolut zu! Mein Besuch in der Schule hat mich wirklich beeindruckt. Besonders toll fand ich die fachliche Steigerung der Schüler:innen als wir von Zimmer zu Zimmer in höhere Klassen gehen durften. Ausnahmslos alle Künstler!
      Liebe Grüße
      Elena

  4. says: Daniela

    Wow! Ich kannte vorher weder die Stadt noch die Mosaikschule. Was für eine schöne Schule, dort wäre ich auch gerne Schüler. Ich stelle mir die Arbeit mit Mosaiken auch sehr meditativ vor und würde den Schülern gerne mal über die Schultern schauen. Danke für diesen tollen Tipp. Jetzt muss ich gleich mal schauen, wo Spilimbergo liegt. 🙂

    LG Daniela

    1. says: Elena

      Liebe Daniela,
      meditativ trifft es wahrscheinlich ziemlich gut. Die Schülerinnen und Schüler ließen sich auch durch unsere Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Ich war tatsächlich am meisten davon beeindruckt, was für unterschiedliche Motive machbar sind. Spilimbergo liegt übrigens ca. 1/2 Stunde westlich von Udine in der Region Friaul-Julisch Venetien.
      Viele Grüße
      Elena

  5. Hallo Elena,
    ich war heuer mit meinem Cabrio zum ersten Mal in Spilimbergo! Es hat mir total gut gefallen. Die Stadt ist bezaubernd und die Mosaike überall an den Wänden sind wirklich beeindruckend. In die Mosaikschule habe ich es leider nicht geschafft, aber ich habe deinen Beitrag bei mir am Blog für meine Leser verlinkt.
    LG Anita

    1. says: Elena

      OH danke liebe Anita,
      das ist nett! Ich bin auch immer wieder in Spilimbergo, wenn auch meist nur auf einen Aperitivo und einen Spaziergang. Die Stadt finde ich so richtig gemütlich und wie so oft: wo ich am häufigsten bin fällt es mir am schwersten darüber zu schreiben weil ich immer noch bessere Bilder, noch mehr Informationen haben will. Vielleicht soll ich doch mal über die Stadt an sich berichten – angefangen hätte ich damit schon…
      Liebe Grüße
      Elena

  6. Liebe Elena,

    da entstehen ja fantastische Kunstwerke! Ich bin auch beeindruckt, wie moderne Motive umgesetzt werden.

    Wir haben uns in Madaba in Jordanien ja viele byzantinische Mosaike angeschaut und auch eine kleine Mosaikschule besucht. Ich bin sicher, ich hätte nicht die Geduld und Ausdauer für diese kleinteilige Arbeit.

    Liebe Grüße
    Gina

    1. says: Elena

      Liebe Gina,
      mir geht es wie dir – ich war auch beeindruckt und weiß ganz sicher, dass ich nie die Geduld hätte, solche Bilder zu realisieren.
      Viele liebe Grüße
      Elena

  7. says: Tanja

    Wow, was für eine Kunst.
    Ich frage mich gerade, ob ich die nötige Geduld für diese Arbeit hätte?!
    Besonders gut gefällt mir übrigens das Mosaik mit den Fischen und anderen Meeresbewohnern.
    Letztes Jahr waren wir im Frühling in Italien auf einem Roadtrip. Evtl. wollen wir den im nächsten Jahr mal ausweiten und weitere Städte und Orte besuchen. Da muss ich wohl noch ein wenig bei dir auf der Seite, nach Inspiration, stöbern.
    Viele Grüße
    Tanja

    1. says: Elena

      Liebe Tanja,
      ich hatte mir exakt die gleiche Frage gestellt und weiß: ich hätte NIE die nötige Geduld! Wenn du wirklich nochmal in die Gegend kommst, dann schreib mich gerne direkt an und ich gebe dir einige Tipps 🙂
      Liebe Grüße
      Elena

  8. says: Barbara

    Hallo Elena,
    Mosaike als Hobby?! Das ist eine gute Idee, sicher feinmotorisch und handwerklich anspruchsvoll und wahrscheinlich sehr entspannend!
    Ich bin immer begeistert davon, wenn ich irgendwo auf der Welt (oft römisch geprägt) welche sehe. Kürzlich erst in Sofia, aus der Zeit, als das römisch war, ähnlich wie welche, die Du im Beitrag zeigst. Dabei denke ich immer daran, wie lange da wohl jemand dran saß… Schön, dass diese Kunst nicht ausstirbt!
    Von Spilimbergo habe ich noch nie gehört. Dass es dort sogar eine Schule gibt, finde ich toll. Danke für diesen sehr interessanten Bericht und die vielen Fotos.
    Liebe Grüße
    Barbara

    1. says: Elena

      Liebe Barbara,
      Spilimbergo ist eine entzückende Kleinstadt, in die ich immer wieder fahre. Dass es eine Schule gibt, hat mir vor Jahren schon jemand erzählt, aber dass ich diese jemals von innen sehen darf, hätte ich nie gedacht. Solche Erlebnisse freuen mich bei Pressereisen immer ganz besonders, denn alles, was man nicht für Geld kaufen kann, hat für mich einen absoluten Mehrwert!
      Liebe Grüße
      Elena