Grado – Sommerurlaub für alle Altersstufen

Viele von euch wissen, dass ich einen 2. Wohnsitz in Friaul habe. Dort bin ich so oft es geht, aber Grado kommt gleich danach! Ich liebe diese kleine Stadt mit den Steinhäusern im Zentrum. Bereits mein 1. Urlaub als (mehr oder weniger) Erwachsene nach der Matura hatte die „Sonneninsel“ zum Ziel.

Doch nicht nur ich liebe dieses Reiseziel! Bereits vor über 150 Jahren entdeckten Gäste aus Österreich den bezaubernden Ort an der oberen Adria. Die Zeit ist freilich trotzdem nicht stehen geblieben und Grado ist beliebter denn je.

Aquileia & Grado – im Laufe der Geschichte

Die Geschichte von Grado geht wie beim benachbarten Aquileia auf die Römer zurück. Reste davon kann man an verschiedenen Punkten der Stadt sehen. Mir gefallen die Ausgrabungen an der „Piazza Biagio Marin“ besonders gut. Dort führt ein Plexiglas Steg direkt über die Teile einer Basilika, einiger Bodenmosaike und Sarkophage.

Grado als Kur- und Badeanstalt

Auch wenn bereits um 1850 die ersten Badekabinen aufgestellt wurden, war es Kaiser Franz Joseph I., der kurz vor 1900 ganz offiziell Grado zu einer Kur- und Badeanstalt erhob. Dies hatte zur Folge, dass bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wunderschöne Gebäude entstanden, die teilweise auch heute noch erhalten sind.

Am deutlichsten wird das bei den 5 heute als Hotel genutzten Villen Bianchi sichtbar. Dem Wiener Künstler-Ehepaar Emma und Josef Maria Auchentaller ist der rasche Aufstieg von Grado zur bevorzugten Sommerfrische der wohlhabenden Wiener zu verdanken.

Buchempfehlung “Emma Auchentaller – Briefe aus Grado“

Wer mehr über diese Zeit lesen möchte, dem sei das Buch “Emma Auchentaller – Briefe aus Grado“ (Braitan Verlag) ans Herz gelegt. Christine Casapicola entführt auf wunderbare Weise in die Zeit zwischen 1900 – 1912 mit Briefen, Bildern und dazu passenden Erläuterungen.

Dieses Buch habe ich kurz nach der Veröffentlichung von einer lieben Freundin als Geschenk erhalten und wenn man Grado schon öfter besucht hat, kann man sich noch mehr in die interessanten Zeilen vertiefen.

Verschiedene Wege nach Grado

Obwohl Grado ursprünglich eine Insel ist kann man heute über die Dammstraße „SR 352“ bequem über Aquileia-Belvedere mit dem Auto anreisen, was den Tourismus in den letzten 60 Jahren deutlich erleichtert hat. Heute lukriert ein nicht zu kleiner Teil der Gradeser in der ein- oder anderen Weise sein Einkommen durch Urlauber.

Die ehemalige Eisenbahnstrecke, die Grado mit Cervignano (und in weiterer Folge mit Österreich) verband, existiert nicht mehr. Doch die Verantwortlichen gehen mit der Zeit: Die Trasse wird seit einigen Jahren als Radweg genutzt.

Dieses Teilstück ist die letzte von 5 Etappen des 410 km langen Alpe-Adria-Radweges, der Salzburg mit Grado verbindet. Wem die ganze Strecke zu anstrengend ist kann auch einzelne Abschnitte mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen.

Die malerische Altstadt von Grado

Im Gegensatz zu den anderen Badeorten an der oberen Adria kann man in Grado Strandurlaub perfekt mit einem geschichtsträchtigen Ortszentrum verbinden.

Gleich bei der Anfahrt kommt man am Y-förmigen Stadthafen „Porto Mandracchio / Porto Vecchio di Grado“ vorbei.

Der Hafen wirkt zu jeder Jahreszeit sehr idyllisch mitten zwischen den alten Gebäuden. Als etwas ganz Besonderes habe ich aber die Stimmung im Advent empfunden, wenn die schwimmende Krippe aufgebaut ist.

Ebenso am ersten Sonntag im Juli, wenn die Boote für die Prozession „Perdòn – Santuario di Barbana“ geschmückt werden.

Zur Wallfahrtskirche „Beata Vergine Maria“ auf der Insel Barbana gibt es ganzjährigen Fährverkehr zum moderaten Preis.

Die Häufigkeit der Verbindungen schwankt jedoch saisonal

In unmittelbarer Umgebung des Hafens beginnt bereits der älteste Teil von Grado mit den verwinkelten Gassen. Die alten Häuser zaubern ein ganz besonderes Flair, das es in dieser Kombination im Nordosten Italiens nicht noch einmal gibt.

Area Pedonale ≠ Zona traffico limitato

Viele Straßen sind in Fußgängerzonen „Area Pedonale“ oder Verkehrsberuhigte Zonen „ZTL – Zona traffico limitato“ umgewandelt. Wenn man eine Unterkunft im Herzen der Stadt gebucht hat, sollte man sich vorab erkundigen, um eine Ausnahmegenehmigung für die An- und Abreise zu erhalten. Dies ist online bei der Stadtverwaltung möglich.

Ausflug in die Lagune

Wer die Zeit und die Möglichkeit hat, von Grado aus mit einem Boot in die Lagune zu fahren, der sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Der Weg führt vorbei an der „Madonnina del Mare“, einer Statue an der nördlichen Seite des Hafens.

Bei diesem Ausflug kann man auf vielen der kleinen Laguneninseln die typischen Fischerhütten – Casoni genannt – bewundern. Diese kleinen Häuser mit Strohdach sind Privatbesitz und die Inseln dürfen nicht betreten werden.

Ich LIEBE, LIEBE, LIEBE es, wenn ich einen Bootsausflug mit Freunden machen darf.

Ob wir dabei auf eine der wenigen Inseln, die gastronomisch genutzt werden (wie z.B. Porto Buso) fahren oder „nur“ ankern und auf einer der kleinen Sandflächen spazieren – es ist mir egal.

Diese Tage gehören ganz sicher zu den Erinnerungen die mich noch erfreuen, wenn ich alt bin und nicht mehr reisen kann♥

Die Strände von Grado bieten für jeden den passenden Abschnitt

Alle Strände von Grado sind seit dem Jahr 2000 mit dem Umweltzeichen „Bandiera Blu“, der blauen Flagge, ausgezeichnet. Durch 32 Bewertungskriterien ist sichergestellt, dass nicht nur auf Wasserqualität und Barrierefreiheit geachtet wird, sondern noch viele Punkte mehr ein ungetrübtes Urlaubsvergnügen garantieren. Da ich schon seit Jahrzehnten immer wiederkomme, sehe ich tatsächlich die positive Veränderung.

Ich besuche meist den Strand ganz rechts (westlich) von der Anfahrt aus betrachtet – „Spiaggia Costa Azzurra“ genannt. Hier kann man sowohl auf gekennzeichneten Flächen Sonnenschirm und Liegebetten mitbringen als auch Schirm und Liegestühle mieten, was ich in den letzten Jahren meist in Anspruch nehme. Mit Piper Beach und Key West möchte ich euch 2 der Strandbars nennen, die ich gerne aufsuche.

Weiter Richtung Zentrum, der Promenade „Lungomare Nazario Sauro“ entlang, nutzen die Gradeser die großen Felsblöcke entlang des Fußweges, um Sonne zu tanken – und das zu jeder Jahreszeit! Ein wenig erinnert dieser Abschnitt an die kilometerlange betonierte Promenade „Spiaggia di Barcola“ bei Triest.

Dieser erhöhte Weg wurde ursprünglich zum Schutz der dahinterliegenden Häuser errichtet. Heute erfreut sich Jung und Alt an einem Spaziergang, einem Aperitif in einer der angrenzenden Bars oder den romantischen Sonnenuntergängen.

Die bekannteren Strandabschnitte

Die meisten Badegäste werden den „Spiaggia Principale“, den größten Bereich im Zentrum von Grado kennen. Dieses Areal ist während der Saison ausschließlich gegen Gebühr verfügbar und eingezäunt.

Wer noch mehr Luxus möchte, ist im VIP-Bereich des Abschnittes „Settimo Cielo“, dem 7. Himmel bestens versorgt.

Hier bin ich selbst noch nie gelegen, aber ich persönlich liebe auch Randzonen mehr.

Von Grado Città Giardino Richtung Pineta befindet sich der große freie Abschnitt „Spiaggia Libera – Le dune di Grado„. Hier trifft man viele Einheimische – vor allem Familien mit Vorschulkindern, da beim flachen Sandstrand das Meer bis weit hinein seicht bleibt.

Als die Kinder meiner Freundin noch klein waren sind wir oft hier gewesen und es war toll, im seichten Wasser zu sitzen und zu tratschen, während die Kinder unmittelbar neben uns im Wasser spielten. Platz ohne Ende, denn es geht wirklich weit, sehr weit seicht hinein. Definitiv nicht die richtige Ecke für eifrige Schwimmer!

Jeweils am Anfang und am Ende dieses langen Bereichs sind auch Hunde erlaubt. Doch auch das ist noch nicht die letzte Möglichkeit, um in Grado bei Sonne, Sand und Meer zu entspannen. An der „Via Monfalcone“ können Camping-Freunde im „Villaggio Turistico Europa“ noch einmal ausgedehnte Sandstrände genießen.

Wellness in Grado

2 Meerwasser-Becken, Thalasso-Therapie und Sandbäder werden seit Anbeginn des Thermen-Tourismus in Grado angeboten und sind auch heute noch sehr beliebt. Kinderkrankheiten, Rheuma und Gelenkschmerzen sind nur einige Leiden, die vom Gradeser Klima positiv beeinflusst werden können. Glaubt mir – ich weiß das aus meinem direkten Umfeld!

Unzählige Sportmöglichkeiten

In Grado darf ein 18-Loch-Golfplatz ebenso wenig fehlen wie der Tennisclub und natürlich der Segelclub. In den letzten Jahren wurde Kitesurfen und SUP im Bereich Grado Pineta immer beliebter. Für alle Pferde-Liebhaber besteht auf halben Weg nach Monfalcone die Möglichkeit, auf der Halbinsel Cona (Foce dell‘ Isonzo / Isola della Cona) auf Camargue-Pferden zu reiten.

Häfen von Grado

Darsena San Marco, Porto San Vito und Marina Primero heißen 3 der Häfen in Grado. Diese und 2 weitere Richtung Triest beschreibe ich euch in einem gesonderten Artikel, denn das würde hier zu weit führen und ist nur für eine bestimmte Lesergruppe interessant.

Die kunsthistorischen Highlights mitten im Zentrum

Nach jedem Badetag gehört für mich ein Spaziergang durch die romantischen Gassen fix dazu! Ein Besuch in den romanischen Kirchen „Sant’ Eufemia“ mit den schönen Bodenmosaiken oder „Santa Maria delle Grazie“ sollten auch nicht fehlen (Campo dei Patriarchi).

In unmittelbarer Nähe befindet sich der über 40 Meter hohe Glockenturm (Campanile), auf dessen Spitze der fast drei Meter hohe Windengel (Anzolo San Michele) emporragt. Er war ein venezianisches Geschenk und gilt heute als Symbol von Grado.

Zwischen den beiden Kirchen steht das frühchristliche Baptisterium inmitten eines kleinen Vorgartens mit Lapidarium. Im achteckigen Bau seht ihr ein sechseckiges Taufbecken, welches jedoch rekonstruiert wurde. Das Original ist im Laufe der Jahrhunderte zerstört worden.

Alle genannten Sehenswürdigkeiten könnt ihr kostenlos besichtigen! Eines noch: Auch wenn man sich im Urlaub befindet sollte man beim Betreten von kirchlichen Gebäuden darauf achten, dass man entsprechend gekleidet ist. Leider sehe ich immer wieder, dass Besucher von Kirchen keinen Respekt zeigen. Schade!

Die Insel Schiusa

Wer ein wenig Abwechslung vom Trubel im Stadtzentrum braucht, kann entweder mit dem Auto über die „Ponte Scaramuzza“ fahren oder die Fußgängerbrücke „Ponte della Schiusa“ nutzen. Auf der Insel sind entspannende Spaziergänge ohne Massentourismus möglich, da entlang der Uferpromenade an allen Seiten die Boote der Einheimischen vor Anker liegen. Ich parke auch öfter mein Auto hier!

Speis & Trank gehört dazu

Bei jedem Italien-Urlaub darf gutes Essen nicht zu kurz kommen.

Die Gradeser Spezialität Borèto ist eine Art Fischsuppe oder Eintopf, je nach Zubereitungsart.

Ich persönlich liebe es, ‚mal hier, ‚mal dort einen kleinen Aperitivo samt Häppchen zu nehmen 🙂

Im Bereich des Alten Hafens kann man auch hervorragend Fisch, Muscheln und Meeresfrüchte kaufen, falls man selber kochen möchte. Durch den direkten Verkauf ortsansässiger Fischer sind die Preise günstig und die Ware fangfrisch sowie regional.

Liebhabern exklusiver Küche sei das „Al Pontil de‘ Tripoli“ auf der vorhin genannten Isola Schiusa ans Herz gelegt. Es handelt sich um eines der besten Lokale der Gegend, in dem man von einem aufstrebenden jungen Koch kulinarisch verwöhnt wird.

Ihr wollt lieber etwas außerhalb speisen? Auch hier kann ich euch einen Tipp geben:

Al Granaio in San Lorenzo di Fiumicello, nur wenige Kilometer von Grado entfernt.

Mein Veranstaltungstipp!

Wer Fisch wie die Gradeser essen möchte, sollte sich die „Sardelada“ vormerken. Von der Fischergenossenschaft und unzähligen Helfern werden an den Wochenenden Ende Juli/Anfang August Sardinen in unterschiedlichster Art und Weise zubereitet.

Egal ob paniert, frittiert oder mariniert – hier gibt es für jeden das Passende.

Zu finden ist diese gemütliche Veranstaltung entlang des Kanals vom alten Hafen (Riva Dandolo).

Die Preise sind äußerst moderat! An einfachen Tischen und Bänken mischen sich Touristen unter Einheimische und alle lieben dieses Fest – ich definitiv auch!

Nur Grado ist euch zu wenig?

Dann lest doch hier weiter und seht, was es in der Gegend noch zu entdecken gibt!

Grado war bereits zu Zeiten der Habsburger beliebt und daran hat sich nicht viel geändert. Sonnenhungrige, Wasserratten und Shoppingbegeisterte aller Altersstufen werden in dieser Küstenstadt das passende Urlaubserlebnis finden.

Ich liebe meine Ausflüge nach Grado und ihr werdet es auch!

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Grado habe ich in den letzten Jahrzehnten mehrmals im Jahr besucht. Dieser Artikel zeigt euch meine Erfahrungen. Der Tourismusverband hat mich nicht dafür beauftragt und schon gar nicht bezahlt.


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6 Comments

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  1. says: Christine

    Liebe Elena,
    Ich hab jetzt deine Berichte zu Grado gelesen! Ganz toll und macht Lust auf einen Spontanausflug! Hab im Moment auch Sehnsucht nach Italien und Meer….

    1. says: Elena

      Liebe Christine,
      ich bin schon über eine Woche hier und obwohl ich noch einige Tage vor mir habe, bin ich jetzt schon etwas traurig, dass sich die Badesaison dem Ende zuneigt. Zum Glück gehen mir die Ideen für tolle Spätsommer- & Herbstreisen nicht aus 🙂
      In wenigen Tagen sind auch die Zimmer und Apartments wieder deutlich günstiger, was sicher viele neue Gäste anlocken wird.
      Vielleicht setzt du dich einfach ins Auto und gönnst dir eine kleine Auszeit.
      Viele liebe Grüße
      Elena

  2. says: Astrid

    Liebe Elena,
    Danke für den wunderbaren Artikel. Ich war erst einmal in Grado und sofort schockverliebt. Ich hoffe dass ich es heuer im Herbst wieder besuchen kann. Bis dahin dürfen deine Italien verliebten Artikel meine Sehnsucht stillen.
    Ich freu mich auf baldiges Wiedersehen beim Eichingerbauer oder vielleicht gar in bella italia!
    Liebe Grüße,
    Astrid

    1. says: Elena

      Liebe Astrid,
      danke für deine netten Worte und ja, ich freue mich auch schon auf ein Wiedersehen!
      Derzeit bin ich endlich wieder in Italien und in wenigen Tagen auch in Grado 🙂
      Viele Grüße
      Elena

  3. says: Bernd

    Ein wunderbarer Bericht mit viel Informationen! Macht große Vorfreude auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen dieses netten Küstenortes.

    1. says: Elena

      Danke lieber Bernd!
      Ich freue mich auch sehr, bald wieder durch diese Gassen spazieren zu können.
      Beim Schwimmen allerdings werde ich mich noch in Geduld üben, denn das Meer ist mir noch viel zu kalt!
      Liebe Grüße
      Elena