Warum ihr das “Grüne Herz” Italiens besuchen solltet
Umbrien ist nicht überlaufen! In den meisten Ecken zumindest nicht. Ich habe euch schon einiges vorgestellt:
- Amelia (und die nähere Umgebung)
- Spello
- Città di Pieve
- Rasiglia
Restaurant und Unterkunftstipps findet ihr natürlich auch, aber heute will ich euch zeigen, wie eine der Möglichkeiten wäre, möglichst viel in relativ kurzer Zeit zu sehen, ohne jedoch zu hetzen. Denn in Umbrien wird nichts überstürzt!
Meiner Meinung nach laden die vielen kleinen Dörfer (Borghi) wirklich zu “Slow Tourism” ein. Macht euch nicht zu viele Pläne, denn ihr werdet überrascht sein, wie viel es zu entdecken gibt, wenn ihr an alten Städten und Dörfern interessiert seid.


Unseren ursprünglichen Plan mussten wir sehr einkürzen, denn wir waren absolut verzaubert von den vielen kleinen Schönheiten, die wir unterwegs entdeckten und so gar nicht erwartet hatten.
Unsere Reise beginnt in Amelia, wo wir besonders herzlich empfangen wurden.
Lugnano in Teverina
Nach unseren Besichtigungen und Verkostungen haben wir uns auf den Weg nach Lugnano in Teverina gemacht und die “Chiesa della Collegiata” bewundert. Dieser kleine Ort gehört zu den “Borghi più belli d’Italia” und das zu Recht. Die Details der Kirche sind sensationell und können kaum in Bildern wiedergegeben werden.
Es lohnt sich, die 4 Säulen und die Details darüber bis hin zum Adler an der Spitze genau anzusehen. Notfalls macht Fotos mit dem Zoom und seht euch dann die Vergrößerung an.



Geht auch hinein, in dieses romanische Meisterwerk. Die Kirche wurde zwar mehrfach umgebaut und auch Diebe haben sich bedient, doch ich fand sie sehr besonders.



Diese Kirche ist ein Juwel und wird mit König Desiderius der Langobarden in Verbindung gebracht. Ihr erinnert euch? Die Langobarden haben auch in Cividale del Friuli, einer Stadt, die ich sehr liebe, ihre Spuren hinterlassen. Ebenso kann ich euch ein Fest ans Herz legen, bei dem ihr viel über dieses Volk lernen könnt.


Bevor wir diesen tollen Ort wieder verlassen haben, gab’s noch eine kleine Pause, denn ich liebe diese kleinen Bars, in denen vorwiegend Einheimische schnell etwas trinken gehen und ein wenig miteinander plaudern.


Wären bei uns die Preise ähnlich, würde ich das auch daheim machen, aber Kaffee und/oder Wein bei uns ⇾ da kann ich in Italien schon ein einfaches Gericht essen.
Alviano
Frisch gestärkt peilten wir unser Tagesziel an, doch bereits keine 10 Minuten später stand ich schon auf dem nächsten Parkplatz 🙂
Wir befinden uns hier auf halber Strecke zwischen Narni und Orvieto. In unmittelbarer Nähe könnt ihr einen Stausee (der älter ist als ich) sehen – inmitten eines Naturschutzgebietes. Wir sind übrigens im Grenzgebiet zwischen Umbrien und Lazio. Doch mich hat ein Castello eingebremst, das groß und mächtig, nicht zu übersehen ist.
Einer der Besitzer war Bartolomeo d’Alviano. Er war ein bedeutender Condottiere, was soviel wie Heerführer oder Befehlshaber heißt. Bartolomeo wurde auch in “meiner” Region Friaul-Julisch Venetien eingesetzt und kämpfte u. a. gegen das Heer von Kaiser Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Dieser wurde in Trient/Trento gekrönt und man kann sich heute noch genau an den Ort des Geschehens stellen, wo das 1508 passierte.


Wir konnten das Castello zwar nicht von innen besichtigen, aber bei meiner Kurz-Recherche ist mir auch eine “Alte Bekannte” aufgefallen. Olimpia Maidalchini-Pamphilj war eine der Besitzerinnen dieses eindrucksvollen Gebäudes.


Über einen anderen Besitz von ihr in Rom habe ich bereits berichtet. Eine Frau, um die sich so manche Geschichten ranken. Falls ihr jemals Rom besucht, geht unbedingt in den Palazzo Doria Pamphilj. Dort könnt ihr eine Büste von ihr sehen und so unglaublich viele Kunstwerke, wie selten in einem einzigen Gebäude zu sehen sind.
Ich liebe es, wenn Geschichte so ineinander greift.
Solche Zusammenhänge aufzuzeigen, das hätte ich mir während der Schulzeit gewünscht.
Doch unser Weg ist noch nicht zu Ende!
Vorbei an leuchtend roten Mohnfeldern geht es für uns weiter. Es gäbe unterwegs noch so viel zu beschreiben wie Guardea, Montecchio oder Baschi. Aber ich will euch nur noch eines zeigen: Todi!
Doch am Weg dorthin, BITTE schaut unbedingt auch auf schöne Kleinigkeiten. Es muss nicht immer alles historisch besonders wertvoll sein. Umbrien bietet so viel Schönheit, dass ich mich wirklich frage, warum ich so lang gewartet habe, um hinzufahren.


Todi
Die Stadt liegt oben auf einem Hügel und ihr seht sie schon von weitem mit ihren Mauern und den alten Türmen. Egal ob ihr mit dem Auto oder mit dem Bus aus Perugia oder Orvieto kommt, der Blick beim Näherkommen ist beeindruckend.
Noch bevor ihr aber ins Stadtzentrum kommt, seht ihr schon eine spektakuläre Kirche: Tempio di Santa Maria della Consolazione.
Was für ein schönes Beispiel für Renaissancekunst in Umbrien. Hier hätte ich ausnahmsweise gern eine Drohne gehabt, denn der Blick von oben auf die Kirche ist toll (befragt mal das Internet).
Ihr könntet auch hier hinter der Kirche parken und wenn ihr gut zu Fuß seid, könnt ihr durch den Parco di Beverly Pepper ins Centro Storico gehen. Der Weg ist gesäumt mit moderner Kunst von 1963 bis 2019. Ihr könnt natürlich auch mit einem Bus ins Zentrum fahren, aber ich habe noch etwas Besseres gefunden!
Es gibt eine Standseilbahn, die euch von einem gar nicht so kleinen Parkplatz (Porta Orvietana) direkt ins Herz von Todi bringt. Die Preise sind moderat und auch Wohnmobile und Busse dürfen hier stehen bleiben.


Oben angekommen merkt ihr sofort, dass Todi nicht so überlaufen ist wie andere Städte in Umbrien.
Am besten beginnt ihr auf der Piazza del Popolo. Dort stehen der Dom und mehrere Palazzi, die noch aus dem Mittelalter stammen.



Von hier aus könnt ihr durch die engen Gassen weitergehen. Viele führen zu kleinen Plätzen mit Cafés, Brunnen und winzigen Läden.
Auch das örtliche Theater, das innen sehr schön ist, findet ihr hier ganz in der Nähe. Das Museum samt Pinakothek (Palazzo del Capitano) und die Touristen-Information sind an der Ecke zur Piazza Garibaldi von wo aus ihr zu einem der Aussichtspunkte gelangt.


Es gibt alte Stadtmauern und unzählige Tore samt Weitsicht; viele davon sind spannend, vor allem wenn man sich für die Unterschiedlichkeit der Details interessiert.
Besonders schön ist die Kirche San Fortunato, eine große gotische Kirche mit einer schönen Treppe – und wieder sind Aussichtspunkte ganz nahe.



Deine Checkliste für den Tag
Nun habe ich euch von Amelia über Lugnano in Teverina, Alviano und Todi geführt. Die Strecke klingt unglaublich lang und wenn man alles detailliert besichtigen würde, könnte man alleine hier einen Kurzurlaub machen. Doch tatsächlich sind es nur ca. 60 km, für die man weniger als 75 Minuten reine Fahrzeit benötigt. Plant ihr noch zusätzlich “Schlenkerer” ein, so wird auf dem kleinen Gebiet ein richtiger Urlaub draus.
- Start in Amelia und durch die Altstadt spazieren;
- Halt in Lugnano in Teverina für einen Kaffee und einen Rundgang;
- Kurzer Blick zum Castello von Alviano;
- Ankunft in Todi und Parken am Stadtrand;
Spaziergang Piazza del Popolo – San Fortunato – Tempio della Consolazione;
in einem Café eine Pause machen und die Stimmung aufsaugen, bevor ihr eure Unterkunft bezieht; UNBEDINGT die Aussichtspunkte rund um die Stadtmauer nutzen.
Genießt die Gegend und lasst euch bewusst ablenken!
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
Die Reise habe zum 80er meiner Mutter mit ihr gemacht. Einige Übernachtungen waren Teil meines Gewinnes vom Medienpreis, wofür ich sehr dankbar bin. Den Großteil der Kosten jedoch haben wir selbst übernommen. Einen Auftrag zu diesem Artikel gab es nicht.