Museum mit historischen Kutschen und Spielzeug

Museo civico delle carrozze e del giocattolo

Ihr wisst bestimmt, dass ich seit über 2 Jahrzehnten regelmäßig die wunderschöne Villa Manin besuche. Dass es nur wenige Kilometer daneben auch ein sehr interessantes Kutschenmuseum gibt, weiß ich allerdings noch nicht sehr lang.

Wo genau befindet sich dieses Kutschenmuseum?

Udine kennen bestimmt viele von euch und von dort aus sind jede Menge Wegweiser Richtung Codroipo. Von der Adria aus kommend ist praktisch an jeder Ecke (auf braunen Wegweisern) die Villa Manin angeschrieben. Abgesehen davon kennt dieses sensationelle Bauwerk jede:r Einheimische! Wie ihr auf der Karte sehen könnt, ist sind die beiden keine 5 Kilometer auseinander und lassen sich bei einem Ausflug wunderbar miteinander kombinieren.

 
Für alle, die gern mit Nawi fahren: 33033 San Martino di Codroipo (Ud) | Via San Pietro 6

Wenn ihr dieses landwirtschaftliche Nebengebäude der Villa Manin-Kechler seht, dann wird es Zeit abzubiegen. Schon seit ihr mitten drin in San Martino. Die genannte Villa wird übrigens privat bewohnt und kann nur sehr, sehr selten besichtigt werden.

Wann ist das Kutschenmuseum geöffnet?

Parken könnt ihr übrigens im Innenhof, wenn ihr nach dem Gebäude rechts abbiegt und quasi sofort durch das geöffnete Tor hineinfahrt. Dort befindet sich auch der Eingang.

Das Museum ist in der Barchessa aus dem 19. Jahrhundert der Villa Manin-Kechler untergebracht. Dieser Gebäudeteil, in dem sich früher eine Spinnerei befand, wurde von der Gemeinde Codroipo gekauft und restauriert.

Beachtet die Öffnungszeiten:
– Mittwoch bis Freitag 09.00 bis 15.00 Uhr
– Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr

Aber Achtung – Öffnungszeiten können sich ändern, also besser prüfen, bevor ihr umsonst hinfahrt. Wobei umsonst: Bei den aktuellen Spritpreisen ist nicht mal der Weg zur Tankstelle umsonst. 🙂
Nein, Scherz beiseite: Lieber vorher anrufen oder auf der Museumsseite direkt nachsehen.

Was gibt es seit wann zu sehen?

Seit dem Jahr 2006 befindet sich die Sammlung / die Sammlungen schon an diesem Standort. Das Angebot wird immer wieder erweitert. Ich habe gelesen, dass Messgewänder aus Umbrien dazu kommen sollen. Wenn dem so sein wird, werde ich den Artikel natürlich ergänzen.

Das Kutschenmuseum

Neben 44 Kutschen (1830-1940) auf 3 Etagen gibt es auch allerlei Alltägliches zu sehen, das damals bei Reisen nötig war. Riesengroße handgefertigte Pferde, natürlich Zaumzeug aller Art und eine Stiefelsammlung haben selbst mich zum Staunen gebracht!

Ein Name ist mir immer wieder aufgefallen: Antonio Lauda (1925-2000), ein Anwalt und Sammler aus dem Nachbarort Muscletto, dessen Logo ist an einigen der Ausstellungsstücke zu sehen. Doch nicht nur er ist durch seine Gaben immer noch präsent.

Die Kunstsammlung von Elio Bartolini wurde von seiner Tochter Olga an die Gemeinde Codroipo übergeben. Gleich nach der Kassa befindet sich ein Bild von ihm samt Beschreibung.

Doch beginnen wir nun mit unserem Rundgang

Eins gleich vorne weg: Ich werde euch NICHT alle Details zu den einzelnen Kutschen beschreiben, denn ihr sollt ja selber hinfahren. außerdem würde das definitiv einen ganzen Katalog füllen und gibt es im Museum bereits einen, den man erwerben kann. 🙂
Einige Details, die mich mehr als andere fasziniert haben, will ich natürlich trotzdem betonen.

…wie so oft finde ich einen Bezug zu Österreich

„Die Reise der Kaiserin Sissi nach Genf“ wird als Basis in einem Programm für Kinder benutzt. Kaiserin Elisabeth von Österreich und Ungarn und ihre Reisen bieten sich an, die Fantasie der Kinder zu beflügeln. Es ist nicht zu übersehen, dass speziell für Schulklassen einiges geboten wird.

Die Originalkutsche Marke Landaulette von Kaiserin Sissi befindet sich in den Stallungen des Schlosses Schönbrunn in Wien. Vorne kann der gläserne Windschutz abgesenkt werden und hinten das Verdeck geöffnet. Es gibt kleine Täschchen zum Verstauen von allerlei Tand und eine Ablage mit Spiegel zum Hochklappen.

Wäre ich 100 Jahre früher geboren (und reich), hätte ich wohl so etwas statt meines Cabrios daheim stehen 🙂

Der Gouvernanten Wagen

Ich fand es sehr durchdacht, dass ein Korb für die damals üblichen Schirme und Stöcke angebracht war.

Auch die Anordnung der Sitze ist anders als sonst üblich.

Sinnvolle Details

Stauraum war schon immer nötig.
Nicht jede:r Fahrer:in ist gleich groß.
Man beachte die Möglichkeiten.
Die Einstiegshilfe dient auch als Schutz.
Der prunkvolle Sattel stammt auch der Türkei und war für ein Araber Pferd gedacht.
Also dieses Stück hätte ich zu gern bei mir daheim.

Aber nicht nur die Details bei einzelnen Kutschen haben mich fasziniert, auch bestimmte Modelle fand ich ausgesprochen schön, selbst wenn viele andere Modelle kostspieliger gebaut wurden.

Die rote Farbe von Ferrari (Rosso Corsa) schien schon vor über 100 Jahren sehr beliebt zu sein.

Dieser filigrane Pferdeschlitten steht am Weg zum Spielzeugmuseum.

Ausgesprochen gut gefallen hat mir aber etwas, das man leicht übersehen kann, vor allem wenn ihr vielleicht nicht Italienisch lesen könnt: Abbildungen und Erklärungen zur Mode der jeweiligen Zeit sind neben den Beschreibungen der Kutschen auf den Anzeigetafeln.

Wie schön wäre es, wenn tatsächlich zwischendurch einige der Kleidungsstücke an lebensgroßen Puppen ausgestellt wären. Aber ich beginne schon wieder zu fantasieren.

Das Spielzeugmuseum

Die Abteilung mit Spielzeug aus dem 18. – 20. Jahrhundert war auch sehr schön, wenngleich auch bei Weitem nicht so umfangreich wie die Kutschensammlung. Zu verdanken ist dies Gabriella Cardazzo, einer Venezianerin, die als Sammlerin und leidenschaftliche Kunstliebhaberin die gezeigten Exponate großzügig dem Museum überlassen hat.

Es sind unterschiedlichste Dinge aus den Kinderzimmern vergangener Tage zu sehen und jede:r von uns wird seine Favoriten haben. Meine sind wie folgt:

Bei diesem Holz-Drachen war es Liebe auf den 1. Blick. Seht euch die Augen an ♥ Aber auch dieses kuschelige Hunde-Trio fand ich ausgesprochen süß.

Darüber würden sich bestimmt auch heute noch Kinder freuen!

Was in einem italienischen Spielzeugmuseum natürlich nicht fehlen darf ist Pinocchio. Würde seine Geschichte in die Realität übertragen werden können, hätten ziemlich viele Leute ziemlich lange Nasen, befürchte ich…

Sehr interessant fand ich auch die Puppen aus anderen Kulturkreisen, die aus unterschiedlichsten Materialien gefertigt waren.

Aber ganz besonders (wenn auch die Gesichter etwas gruselig) fand ich die Puppen, die aus Kleidung und Haaren von Freudenmädchen entstanden sind.

Auch damals wurde offensichtlich bereits recycelt.

Aus der Welt der Köche

Eine kleine Abteilung ist noch der Kochkunst, vor allem auf Kreuzfahrtschiffen gewidmet. Solltet ihr also einen Koch bei euch haben, so lasst diesen Teil auf keinen Fall aus!

Dass in einer Ortschaft, die San Martino heißt, eine Gans abgebildet ist, wird euch nicht wundern. Ich fand es schön, dass ich wieder einmal ein Herz gefunden habe und in Zeiten wie diesen eine (Friedens-) Taube; ist momentan ein frommer Wunsch, aber man kann ja hoffen…

Falls ihr den Namen „Lloyd Triestino“ schon einmal gesehen habt, dann vermutlich an der „Piazza Unità“ in Triest.

Temporäre Ausstellungen

Wenn ihr glaubt, nun habt ihr alles gesehen und ihr seid am Weg zurück zum Auto, so macht noch einmal Halt. Denn im Wintergarten, einem Raum, der viel Licht durch die verglasten Bögen lässt, werden immer wieder wechselnde Ausstellungen gezeigt. Momentan geht es ums Käse machen. Aber wenn ihr etwas anderes vorfindet, so würde ich mich freuen, darüber in den Kommentaren zu lesen.

Events und Besonderes

In der Zeit von Mai bis Oktober gibt es einige Veranstaltungen wie Kutschenfahrten von San Martino nach Villa Manin und umgekehrt, Puppentheater und Konzerte mit klassischer Musik im Museumsgarten. Speis & Trank anlässlich von San Simone (Ende Oktober) und nicht zuletzt Kostümveranstaltungen mit dem Thema Pferd und Kutsche.

Städtisches Museum der historischen Kutschen

Via San Pietro 6
33033 San Martino di Codroipo (Ud)

Kuratorin der Ausstellung:
Dr.ssa Donatella Guarneri

museodellecarrozze [at] comune [dot] codroipo [dot] ud [dot] it

Tel.+39 0432 912493
Handy: +39 347 4049865

Ein Kutschenmuseum ohne Hochzeitskutsche mit Herzen und rosa Amor-Staub geht gar nicht 💘

Noch einmal die Öffnungszeiten:

– Mittwoch bis Freitag von 09.00 bis 15.00 Uhr
– Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr

Gruppen ab ca. 15 Personen sind nach vorheriger Reservierung willkommen.

Für einen Besuch im Kutschenmuseum braucht man ca. 1-2 Stunden, je nachdem wie sehr man in die Tiefe gehen möchte. Bedenkt das bei der Ankunft!

Ich möchte erwähnen, dass ich selten so freundlich empfangen worden bin! Die Dame an der Kassa (ich war an einem Sonntag dort) spricht durch ihre Schweizer Wurzeln nicht nur ausgezeichnet Deutsch, sie hat mich auch auf Besonderheiten hingewiesen, die ich vermutlich sonst in der Fülle übersehen hätte. 

PS: Falls ich nach dieser Besichtigung nun Hunger habt und (wie ich) die einfache, ehrliche friulanische Küche mögt, so geht doch gleich über die Straße zur Trattoria da Vanda.
Aber vergesst nicht, vorher das Auto aus dem Hof des Museums zu fahren, denn sonst kann es sein, dass das Tor zu ist!

Tanti Saluti – Elena


Offenlegung:

Ich wurde vom Kutschenmuseum weder beauftragt noch bezahlt, aber ich bedanke mich für die Eintrittskarte, die Fotoerlaubnis und die freundlichen Erklärungen bei meinem Besuch.


 

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