Palazzo Panigai Ovio

Ich freue mich immer besonders, wenn die Veranstaltung „Castelli Aperti“ mir die Möglichkeit gibt, Schlösser, Villen und Palazzi zu besichtigen, die sonst verschlossen sind.

Am Palazzo Panigai Ovio bin ich schon öfter vorbeigefahren, denn das ist genau eine der Gegenden, in denen ich oft einfach spazieren fahre, wenn ich an der oberen Adria Urlaub mache.

Geschichte des Palazzo Panigai Ovio

Der Palazzo Panigai Ovio ist ein historisches Gebäude, das sich in der Region Friaul-Julisch Venetien, nahe der Grenze zum Veneto zwischen Portobuffolé und Portogruaro, befindet.

Die Familie Panigai

… im Schnelldurchlauf 🙂 Die fix belegte Familiengeschichte der Panigai geht bis ~ 1400 zurück. Wie so oft in dieser Gegend waren die Patriarchen von Aquileia involviert und später die Republik Venedig. Jedoch erscheint der Name Panigai bereits kurz nach 1200 in Chroniken in Portogruaro.

Neben dem ursprünglich errichteten Bauwerk besaßen die Panigai Residenzen in Portogruaro und San Vito al Tagliamento.  Anfang des 18. Jahrhunderts wurden von Girolamo Panigai nach seiner Heirat mit Camilla Piazzoni aus Serravalle (heute der schönste Stadtteil von Vittorio Veneto) beträchtliche Vermögenswerte und weitere Residenzen erworben.

Die Familie Panigai spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Region Friaul-Julisch Venetien. Sie waren angesehene Kaufleute und Landbesitzer und trugen zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Region bei.

Das bekannteste Familienmitglied Prè Bortolo di Panigai lebte u.a. in Brasilien, was durch einige Stücke im hauseigenen Museum belegt ist und durch den Namen der Adresse für immer festgehalten wird.

Der neue Palazzo entsteht

Dem heutigen Gebäude vorausgegangen ist eine mittelalterliche Burg, die jedoch im Laufe der Zeit durch Türken und Erdbeben größtenteils zerstört wurde.

Der Palazzo Panigai Ovio wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist ein herausragendes Beispiel für die Renaissance-Architektur. Dieser Stil ist geprägt von Eleganz und klaren Linien. Der Palazzo wurde als Wohnsitz für die Familie und als Symbol ihres Reichtums und ihrer Macht errichtet.

Die Villa, wie sie heute zu sehen ist, wurde im 18. Jahrhundert vom Venezianer Pietro Checchia (der auch einen Entwurf für das berühmte Theater Venice in Venedig abgegeben hatte) umgebaut und erweitert. Dadurch konnte die immer größer werdende Familie (samt der Bediensteten) Platz finden. Sie ist größer als vergleichbare venezianische Villen und hat bereits barocke Elemente.

An der Fassade, die auch von der Straße aus bewundert werden kann, sieht man von Weitem schon, dass es sich um ein herrschaftliches Gebäude handelt. Die Vorderseite zeichnet sich durch ein schönes Portal und symmetrische Fensterreihen mit den typischen Balustraden-Balkonen im „Piano nobile“ (= erstes Obergeschoss) aus.

Das Haupthaus ist ein dreistöckiger Bau, mit dreieckigem Giebelfeld (Tympanon) und zwei Seitenflügeln, von denen der rechte allerdings unvollendet geblieben ist und dadurch den ursprünglichen Baustil seit inzwischen über 250 Jahren bewahrt werden konnte.

Der ursprüngliche Trakt wird heute als Lager benutzt; im anderen Flügel wohnt derzeit der Verwalter, den ich auch bei der Hausführung kennengelernt habe.

Wenn ihr genauer schaut, so könnt ihr gleich am Nachbargrundstück eine weitere Villa sehen. Die Familie teilte sich im 16. Jahrhundert in 2 Zweige und aus einem der ehemaligen Türme entstand dann dieses Bauwerk, das jedoch nicht besichtigt werden.

Ganz viele Zimmer!

Im Inneren des Palazzo Panigai Ovio findet man prächtige Räume, die mit Stuck und prachtvollen Fresken (Wandmalereien) geschmückt sind.

Diese Kunstwerke erzählen Geschichten aus vergangenen Zeiten und verleihen dem Palazzo eine einzigartige Atmosphäre. Die Möbel und Dekorationen spiegeln den luxuriösen Lebensstil der Familie wider.

Leider wurden dem Palazzo Panigai Ovio während des Zweiten Weltkriegs schwere Schäden durch Bombenangriffe zugefügt. Jedoch gelang es der Familie, viele der wertvollen Kunstwerke und Möbel zu retten.

In den Jahren nach dem Krieg wurde der Palazzo sowie viele der Einrichtungsgegenstände liebevoll restauriert. Kurz vor den 2000ern wurde der Palazzo ein weiteres Mal „runderneuert“, um der Öffentlichkeit als Museum präsentiert werden zu können.

Besonders hervorzuheben ist die alte Küche im Erdgeschoss mit historischen Geräten und Möbeln.

Wobei natürlich in einem Palazzo wie diesem neben der eigentlichen Kochmöglichkeit auch die gemütliche Sitzecke um eine wärmende Feuerstelle (Fogolar mit dem typischen Stoffbesatz am Rauchabzug) nicht fehlen darf 🙂

Doch auch der Salone Passante, die große Eingangshalle, hat mir wirklich gut gefallen.

Im Winter werden hier übrigens die Agaven vor der Kälte geschützt.

Das Museum im Palazzo Panigai Ovio

Besucher haben zu besonderen Terminen die Möglichkeit, die prächtigen Räume zu erkunden und die reiche Geschichte des Gebäudes zu entdecken.

Das Museum beherbergt ein großes Archiv an Büchern und Dokumenten (auch Zeitungen und Landkarten), sowie eine beeindruckende Sammlung von Fossilien und Kunstwerken, die die Geschichte der Region bzw. der Familie Panigai Ovio dokumentieren.

In den 1930er Jahren wurde vor allem Spielzeug und Kinderkleidung gesammelt. Der Stubenwagen war bis 2009 noch in Verwendung – und ich kann das voll und ganz verstehen ♥

Der Garten rund um den Palazzo

Der Garten ist wild romantisch, insbesondere der Teil am Ufer des Baches hinter dem Gebäude.

Mir persönlich sind mehr durchgestylte Gärten lieber, aber das ist Geschmackssache. Wobei ich nach diesem Besuch gestehen musste, dass auch diese alten Bäume und das Naturbelassene seinen Reiz hat.

Dennoch: Vielleicht fehlt auch ein wenig die Hand einer Frau, da Gioiella, die letzte Hausfrau hier, 2016 mit 82 Jahren verstarb. Mit ihrer Schwester Graziana verlor die Familie Ovio 2021 die letzte große Dame der Familie.

Die Hauskapelle – ein Highlight für mich

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht die kleine Kirche San Giuliano, die kurz vor 1500 erbaut und Mitte des 18. Jahrhunderts umgebaut wurde.

Es besteht aus einem rechteckigen Saal mit quadratischem Altarraum (Presbyterium) und einem in das Gebäude integrierten Glockenturm.

@italienverliebt

Die Fresken sind über 500 Jahre alt. Das Awesen ist in Friaul nahe Pordenone. #italienverliebt #verliebtinitalien #fvglive #italia #fvgoviralo #fvg #italy #tiktoktravel #traveltips #italien

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Von besonderer Bedeutung sind die Fresken im Inneren, die ebenfalls aus dem späten 14. Jahrhundert stammen und einigen Arbeitern von Pietro da Belluno, bekannt als Bellunello, zugeschrieben werden.

Auf dem Boden, vor dem Altar, befindet sich die Grabplatte der Panigai und rund um die Kirche der (ehemalige) örtliche Friedhof. Direkt an der Kirche – links und rechts vom Eingang – sind ebenfalls Erinnerungsplatten der Familie Panigai.

Innen drinnen kann man (wenn man befugt ist), dem Himmel etwas näher kommen 🙂

  • BTW: Bestimmt ist euch schon aufgefallen, dass üblicherweise in Italien die Friedhöfe NICHT direkt bei den Kirchen sind, sondern außerhalb. Diese Praxis geht bereits auf die Römer zurück und wird auch heute noch meist so gehandhabt. Aber ihr seht: Keine Regel ohne Ausnahme.

Palazzo Panigai Ovio

Piazzetta Prè Bortolo di Panigai, 1
33076 Pravisdomini

Euer Auto könnt ihr am besten bei der kleinen Kirche parken oder – falls hier kein Platz (mehr) ist – wenn ihr an der Villa vorbei, gleich nach der 90° Kurve, den Parkplatz links nehmt (Via Castello).

Es gibt noch so viel zu entdecken und auch wenn ich schon viele historische Gebäude vorgestellt habe, dieses ist weniger bekannt als viele andere und wieder ganz anders als alle zuvor!

Falls ihr in der Gegend noch weitere Schönheiten bewundern wollt, so empfehle ich die

Abschließend noch ein Detail: Die Führung fand bei meinem Besuch nur auf Italienisch statt. Daher hoffe ich, dass ich alles korrekt verstanden habe.

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Dies ist ein rein redaktioneller Artikel ohne Auftrag und Bezahlung. Den Eintritt zur Besichtigung habe ich wie alle anderen bezahlt. Danke aber an Gianmaria, dass ich fotografieren durfte und die Bilder diesen Artikel erst ermöglichen.


 

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