Cordovado – eines der schönsten Dörfer im Friaul

Castello, Palazzi und eine Wallfahrtskirche

Ich habe euch bereits von der „L’Associazione de I Borghi Più Belli D’Italia“ – der Vereinigung der schönsten Dörfer Italiens berichtet. 13 davon liegen in Friaul-Julisch Venetien und seit 2005 ist Cordovado eines davon.

Das Dorf liegt zwischen Portogruaro und San Vito al Tagliamento, also mehr oder weniger an der Grenze von Venetien und Friaul und passt perfekt zu „Verliebt-in-Italien“, da im Stadtwappen ein Herz zu finden ist ❤️

Unser Stadtspaziergang ist 500 m – max. 1 km reine Gehzeit. Ich parke meist am Parkplatz Piazza Duomo, denn das ist sehr leicht zu finden und ich befinde mich dann gleich am 1. Punkt unseres Rundganges. Wenn ich wenig Zeit habe, dann finden sich aber auch in der Nähe der Wachtürme Möglichkeiten.

Duomo Sant’Andrea Apostolo

Als Besonderheit gibt es hier 2 Kirchen wenige 100 Meter voneinander entfernt – alt (zwischen 13. & 15. Jahrhundert) und neu „Nuova Parrocchiale“ (Mitte 20. Jahrhundert). Mit den Details werde ich mich nicht länger aufhalten, sondern euch nur einige Bilder zeigen.

Cordovado Campanile Duomo
Cordovado S. Andrea Kanzel
S. Martin Cordovado
Duomo Nuovo Cordovado

Nun sind wir schon fast beim Borgo Castello angekommen, dem mittelalterlichen Teil des Dorfes, wofür vermutlich die meisten Besucher anreisen.

Ein wenig Geschichte

Wie viele Ansiedlungen hier in der Gegend sind Funde aus der Bronze Zeit belegt und natürlich hinterließen auch die Römer Spuren im Bereich des heutigen Borgo Castello. Um 1200 wurde von den Bischöfen von Concordia Sagittaria hier gebaut. Ihr erinnert euch – auch ein wunderbares kleines Dorf in der Nähe von Portogruaro. Ihre bischöfliche Herrschaft dauerte bis ins 18. Jahrhundert, was man an einigen Gebäuden noch gut erkennen kann.

Das Mittelalter (~14. Jahrhundert) wird jedoch hier besonders zelebriert, denn man mag es bei einem Dorf mit knapp 3.000 Einwohnern kaum glauben, aber Anfang September gibt es ein Dorffest mit dem „Palio dei Rioni“ zwischen den einzelnen Vierteln von Cordovado: Villa Belvedere, Saccudello, Suzzolins und natürlich das Borgo Castello!

Ich selbst bin noch nie da gewesen, aber sobald die Pandemie und meine Arbeit es zulassen, werde ich hinfahren und euch im Anschluss davon berichten. Ich erwarte abgesehen vom genannten Wettbewerb jede Menge Marktstände und natürlich kostümierte Umzüge mit Feuer- & Fahnenshows. Dass Speis und Trank dabei nicht zu kurz kommen wird, versteht sich von selbst 🙂

Castello Cordovado im Borgo Castello

Zwischen den beiden mittelalterlichen Wachtürmen und einer gut erhaltenen Festungsmauer, liegt die Via Castello, die öffentlich zugänglich ist. Auch wenn ihr schon einmal dort gewesen seid, besucht dieses Borgo zu einer anderen Uhrzeit ein weiteres Mal. Das Licht lässt die Mauern in unterschiedlichsten Farben erstrahlen.

Für mich ist das immer wieder ein schöner Spaziergang, doch im Zuge von „Castelli aperti„, durfte ich vor einiger Zeit auch in sonst private Bereiche gehen. Solltet ihr einmal die Möglichkeit dazu haben, so macht das unbedingt! Allein der Garten/Park ist wunderschön.

Palazzo Freschi-Piccolomini

Nachdem das Hauptgebäude auf Resten von römischen Bauten errichtet wurde, ging der Besitz Mitte des 16. Jahrhunderts an die Familie des Grafen von Attimis – kein Unbekannter in Friaul-Julisch Venetien! 200 Jahre später wurden die Grafen Freschi di Cucanea die neuen Besitzer dieser schönen Anlage. Erst im letzten Jahrhundert kam durch Heirat der Name Piccolomini dazu.

Das Gebäude darf wie bereits erwähnt bei ausgewählten Anlässen auch innen besichtigt werden und solltet ihr die Gelegenheit dazu haben, so nutzt diese! Man sieht an den Fenstern über dem Portal deutlich den venezianischen Einfluss. Ich will euch mit einigen Bildern die Lust darauf verstärken.

Im Frühling ist der Park unglaublich schön, besonders das Labyrinth der Rosen zur Blütezeit. Aber spaziert bei eurer Besichtigung auch durch die „normale“ Gartenanlage, denn auch diese ist schön gestaltet.

Ich fand die unterschiedlichsten Sitzmöbel in der Nähe der gastronomischen Angebote total gemütlich. Hätte ich nicht im Anschluss bereits einen weiteren Termin gehabt, wäre sich sicher Stunden in der schönen Gartenanlage geblieben.

Mir haben bei meinem Besuch nicht nur die prächtigen Gebäude vom Castello bzw. vom Palazzo Freschi-Piccolomini gefallen. Auch die Nebengebäude der ehemaligen Bediensteten und das L’Agricola oder die Casa del Capitano Gastaldo solltet ihr genauer ansehen. Andere Namen für das Gebäude sind Kapitänshaus oder Gastaldos Haus (Palazzo Ridolfi, später Bozza-Marrubini). Nicht ohne Grund wurde die Gesamtheit der Anlage in die Borghi Più Belli aufgenommen.

Vergesst bei eurer Besichtigung auch die kleine Kapelle „Chiesetta di San Girolamo“ nicht. Sie ist wunderschön in den Vorgarten eingebettet.

Durch den anderen Wachturm gehen wir vom Borgo Castello weiter Richtung Rathaus – Palazzo Cecchini.

Palazzo Cecchini | Palazzo Mainardi | Palazzo Marzin

Direkt neben dem Heiligtums der Madonna delle Grazie war das Kloster der Dominikaner (17. Jahrhundert); gleich anschließend sind Adelspaläste aus dem 18. Jahrhundert.

Der Klosterkomplex wurde im 19. Jahrhundert verkauft. Die Namen der Palazzi erinnern noch an die Käufer-Familien. Natürlich gibt es noch einige Villen und Palazzi mehr, aber das würde zu weit führen.

Falls ihr ins Rathaus gehen wollt/dürft, dann könntet ihr wunderschöne Fresken sehen. Ich habe das bis jetzt noch nicht geschafft, aber es wäre ein weiterer guter Grund, um wiederzukommen.

Santuario Madonna delle Grazie

Bevor wir nun unseren Rundgang beenden, möchte ich euch noch kurz die Wallfahrtskirche vorstellen.

Der barocke Altar ist beeindruckend und man kann im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen auch HINTER den Altar gehen. Im oberen Bereich der Vorderseite ist das Bild der Gottesmutter Maria zu beachten.

Hinter dem Altar der Madonna delle Grazie.

Kurz vor 1500 wurde mit dem Bau begonnen und gut 100 Jahre später fertig gestellt.

Angeblich gab es zu jener Zeit eine Marienerscheinung; die Mutter Gottes hatte eine einfache Frau aus der Gegend gebeten, den Bau zu veranlassen, was tatsächlich geschah. Daraufhin ereigneten sich Wunder, die Menschen von weit her nach Cordovado pilgern ließen.

Im 18. Jahrhundert wurde jedoch stark renoviert und umgebaut, um das Gotteshaus dem Zeitgeist anzupassen.

Langsam geht unser Spaziergang zu Ende. Nutzt den Rückweg zu eurem Parkplatz, um noch einmal die Schönheit im Borgo Castello bzw. in den Straßen und Parks im Ortszentrum zu genießen.

 
Seht euch unbedingt noch einmal den Plan von Cordovado an. Von oben sieht man sehr deutlich, wie viel GRÜN zu finden ist…

Tanti Saluti – Elena


Offenlegung:

Dies ist ein rein redaktioneller Artikel ohne Auftrag und Bezahlung. Den Eintritt zur Besichtigung habe ich wie jede/r andere auch bezahlt.

Ich bedanke mich jedoch, dass ich meine Bilder von den Innenräumen des Palazzo Freschi-Piccolomini für diesen Artikel verwenden darf.


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