Atemberaubende Schönheit aus einer vergangenen Zeit
Ihr habt inzwischen viel über Venedig von mir erfahren. Einiges wusstet ihr bestimmt schon und ich bin mir sicher, dass jede/r, wirklich jede/r von euch bereits am Markusplatz gestanden ist, falls ihr diese unglaubliche Stadt bereits besucht habt. Ich will euch heute etwas über die Prunkgebäude rund um den Markusplatz berichten, jedoch OHNE Bilder von innen, denn das wäre bei jedem Gebäude für sich ein eigener Artikel.
Piazza San Marco – „Der elegante Salon Europas“
Am Dominantesten hier ist zweifellos die Basilica di San Marco samt (wie in Italien üblich) frei stehendem Campanile – der Markusdom mit seinen 5 Kuppeln (aber das ist eine andere Geschichte).
Steht man mit dem Rücken zur Basilika, sieht man rechts anschließend zum Uhrturm die alte Prokuratie, an der Stirnseite befindet sich der napoleonische Flügel der Prokuratien mit dem Museum Correr und links ist die neue Prokuratie.
Als Prokuratien bezeichnet man ehemalige Verwaltungsgebäude der Republik Venedig. Arkaden geschmückt sind hier alle Gebäude und – was man von außen nicht sieht – die alte und auch die neue Prokuratie haben jeweils mehrere Innenhöfe.
Der freie Platz Richtung Molo San Marco wird Piazzetta genannt und auf ihm stehen auch die beiden Säulen mit dem Stadtheiligen bzw. dem Markuslöwen. Hat man den Campanile im Rücken, so ist rechter Hand die Bibliothek, um die Ecke an der Molo liegt die ehemalige Münzprägeanstalt Venedigs und links der Piazzetta ist unübersehbar der Palazzo Ducale. Wenige Schritte davon um die Ecke sieht man die Seufzerbrücke – auch ein Auftrag im Namen der Dogen von Venedig.
Schaut euch den Plan als Satellitenbild an und vergrößert beim + 1-2x. Dann bekommt ihr den besten Eindruck!
Der Markusplatz ist übrigens 175 x 82 m groß und hier beginnt auch der Gran Canale. Gepflastert ist er mit Steinen aus den Euganeischen Hügeln, einer wunderschönen Gegend, die nicht nur den Venezianern als Ausflugsgebiet dient. Wer Bilder vom FAST menschenleeren Markusplatz machen möchte, dem bleiben nur die frühen Morgenstunden oder die Nacht.
Palazzo Ducale
Seit dem 9. Jahrhundert dient dieses prächtige Gebäude den Herrschern (Dogen) von Venedig als Regierungsgebäude und Residenz. Auch hier gilt es wieder, den Palazzo aus rosafarbenem Veroneser Marmor als Gesamtkunstwerk zu sehen. Mit etwas Abstand betrachtet wirkt das gotische Gebäude durch die 38 Säulen und spitz geformten Zinnen wie ein Kunstwerk aus feinster Spitze.
Vorbei an der Kasse links kommt man in den prunkvollen Innenhof mit Neptun und Mars an der Treppe (Scala dei Giganti) als Zeichen für Macht zu Wasser und zu Land. Die unterschiedlichen Säle sind überwältigend, wobei unzählige kleinere Details wie die Skulpturen an den Ecken der Fassaden bei der Pracht innen fast vergessen werden: Adam und Eva an der Ecke zur Piazzetta oder die Statue der Justitia.
Venedig hat von jeher Macht und Stärke gezeigt, doch ausgerechnet über dem Haupteingang (Porta della Carta) ist ein Relief als Zeichen der Demut zu sehen: Der Doge kniet vor Venedig, dargestellt durch den geflügelten Markuslöwen.
Torre dell’ Orologio
Beginnen wir mit dem Uhrturm. Erbaut wurde der Torre dell’ Orologio im 15. Jahrhunderts, also zur Zeit der Renaissance. Das Bauwerk wird oft als eines der schönsten Gebäude von Venedig bezeichnet und wenn man davor steht, sind die vielen Details in Royal-blau und Gold nicht zu übersehen.
Am vierstöckigen Turm (von oben nach unten betrachtet) sieht man ganz oben auf der Terrasse die Glocke mit 2 Figuren. Darunter der geflügelte Löwe, das weit verbreitete Symbol von Venedig, dem wir auf unserem Rundgang noch mehrmals begegnen werden.
Gleich darunter ist die Madonna mit dem Jesus-Kind zu sehen bevor wir zu der „Astronomischen Uhr“ kommen. Sie ist sage und schreibe 4,5 Meter im Durchmesser und aus Lapislazuli hergestellt. Bei genauerer Betrachtung sieht man Tierkreiszeichen sowie Sonne und Mondphasen.
Ganz besonders sehenswert ist der Uhrturm zu Christi Himmelfahrt und am Dreikönigstag: Da ziehen nämlich die 3 Weisen aus dem Morgenland samt einem Engel an der Mutter Gottes vorüber – begleitet von einem Glockenspiel.
Die Piazzetta
Die beiden Säulen an der Molo San Marco sind ein beliebtes Fotomotiv, besonders in der Abenddämmerung mit Blick auf den Kanal und der dahinterliegenden Kirchen-Silhouette. Auf den Podesten der beiden Säulen sind die Stadtheiligen Theodor und Markus (als geflügelter Löwe dargestellt) zu sehen.
Gleich neben den beiden Säulen befindet sich die ehemalige Münzanstalt Zecca. Die Bezeichnung Zecchino für den italienischen Dukaten bezieht sich auf diese Prägeanstalt.
Das langgezogene Gebäude zwischen Münze und Campanile beherbergt die Libreria Marciana. Die Nationalbibliothek von San Marco ist eine der größten Nationalbibliotheken Italiens. Zu sehen sind ca. 950.000 Objekte sowie ein besonders kunstvolles Tonnengewölbe.
Die Seufzerbrücke
Die Ponte dei Sospiri besteht aus weißem Kalkstein und ist elf Meter lang. Sie ist architektonisch sehr ansprechend und eine kleine Berühmtheit aus der Zeit um 1600. Als Verbindung zwischen dem Dogenpalast und dem Gefängnis handelt sich also nicht um eine Brücke im herkömmlichen Sinn. Da hier Gefangene oft ihren letzten Gang antraten, sind die besonders hübsch vergitterten Fenster fast übertrieben.
Den romantischen Namen bekam die Brücke erst viel später und noch heute küssen sich viele Paare unter der Brücke, während sie in einer Gondel in den Sonnenuntergang fahren.
Aus der Vogelperspektive?
Ob man sich zum Abschluss den Blick von oben vom Campanile aus gönnt oder lieber über den Canal fährt zum Turm von San Giorgio Maggiore fährt, ist Geschmackssache. Eine der Möglichkeiten sollte man einplanen, wobei Insider den Blick aus der Distanz anraten.
Wer auf keinen der beiden Campanile hinauf möchte, sollte sich zumindest eine Fahrt mit einem Vaporetto am Dogenpalast entlang gönnen. Das ist bei jedem Wetter atemberaubend!
Erlaubt mir ein paar kritische Worte:
Der Profilierungssucht der Dogen haben wir das wunderbare Venedig zu verdanken, aber durch Geldgier und Massentourismus besteht ein hohes Risiko, dass der Charme verloren geht. Versucht bei euren Besuchen daran zu denken.
Man kann im Kleinen nicht viel machen, aber ich schlafe zum Beispiel NICHT Airbnb, denn die Wohnungen sollen für Venezianer leistbar bleiben. Solange immer mehr Leute Airbnb nutzen, werden immer mehr venezianische Wohnungsbesitzer diese auch teuer anbieten.
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Zu unser aller Glück werden Bilder wie dieses nicht mehr möglich sein, denn Kreuzfahrtschiffe dürfen zukünftig nicht mehr durch den Kanal fahren.
Ich esse in Lokalen abseits der Massen, um damit kleine Lokale zu unterstützen. Wenn ich etwas kaufe, dann keinen chinesischen Ramsch, sondern ich nehme gerne in kleinen Läden Geschenke für Freunde mit. Irgendein Geburtstag steht immer an und wohl überlegte Mitbringsel sind meist gerne gesehen.
Kurz gesagt: Auch wenn ich selten in Venedig schlafe, ich versuche Geld dort zu lassen, damit ich meinen kleinen Beitrag gegen die Abwanderung leiste. Ich bemühe mich zumindest…
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
Wie all die anderen Serenissima-Artikel auch, ist dieser Beitrag eine Sammlung von Eindrücken, die bei unzähligen (selbst finanzierten) Ausflügen in die wunderbare Stadt der Dogen – Venedig – entstanden ist.