Villa de Claricini Dornpacher

Von der letzten Contessa Claricini gestiftet

Ich recherchiere laufend über verschiedene Möglichkeiten von Villenbesichtigungen. Die Villa de Clarici Dornbacher habe ich online entdeckt und obwohl mein 1. Versuch leider nicht von Erfolg gekrönt war, fand ich das Gebäude so interessant, dass ich es nochmal besucht habe.

… und was soll ich euch sagen: Ich habe es nicht bereut, denn das Gebäude und der Garten mit den Kunstwerken sind wirklich schön.

Wo müsst ihr hin?

Wir befinden uns östlich von Udine (ca. 15 km / < 0,5 Stunde), kurz vor Cividale del Friuli. Ihr könnt die Besichtigung auch gut mit Castelmonte, einem mystischen Ort nahe der slowenischen Grenze kombinieren.

Bottenicco ist ein mehr oder weniger ein ländliches Wohndorf, umgeben von Hügeln und Weinanbauflächen. Diese Villa ist sicher das architektonische Highlight in der Umgebung!

Es sind Parkplätze im hinteren Bereich vorhanden, also fahrt bitte möglichst NICHT durch das Haupttor. Die Einfahrt ist entlang des Wirtschaftsgebäudes schräg gegenüber der Via della Vigne oder alternativ öffentliche Parkmöglichkeiten in der Via dei Gelsi.

Wie ist die (Kurz-) Geschichte?

Das Mittelalter

Die Villa war der Sommersitz einer Grafenfamilie, die ursprünglich aus der Gegend von Bologna stammen. Seit ca. 1260 sind sie jedoch hier ansässig geworden und bewohnten auch ein Stadtpalais (Palazzo de Claricini-Gaspardis) in Cividale an der Piazza Foro Giulio Cesare. Nur mehr ein Teil davon ist heute zu sehen. Zusätzlich dazu könnt ihr in Padua, in der Nähe der Basilika des Heiligen Antonius, einen weiteren Palazzo der Familie finden.

Während die Familie noch vor 1400 von Kaiser Karl IV. ein Lehen erwerben konnte und so der Grundstock für die heutige umfangreiche Landwirtschaft (u.a. 12 ha Weinbau) gelegt wurde, kam der Name Dornpacher (Kärntner Adelsgeschlecht ohne Nachkommen) erst um 1460 dazu.

Die Neuzeit

Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters (Guglielmo war Spieler und nachdem er zu viel Geld verloren hatte, wurde er enterbt und zog er 1907 die Konsequenzen …) übernahm Nicolò die Leitung des Familienunternehmens.

Sein Großvater finanzierte ihm die Ausbildung, doch Nicolò de Claricini Dornpacher starb 1946 unter tragischen Umständen bei einem Autounfall.

Somit wurde die letzte Gräfin Giuditta de Claricini (Tochter von Nicolò), die 1968 kinderlos verstarb, die Gründerin der Fondazione de Claricini Dornpacher (1970).

Sie war Kunstsammlerin und Expertin der Textilkunst. Da die kulturelle Förderung immer schon ein Anliegen der Familie war, wurde so das Erbe nicht nur Gewinn-, sondern auch Sinn bringend verwendet.

Wie ist der Besitz angelegt?

Wie ihr schon beim Bild mit den Kunstwerken sehen konntet, ist ein schön gestalteter Vorgarten mit Brunnen vor dem U-förmigen Haupthaus, der typischen Form eines Friaulischen Adelswohnsitzes. Auf der einen Seite ist die Kapelle angebaut und an der anderen ein kleiner Turm.

Vom hinteren Garten aus betrachtet kann man sehen, dass sich an der rechten Seite eine Orangerie befindet (die auch wirklich noch für die Zitronenbäumchen im Winter genützt wird). Links hingegen sind Wirtschaftsräume an den Turm angebaut.

Dessen noch nicht genug, sind 2 Barchesse (Nebengebäude, meist mit einem Säulenvorraum) am großzügigen Grundstück, die für Veranstaltungen und die Weinproduktion, Verkostung und Verkauf (neben Wein und Grappa auch Pasta unterschiedlichster Art sowie Mehl u.v.m.) genutzt werden.

Was gibt es innen zu sehen?

Die Villa wurde um 1670 erbaut und im Inneren befindet sich pro Etagen ein Saal mit Zimmern links bzw. rechts. Die Säle und Zimmer sind weitestgehend mit der Originaleinrichtung von 1700-1900 ausgestattet.

Ich könnte mich kaum entscheiden, welches Schlafzimmer ich nutzen würde. NUR das rote sicher nicht, denn in diesem Zimmer würde ich kein Auge zu tun. Es sind lauter Bilder mit Sterbeszenen an der Wand, also lässt sich erahnen, wer bzw. wann man dort Ruhe fand …

Bei unserem Rundgang wurde mehrfach deutlich, dass platzsparende Mehrzweck-Möbel keine Erfindungen unserer Zeit sind.

Den Kunstsinn der Familie kann man bereits gut in der Einganghalle sehen, die wir durch den Garteneingang betreten haben. Bei den Bildern ist u.a. Geiz und Ignoranz abgebildet. Gezeigt wird auch die Göttin Athene; sie schützt und krönt die Kunst.

Mehrere Drucke erzählen die Geschichte von Don Quijote de la Mancha, der Romanfigur von Miguel de Cervantes. Die Handlung des Romans ist eine Lobrede auf die Freundschaft. Aber noch viel mehr Schönheiten sind zu bewundern. Die Kuss-Szene fand ich besonders reizend ♥

Nicht nur im Ballsaal könnt ihr einen venezianischen Luster aus Murano Glas bewundern.

Besonders beeindruckend ist die Bibliothek.

Mehr als 5000 Bücher wurden hier gesammelt. Ein Teil davon ging aber bereits an die Bibliothek in Padua. Im 15. Jahrhundert gar es bereits einen Nicolò. Er schrieb eine Fassung von Dantes „Göttlichen Komödie“ nieder. Sie ist eine der ältesten Fassungen der Komödie in ganz Friaul. Der Nicolò der jüngeren Vergangenheit hingegen sammelte Postkarten, die in einer Sonderausstellung zu sehen sind.

Eines der Bilder zeigt Don Jacopo Tomadini (19. Jahrhundert), einen Künstler aus dem nahegelegenen Cividale, der als Komponist und Organist tätig war, obwohl er eigentlich Priester war.

Doch etwas fand ich noch besonders amüsant: Der fidele Wiener. Was in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts noch als höchst amüsant galt, würde bei den jungen Leuten der Handygeneration heute wohl nur zum Gähnen führen. Wie immer finde ich, das Optimum liegt in der Mitte!

Der Garten hinter dem Herrenhaus

Erst vor gut 100 Jahren wurde mit der Anlage des Gartens im italienischen Stil begonnen.

Der Steinweg in der Mitte und die Zitronenbäumchen machen alles sehr symmetrisch. Eingerahmt wird der Garten von einem niedrigen Zaun aus Steinsäulen. Erst 2019 erfolgte eine umfangreiche Restaurierung.

Weiter hinten geht der kunstvoll aufgeteilte Garten mit Brunnen, Vasen im Barockstil und niedrigen Buchs in einen Park mit jahrhundertealten Bäumen über.

Dass dieses Anwesen auch für Hochzeiten genutzt wird, ist also nicht verwunderlich.

Die Kapelle

Vom Empfangshof hat man direkten Zugang zu der um 1700 erbauten Kapelle „Santa Croce“. Drei Bögen dominieren die untere Fassade. An der oberen Hälfte sind ein Fenster mit Ziersäulen und Mauernischen. Auf dem Dach findet eine schön verzierte Aufhängung für die Glocke Platz. Wir konnten sie im Zuge der Führung von der Empore (wie früher die Adelsfamilie) sehen.

Die Kapelle wurde nicht nur für die Familie Claricini selbst genutzt. Auch heute noch dürfen die Anwohner des Dorfes hier Heilige Messen feiern. Die letzte Restaurierung erfolgte erst im Jahr 2004.

Wissenswertes

Das Grundstück der Villa ist öffentlich (& gratis) zugänglich, da man auch etwas essen oder Wein kaufen kann. Ich konnte bei meinen Besuchen unterschiedliche Veranstaltungen in einem der Nebengebäude sehen.

Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat, von April bis Oktober, von 09:30 Uhr bis 12:30 Uhr kann die Villa auch innen mit Führung besichtigt werden. Dafür ist jedoch Eintritt zu bezahlen! Die Führung selbst wurde (für uns) hauptsächlich in Deutsch gemacht, jedoch teilweise auch englisch und italienisch.

Da wir als Gruppe auch eine Weinverkostung mit Jause haben wollten, haben wir uns einen Termin reserviert, was ich auch euch empfehlen würde. Informiert euch bitte vorher über mögliche Zeiten für Führungen, denn diese können jahreszeitlich variieren.

Fondazione
de Claricini Dornpacher

Villa de Claricini Dornpacher

Via Boiani 4
Loc. Bottenicco
33040 Moimacco (UD)

+39 0432 733234

info [at] villadeclaricini [dot] it

Tanti Saluti – Elena


Offenlegung:

Der Beitrag ist ohne Bezahlung und Auftrag entstanden, jedoch musste ich für die Besichtigung der Villa keinen Eintritt bezahlen.


 

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