3 nette Kleinstädte: Forlì – Faenza – Imola

Für alle, die in der Gegend von Ravenna oder dem Po-Delta (Emilia-Romagna) unterwegs sind, will ich auf 3 nette (gar nicht so kleine) Städtchen aufmerksam machen:
Forlì – Faenza – Imola:

Jeweils nur ca. 20 km sind Forlì – Faenza – Imola voneinander entfernt, Fahrzeit ca. 2 × 25 Minuten (ohne Stau berechnet).

Forlì

ist mit knapp 120.000 Einwohner die größte der genannten Städte und die bedeutendsten Gebäude stammen aus der Renaissance (um 1500). Caterina Sforza, Gräfin von Forlì und Herrin von Imola, war berühmt für ihre Schönheit, Kühnheit und Unerschrockenheit.

Sforza, Borgia und Medici – das sind 3 der bedeutendsten Namen der Geschichte in dieser Zeit. Alle 3 stehen mit Caterina in Verbindung.

Die Haupteinfahrtsstraße von Forlì ist leicht zu finden und überraschenderweise noch leichter haben wir einen legalen, zentrumsnahen Parkplatz gefunden.

In diesem Fall habe ich nur eine Querstraße vom Hauptplatz entfernt eine Kurzparkzone gefunden. Ich brauchte nicht einmal technische Unterstützung, weil die Parkmöglichkeiten so gut beschrieben waren.

Der eigentliche Hauptplatz hier heißt Piazza A. Saffi (Piazza Maggiore) mit dem „Palazzo delle Poste“. Rund um den Platz sind schöne Arkadengänge mit einem tollen Terrazzo-Boden. Wir hatten das Glück, dass gerade ein Kunst- und Antiquitäten Markt in diesen Arkaden stattgefunden hat. An einer der Seiten befindet sich die  Klosterkirche „San Mercuriale“ mit dem 75 m hohen Campanile sowie dem „Palazzo Comunale“.

Wir haben vom Hauptplatz aus die abgehenden Straßen erkundet und dabei wie in Italien üblich noch weitere Kirchen wie z.B. die „Cattedrale Santa Croce“ gefunden (über den Corso Garibaldi).

Wer die Zeit findet, sollte bis zur „Rocca Ravaldino“ gehen – eine Zitadelle (= burgartige Befestigungsanlage) unweit vom Zentrum (ca. 1 km). Es gibt jede Menge ähnliche Bauwerke in dieser Gegend und wir haben aus Zeitgründen eine andere gewählt, die ich euch noch später in diesem Artikel mit vielen Bildern vorstelle!

Da wir leider nicht besonders lang Zeit hatten, haben wir nur einen Bruchteil der Sehenswürdigkeiten gesehen, aber ich habe mir quasi ein Lesezeichen für meinen nächsten Besuch gesetzt.

Faenza

mit ca. 60.000 Einwohner stand als Nächstes auf dem Programm. Auch hier haben wir ohne Probleme Kurzparkzonen gefunden.

  • gleich in der Nähe des Flusses „Fiume Lamone“
  • nach der Brücke (Ponte delle Grazie)
  • links in die Via Renaccio
  • HINTER dem Gebäude

Auch in Faenza sind alle Parkmöglichkeit gut beschrieben.

In Verlängerung der Brücke war eine Einkaufsstraße (Corso A. Saffi), die direkt zum Hauptplatz mit dem „Duomo di San Pietro“ führte. Für alle, denen der Name nun schon vom Hauptplatz in Forlì bekannt vorkommt, sei erwähnt, dass Aurelio Saffi ein italienischer Politiker im 19. Jahrhundert war.

Interessant fand ich die Art, wie die Fassade gemacht wurde; das habe ich bei späteren Reisen mehrfach gesehen.

Was für ein Mauerwerk!

Die Straße Corso A. Saffi findet ihre Fortsetzung im Corso G. Mazzini und diese beiden führen pfeilgerade durch Faenza. Wenn man ein wenig links und rechts davon durch die Straßen schlendert, hat man im Grunde das Ortszentrum gesehen.

Was ich beim Betrachten des Stadtplanes noch als auffallend empfunden habe ist die markante rechteckige Haupt-Straßenführung großräumig rund um den Bahnhof. Hier überlappt sich nur eine Ecke im Süden mit dem historisch schönen Altstadtkern. Die Ursprünge für diesen akkuraten Grundriss finden sich in einem römischen Castello.

Besonders gefallen haben mir die Vorhänge bei den vermutlich nachträglich vorgebauten Arkaden der Palazzi (12./13. Jhdt.), die ich in der Form zuvor noch nie auf einem italienischen Hauptplatz bemerkt hatte. Ich stelle mir das in der Sommerhitze sehr angenehm vor.

Was sind Fayencen?

Unbedingt suchen solltet ihr den Durchgang zum Theater (Teatro Masini) und dabei den Blick nach oben richten. Die Decke zeigt so viele Muster, wie ich sie sonst nur von Ziertellern her kennen. Apropos: Wusstet ihr eigentlich, dass die Bezeichnung „Fayencen“ in dieser Stadt ihren Ursprung fand? Es handelt sich dabei um eine spezielle Art von Keramik – sehr häufig blau auf weißem Grund.

Renoviert wird hier übrigens an allen Ecken und leider wie in vielen Städten (nicht nur in Italien) stehen in den Seitenstraßen gar nicht so wenige Geschäftslokale leer.

Das Angebot an Geschäften ist aber trotzdem ausreichend und es war nicht nötig, in der Gegend nach einem Einkaufszentrum zu suchen.

Falls jemand von euch eine größere Investition planen möchte: Dieses ziegelrote Objekt wäre zum Zeitpunkt meines Besuches zu haben gewesen…

Bei unserem Besuch hat es bedauerlicherweise heftig geregnet und daher konnten wir nur begrenzt geschäftiges Treiben feststellen. Aber ich war bestimmt auch hier nicht zum letzten Mal und werde dann diesen Artikel mit Sicherheit überarbeiten und vielleicht sogar Bilder austauschen.

Ein guter Termin dafür wäre der vierte Sonntag im Juni, denn dann findet der alljährliche „Palio del Niballo“ – ein mittelalterliches Reiterspiel, statt.

Weiter ging es auf Grund der Wetterlage deutlich eher als gedacht und so hatten mir mehr Zeit für

Imola

Bei unserer Ankunft durch die Via A. Graziadei wusste ich definitiv an den Hintergrund Geräuschen, dass ich in der richtigen Stadt bin. Der Klang der Rennstrecke „Autodromo Enzo e Dino Ferrari“ war nicht zu überhören, was mir als Rennsport-Liebhaberin durchaus ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Wenngleich es auch schnell wieder verschwand, erinnerte ich mich doch daran, dass 1994 hier sowohl der Österreicher Roland Ratzenberger, als auch der 3-malige Formel 1 Weltmeister Ayrton Senna am gleichen Wochenende tödlich verunglückten. Ich hätte irgendwie nie gedacht, dass eine Rennstrecke so nahe an einem historischen Ortskern gelegen sein kann.

Auf der Suche nach einem Parkplatz begegnete ich wieder unserem „alten Freund“, denn in der Gegend der Viale A. Saffi wurde ich fündig. Der muss für Italien wohl wirklich bedeutender gewesen sein, als ist bis dato gedacht hatte. Aber meine Unwissenheit nur als kleines Detail am Rande…

Ihr erinnert euch sicher noch, dass ich euch Bilder einer Festung versprochen habe?! Nun, da sind sie:

„Rocca Sforzesca“

Es handelt sich um die aus dem 14. Jahrhundert stammende Festung. Der historische Ortskern der 70.000-Einwohner-Stadt mit der Kathedrale San Cassian ist vor hier aus betrachtet nur wenige Gehminuten entfernt.

Bei unserem Stadtrundgang sind wir hauptsächlich durch die Via Emilia und die angrenzenden Straßen geschlendert.

Das war mehr als ausreichend nach einem langen und anstrengenden Besichtigungsmarathon.

Was wir leider nicht mehr geschafft haben, war der „Palazzo Tozzoni“, in dem die noch vorhandene Originalausstattung Einblicke in die Lebenswelt der Adeligen von damals gibt.

Zu Gunsten eines bodenständigen Abendessens im „Ristorante Pizzeria Porta Montanara“ mussten wir einfach Prioritäten setzen – und haben es nicht bereut.

Das war ein langer und anstrengender Tag, der mir wieder einmal gezeigt hat, dass man auch kleinere Städte in die Besichtigungen aufnehmen sollte.

Die 3 sind vielleicht weniger spektakulär als große und bekannte Städte wie Bologna oder Ferrara, aber dafür ist jegliche Konsumation deutlich preiswerter.

Man bekommt außerdem mehr vom wirklichen Leben der Stadt mit, da verhältnismäßig wenige Touristen in der Masse der Einheimischen untergehen.

Und nicht zuletzt:

wenn man aufmerksam durch die Straßen geht, kann man auch immer wieder nette Details finden – und das für jung & alt 🙂 Von der angenehmen Parkplatzsituation einmal ganz zu schweigen…

Bei guter Planung und kunsthistorischem Interesse oder Shopping als Zugabe kann man aus Forlì – Faenza – Imola einen wirklich tollen Kurzurlaub zaubern.

Es befinden sich noch weitere, kleine Schönheiten in der Gegend – eine davon ist Brisighella.

Wobei sich ein Abstecher auch hier lohnt: Abbazia di Pomposa

Wie so oft rate ich euch: bewegt euch abseits vom Mainstream und ihr werdet das Italien der Italiener finden…

Tanti Saluti – Elena


Offenlegung:

Im Zuge einer Rundreise auf eigene Kosten entstand dieser Artikel; mein Favorit? Forlì – Faenza – Imola? Ich könnte keinen nennen!


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20 Comments

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  1. says: Barbara

    Hallo Elena,

    ich bin immer wieder begeistert, wie interessant auch die kleineren „unbekannteren“ Städte Italiens sind. Imola hatte ich nur mit der Rennstrecke in Verbindung gebracht. Zum Glück habe ich die typischen Touristenstädte fast alle vor langer Zeit schon gesehen, bevor so viele Touristen kamen (ja, ich weiß, ich bin ja selber auch einer), so macht es noch mehr Spaß, sich diese Geheimtipps in Ruhe anzuschauen. Und wie überall in Italien: Gut essen kann man sicher auch!

    Liebe Grüße
    Barbara

    1. says: Elena

      Liebe Barbara,
      da geht es mir wie dir – von den großen Städten habe ich schon so einige gesehen als es noch nicht so überlaufen war. Je älter ich werde, desto mehr gefallen mir die unscheinbareren Ortschaften und Kleinstädte. Man muss genauer hinsehen, um Reizvolles zu finden, doch in Italien ist das nicht sooo schwer.
      Ganz richtig – was wäre Italien ohne gutes Essen und Wein! Ja, das gefällt mir natürlich bei meinen Reisen immer wieder und darum fasse ich kulinarische Tipps hier zusammen: Vielleicht magst du mal durchschauen?
      Viele Grüße
      Elena

  2. says: Karin Spiegl

    Ciao Elena,

    ach, meine „alte“ Heimat… Naja, mehr oder weniger, eigentlich war ich ja im Süden zuhause. Tatsächlich hab ich keine der 3 Städte besucht, wobei Forli ja super schön sein soll (das zeigen ja auch deine Bilder.)

    Naja, ich werde ja wohl noch öfters in den stiefel zurückkehren 😉

    Tanti saluti,

    Karin

    1. says: Elena

      Hallo Karin,
      ich freue mich schon, wenn ich endlich Zeit finde in den Süden zu reisen, dann werde ich mir bei dir Tipps holen.
      Viele Grüße
      Elena

  3. says: Michaela

    Was für schöne und idyllische Städtchen. Ich bin ja nicht so der Städtefan, aber diese Kleinstädte finde ich wirklich niedlich. Vielen Dank für den tollen Bericht.

    Liebe Grüße aus Peru,
    Michaela

    1. says: Elena

      Liebe Michaela,
      ich mag auch lieber Dörfer, aber vor allem in Italien finde ich diese kleinen Städte wundervoll.
      Viele Grüße
      Elena

  4. Ich weiß ganz genau, warum ich Italien so mag.
    Da ist es doppelt schön gerade selbst an einem weiteren Toskana Artikel zu schreiben.

    Einzig was ich in deinem Artikel nicht gelesen habe – vielleicht war ich aber auch unaufmerksam. Wo genau sind die drei Städte?

    Liebe Grüße
    Katja

    1. says: Elena

      Liebe Katja,
      gleich am Anfang habe ich es erwähnt: wer in der Gegend von Ravenna oder Bologna (Emilia-Romagna) unterwegs ist, kann auf der Verbindungsstraße (SS9) nach Cesena einen Zwischenstopp einplanen. Oder von Rimini aus Richtung heim 🙂
      Ich bin schon gespannt auf deinen Toskana Artikel, denn ich möchte mit meinen Eltern noch einmal in die ruhigeren Ecken der Toskana bevor sie zu alt dafür sind. Bestimmt finde ich einige Tipps bei dir…
      Viele Grüße
      Elena

  5. Meine Güte,
    ich bin von den vielen Bildern begeistert! So eine schöne Tour durch die Städchen und so romantisch – trotz des Wetters!
    Ich muss hier auch ein wenig weiter denken und mir eine Woche frei nehmen. Zu schön ist es in Italien!
    Liebe Grüße,
    Alexandra

    1. says: Elena

      Liebe Alexandra,
      was ich bei solchen Klein-Städten am meisten mag ist das WIRKLICHE Leben zu fühlen. Nicht nur Touristen auf den Straßen, sondern auch noch Geschäfte des täglichen Bedarfs sind zu finden. Das kombiniert mit schöner Architektur, wenn auch teilweise sehr marode, und Lokale mit Preisen, die man noch als normal bezeichnen kann.
      Viele Grüße
      Elena

  6. says: Eddy

    Moin Elena, wie es der Zufall so will bin ich im September auf der Ecke… danke für den Hinweis, würde sonst wohl nicht auf die Idee kommen, eines dieser Städtchen zu besuchen… LG Eddy

    1. says: Elena

      Hallo Eddy,
      dann wünsche ich dir eine tolle Reise. Die Gegend südlich der diagonalen Landesstraße habe ich als schöner empfunden als nördlich davon. Sanfte Hügel und interessante Berge – da macht sogar Auto fahren Spaß!
      Viele Grüße
      Elena

  7. says: Gina

    Hallo Elena,

    ich finde so kleine Städtchen, die noch nicht vom Rummel überrannt sind, auch immer sehr charmant. Für uns geht’s im September in die Emilia Romagna, vielleicht können wir dann sogar einen Abstecher in diese Orte machen.
    Ach ja: ich hatte immer gedacht, dass Fayencen irgendwo aus Frankreich stammen. Wieder was gelernt!

    LG
    Gina

    1. says: Elena

      Liebe Gina,
      da wünsche ich dir eine gute Reise! Diese und andere Städte und Dörfer haben mir sehr gefallen, aber am Faszinierendsten fand ich die Bergformationen, die ich in dieser Form noch nicht kannte – ganz anders als in Südtirol und als Österreicherin bin ich Berge gewohnt.
      Viele Grüße
      Elena

  8. says: Udo

    Hi Elena!

    Vielen Dank für die Vorstellung dieser drei „kleinen“ Schönheiten. Meist sind diese unbekannteren Locations doch die, wo man Land und Leute noch authentisch und nicht vom Tourismus verfälscht erleben kann. Für uns geht es im September nach Sardinien. Mal sehen, ob ich dazu auch ein paar Geheimtipps hier finde 🙂

    Viele Grüße
    Udo

    1. says: Elena

      Hallo Udo,
      leider kann ich (noch) keine Tipps zu Sardinien bieten, da bis jetzt meine Arbeit längere Reisen noch nicht erlaubt hat. Aber dieses Juwel steht definitiv ganz oben auf meiner Liste. Vielleicht bekomme ich ja von dir Tipps?
      Viele liebe Grüße
      Elena

  9. says: Monika und Petar Fuchs

    Das sind Städte, wie wir sie lieben. Mit viel interessanter Architektur und Geschichte. Wir waren vor ein paar Jahren mal in der Emilia Romagna und haben uns in die Region verliebt. Irgendwann klappt’s auch mal, dass wir uns diese Städte näher anschauen. Danke für die Tipps.

    1. says: Elena

      Hallo Ihr beiden,
      ja, ich muss zugeben, die Region mit den dominanten Verteidigungsburgen teils mitten in den Städten versteckt, da auf keinem Hügel wie in Österreich üblich, haben mich auch überrascht. Ich war hintereinander 3x in der Gegend und es gibt noch so viel zu sehen…
      Viele Grüße
      Elena