Mantua – ganz viel Geschichte(n) mit Liebe und Tod

Eine Stadt für Romantiker

In dieser kleinen lombardischen Stadt Mantua bin ich bereits mehrfach gewesen und habe bei weitem noch nicht alles so genau besichtigt, wie ich es mir wünschen würde.

Auf der Suche nach einem kostenlosen Parkplatz OHNE zeitliche Beschränkung bin ich beim Kreisverkehr der Via Legnano stadtauswärts gefahren. Das ist die Straße im Nord-Osten, die Richtung Padua und Ferrara führt. Nachdem ich die Straße zwischen den beiden Laghi di Mezza und Inferiore hinter mir gelassen habe, bieg ich gleich rechts ab. Voilà – Ankunft am Ziel!

Vom Parkplatz aus, der offen und übersichtlich in die Natur integriert ist, geht man entlang der Straße, die wir gekommen sind, Richtung Innenstadt. Doch noch vor dem großen Wasser sollte man nach baulichen Schönheiten suchen!

Wenn dieses Gebäude links von euch ist, geht die Straße rechts zum Parkplatz ab.
Wie bei vielen größeren Gewässern gibt es auch hier Ausflugsschiffe.

Falls für euch bezahlen und zeitliche Einschränkung kein Problem ist, so gibt es aber jede Menge gut beschilderter Alternativen in allen Himmelsrichtungen die deutlich näher am Zentrum sind.

Wie immer ein bisschen Geschichte

Die Frühgeschichte habe ich euch bereits im Artikel über das Museo Archeologico Nazionale MantovaDie Liebenden von Valdaro“ kurz erzählt.

  • Der römische Dichter Vergil ist sicher allen ein Begriff die im Gymnasium Latein lernen mussten/durften 🙂 Er stammt aus dieser Gegend und lebte kurz vor Christi Geburt.

1300-1600: Ein Adelsgeschlecht, das erwähnt werden muss, sind die Gonzagas. Zuerst „nur“ Markgrafen, aber im Laufe der Zeit wurden sie zu Herzögen von Mantua erhoben. Ihnen ist das schöne Stadtbild zu verdanken.

  • Der Komponist Claudio Monteverdi lebte um 1600 über 20 Jahre am Hof des Herzogs, bevor er zum Kapellmeister des Markusdoms in Venedig ernannt wurde.
  • Eine fiktive Figur ist bei Freunden klassischer Musik sicher ein Begriff: der Hofnarr Rigoletto. Die Oper von Giuseppe Verdi spielt in Mantua und handelt wie so oft von Liebe und Tod. Das Lied La donna è mobile („Oh wie so trügerisch sind Weiberherzen“) kennen bestimmt viele von euch.
  • ALLE kennen ganz bestimmt Romeo & Julia; Shakespeare hatte seinen Helden nach Mantua verbannt.

1700-1800: Als die regierenden Herzöge keine Nachkommen mehr hatten, beherrschten Frankreich, die Spanier, „unsere Habsburger“ und zuletzt wieder Frankreich mit Napoleon das Gebiet.

  • Der Volksheld Andreas Hofer wurde 1810 in Mantua hingerichtet. Ob man ihn als Freiheitskämpfer oder als Aufständischen sieht ist natürlich eine Frage der Landeszugehörigkeit. Die Tiroler Landeshymne erinnert noch heute daran: „Zu Mantua in Banden der treue Hofer war…“.

Die Provinzhauptstadt Mantua ist übrigens gemeinsam mit der ca. 35 km entfernten Stadt Sabbioneta seit 2008 Weltkulturerbe der UNESCO.
Kulturhauptstadt Italiens 2016“ durfte sich Mantua ebenfalls bereits nennen.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Mantua

  • Castello di San Giorgio,
  • Wohnhaus des Rigoletto;
  • der romanische Dom,
  • Palazzo Ducale,
  • Palazzo Bonacolsi, auch Palazzo del Capitano genannt
    – direkt an der Piazza Sordello –
  • Palazzo Podesta,
  • Palazzo della Ragione mit der astrologischen Uhr am fast 50m hohen Turm,
  • Rotonda di San Lorenzo
    – auf der Piazza delle Erbe –
  • Renaissancekirche Sant’Andrea,
  • uvm.

Castello di San Giorgio

Das 1. was man beim Spaziergang in Richtung Stadt von unserem Parkplatz aus sieht ist dieses grandiose Bauwerk, das um 1400 zur Verteidigung errichtet wurde.

Das berühmteste Zimmer, die Camera degli Sposi (Hochzeitszimmer), wurde noch vor 1500 für Ludovico II. Gonzaga und seine Frau Barbara von Brandenburg kunstvoll dekoriert. Die Fresken sind sensationell und wurden an vielen anderen Adelssitzen ähnlich nachgemacht.

Neben den fixen Ausstellungen finden auch immer wieder wechselnde (vorwiegend moderne) Kunstausstellungen statt.

Palazzo Ducale

Mit ~34.000 m²,  fast 500 Zimmern, mehreren Innenhöfen und wunderschönen Gärten gehört dieser Palast, der über die Jahrhunderte immer wieder vergrößert wurde, zu den größten herrschaftlichen Anlagen Europas.

Natürlich gibt es auch eine Hofkirche für die Herzöge; sie ist der Heiligen Barbara geweiht und stammt aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Selbst wenn euch (wie mir) bisher die Zeit für eine ausführliche Besichtigung fehlt, geht um den ganzen Gebäudekomplex herum UND auch in Innenhöfe, sofern geöffnet. Der Haupteingang des Palazzo Ducale befindet sich auf der Piazza Sordello.

Dom zu Mantua – geweiht dem Apostel Petrus

Wenn ihr vor dem Dom steht, dreht euch einmal zu beiden Seiten und betrachtet auch die anderen Gebäude.

Die Geschichte der katholischen Bischofskirche reicht bereits sehr weit zurück. Nach einer frühchristlichen Kirche wurde um 1100 (romanischer Wiederaufbau), um 1400 (Änderungen am Portal, der Fassade und mehr) und Mitte 1600 (das Innere erneuert) gebaut bzw. erweitert. Mitte 1800 wurde erneut an die Fassade nach dem Zeitgeist umgestaltet. Somit ist in einem Gebäude auch für Laien sichtbar Romanik, Gotik und Klassizismus vereint.

Ich hätte versucht, die Engel und Heiligen zu zählen – es war tatsächlich unmöglich für mich!
Wie über dem Portal des Bischofspalastes deutlich zu erkennen ist gehört der Palazzo Bianchi, links vom Dom, der katholischen Kirche.

Am Weg zum nächsten schönen und bei Einheimischen sehr frequentierten Platz kommen wir am Torre della Gabbia vorbei (im Bild ganz links unten). An diesem hing früher ein Eisenkäfig, in dem Verbrecher zur Schau gestellt wurden.

Mantua lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden!

Die beiden größten Plätze im historischen Zentrum – Piazza delle Erbe & Piazza Sordello – sollte man mit allen Gebäuden rundherum bewusst ansehen. Nicht zu übersehen sind die vielen Bogengänge! Aber es lohnt sich auch ein Erkunden der kleineren Gassen abseits der Fußgängerzone.

Piazza delle Erbe

Hier hätte ich euch gerne mehr darüber berichtet, aber es waren Renovierungsarbeiten beim ganzen Komplex und ein Innenbesuch war unmöglich. Dem Palazzo Podesta, der Casa del Mercante, dem Palazzo della Ragione (auch Broletto genannt) mit dem nachträglich angefügten Uhrturm.

Hier war der Versammlungsort der Bürger, aber auch das Rathaus, der Gerichtsplatz und eine Markthalle. Heutzutage ist donnerstags immer noch Markttag hier.

Gleich nebenan findet ihr die Rotonda di San Lorenzo (aus dem 11. Jahrhundert) mit Freskenresten. Geht unbedingt auch hinter das Gebäude. Eine schöne Ansicht und ein Lokal sind der Lohn des Abstechers.

Bevor wir den Platz verlassen wäre eine gute Möglichkeit, der örtlichen Touristeninformation einen Besuch abzustatten. Umfangreiches Prospektmaterial in mehreren Sprachen steht zur Verfügung und da Mantua nicht touristisch überlaufen ist, sind die MitarbeiterInnen bei jedem Besuch super hilfreich und nett gewesen.

Basilika Sant’Andrea

Gleich um die Ecke sehen wir schon die nächste wirklich wunderschöne Kirche! Sie ist feinste Renaissance, aber beim Turm wird euch auffallen, dass er gotisch ist – ein Überbleibsel des Benediktinerklosters, das vorher hier stand. Die barocke Kuppel kam erst nach 1700 dazu.

Beachtet innen in Ruhe die Details der Fresken in der Grabkapelle des Malers Andrea Mantegna, der Namensgeber des Platzes, an dem die Kirche zu finden ist.

In der Krypta fanden viele Herzöge von Mantua ihre letzte Ruhe.

TIPP: Nehmt euch unbedingt die Zeit und betrachtet die Kirche auch mit etwas Abstand!

Bei diesem mehr oder weniger planlosen hin- & hergehen habe ich auch den Palazzo Andreani mit der Loggia dei Mercanti entdeckt. Heute ist hier der Sitz der Handelskammer, benannt nach einem bekannten Architekten. Obwohl es unzählige ältere Adelspalazzi zu bestaunen gibt, hat mir auch dieses nur gut 100 Jahre alte Gebäude sehr gefallen.

Entspannen bei Speis & Trank

Lokale für Pausen gibt es an jeder Ecke und auch hier wurde ich überdurchschnittlich freundlich bedient.

Ob Pizzeria, Ristorante oder Enoteca – hier gibt es für jeden Gusto etwas.

“Tortelli di Zucca”, mit Kürbis gefüllte Teigtaschen sind so unglaublich lecker – das dürft ihr euch nicht entgehen lassen!

Power-Shooooopping

Ich fand viele interessante Läden und Spezialitätengeschäfte (Mostarda oder Sbrisolana). Verschließt eure Augen auch nicht vor den Geschäften mit Non-Food-Angeboten. Gönnt euch zwischendurch ein wenig Einkaufsvergnügen, denn auch hier sind die Preise verglichen mit anderen Städten sehr reizvoll.

Wer noch mehr Auswahl haben möchte, kann im Anschluss an die Stadtbesichtigung ins „Mantova Outlet Village“ in der Via Marco Biagi in Bagnolo San Vito fahren. Das ist etwas außerhalb, aber gut zu erreichen.

War das „schon“ alles?

Ich könnte noch ziemlich lang weiterschreiben, aber für diesmal will ich es dabei belassen. FALLS ihr – was ich empfehle – einen Kurzurlaub hier verbringen wollt, solltet ihr diese 3 aber noch in euer Programm einbauen:

  • Im Süden der Altstadt – Palazzo Te (ein Lustschloss mit erotischen Fresken und Theater).
  • Palazzo d’Arco – hier wurde Andreas Hofer zum Tode verurteilt und Mozart war als Teenager hier zu Gast.
  • Palazzo dell’Accademia Virgiliana – Teatro Bibiena (Scientifico) in unmittelbarer Nähe der Biblioteca Teresiana. Das Gebäude wurde auf Wunsch von unserer Kaiserin Maria Theresia entworfen. Als Teenager spielte Mozart in diesem Theater zur Eröffnung auf seiner 1. Italienreise.
Sowohl im Palazzo d’Arco als auch im Teatro Bibiena war Wolfgang Amadeus Mozart zu Gast.

Mantua kann man übrigens mit dem Auto wunderbar umkreisen und sich so noch einen abschließenden Gesamteindruck verschaffen, der vielleicht schon vor der endgültigen Abreise zum Wiederkommen verführt 🙂

 
Mir haben die künstlich angelegten Seen (ursprünglich um die Stadt besser verteidigen zu können) wirklich gut gefallen:

  • links oben – Lago Superiore,
  • rechts oben – Lago di Mezzo,
  • südlich davon – Lago Inferiore.

Sie alle werden vom Fluss Mincio gespeist, der bei Peschiera del Garda beginnt. Vielleicht erinnert ihr euch – ich bin in dieser Gegend bereits auf Besichtigungstour gewesen und habe auch ein ganz besonderes Lokal entdeckt!

Massentourismus findet ihr hier nicht!

Ihr seht also: Mantua ist eine wunderbare Kleinstadt, in der man Lokale nicht nach Preisen aussuchen muss, weil Touristen ganzjährig herzlich willkommen sind. Mantua ist noch authentisch. Ausflugsziele (nicht nur in die Lombardei) gibt es so viele, dass man diese Gegend als Ausgangspunkt in Betracht ziehen sollte.

Bei einem meiner Besuche habe ich eine Unterkunft gewählt, die charmanter nicht hätte sein können:
Agriturismo Beatilla | Corte Barco | Marmirolo Mantova

Für mich habe ich jedenfalls beschlossen, ganz sicher wiederzukommen und die bisher noch nicht so genau erkundeten Stadtteile und Sehenswürdigkeiten zu erforschen.

Freut euch also auf einen 2. Teil! Aber wann genau wir wieder konkrete Reisepläne machen dürfen, das weiß wohl niemand…

Tanti Saluti

Elena


Offenlegung:

Dies ist ein rein redaktioneller Artikel ohne Auftrag und Bezahlung oder sonstiger Gegenleistung. Über die freundlichen Auskünfte im Informationsbüro und im Museum habe ich mich jedoch sehr gefreut.


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