Friaul, der östlichste Teil Italiens, wird von vielen nur als Durchfahrtsstrecke an die Badeorte der nördlichen Adria genutzt. Doch diese Region hat viel mehr zu bieten!
Ein Roadtrip durch Friaul
Wie vermutlich die meisten unter uns beginnt meine Reise durch das Friaul (FVG) am Grenzübergang Tarvisio gleich in der Nähe von Villach. Entlang des meist leeren Flussbettes des Tagliamento bewege ich mich Richtung Süden.
Ich schlängle mich durch das schmale Kanaltal und bin immer wieder beeindruckt von den massiven Bergen links und rechts der Straße.
Wer jedoch nicht auf oder neben der Autobahn fahren möchte, kann auch den Umweg durch die Berge, vorbei am idyllischen Raibler-See über Sella Nevea – mit einem Abstecher auf das Montasio Plateau – und das Raccolana-Tal nach Chiusaforte machen. Entspannung pur – außer man hat Angst vor Bergstraßen 🙂
Venzone
Bei dem großen Erdbeben 1976 musste Venzone verheerende Schäden erdulden und mit unglaublich viel Disziplin wurde die Stadt wieder aufgebaut. Nach über 40 Jahren sieht man jedoch immer noch an einigen Mauern, dass die Restaurierungsarbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sind!
Ein kurzer Spaziergang durch die Gassen oder ein Eis – das ist meist mein 1. Halt auf dem Weg in den Süden.
Gemona
Abwechselnd dazu halte ich auch gerne in Gemona – einer wunderschönen kleinen Stadt, die sich nach dem letzten Autobahn-Tunnel an den Hang schmiegt.
Wer es sich einteilen kann, sollte am späten Nachmittag Österreich verlassen, denn am frühen Abend erstrahlen nicht nur die Bergformationen in wunderbarem Licht, die Stadt am Hang ist von Minute zu Minute schöner anzusehen – da die Häuser nach und nach beleuchtet werden.
San Daniele
Weiter geht es Richtung Süd-Westen zur Schinkenstadt San Daniele. Hier würde ich nicht nur einen kurzen Rundgang durch die übersichtliche Innenstadt, sondern auch eine der typischen Schinken Verkostungen vorschlagen. Ein Zusatz-Tipp: wählt nicht die großen, stylischen Lokale, sondern begebt euch auf die Suche nach einer der kleineren Möglichkeiten. Liebhaber dieser Köstlichkeit können sich auch das Schinkenfest Ende Juni vormerken.
Spilimbergo
Weiter geht es zur Hauptstadt der Mosaik-Kunst – Spilimbergo. Ich war schon so oft hier, doch die Malereien am Palazzo gleich bei der Kirche finde ich immer wieder wunderschön und eine für kleine Pause in einer der Bars im Zentrum ist auch immer Zeit.
Wer mehr Trubel als üblich haben möchte, wählt einen Termin Anfang August, denn da wird eine „Contessa“ gewählt und im ganzen Dorf sieht man schon vorher die mittelalterlichen Kleider in den Auslagen und auch Bilder von historischen Frisuren.
Pordenone
Eine Stadt, in der sich wunderbar flanieren und auch einkaufen lässt ist Pordenone. Sie ist nicht ganz so klein und hat die längsten zusammenhängenden Laubengänge Europas.
Egal ob Hitze oder Regen – hier ist man nie falsch und für mich ist es ein gelungenes Beispiel, wie man die Innenstadt (die vor Jahren schon ziemlich verwaist war) erfolgreich wiederbeleben kann – TROTZ zahlreicher Einkaufzentren in der Umgebung.
Nun verlassen wir den nordwestlichen Teil von Friaul und gönnen uns einen (oder mehrere) Tage am Meer.
Lignano-Sabbiadoro
Der bekannte Ferienort mit seinem goldfarbenen Sand besteht aus 3 Teilen und erstreckt sich über eine Länge von über 8 Kilometer. Da sollte für jeden eine passende Unterkunft zu finden sein – egal ob Ruhe, Shopping, Sport oder Party gewünscht ist.
Motorradfahrer könnten sich das Biker-Fest einplanen, das seit vielen Jahren zusammen mit der US-Car Reunion stattfindet.
Da Lignano meine 2. Heimat ist, möchte ich euch nicht nur einen, sondern sogar 2 Artikel ans Herz legen, um diese Stadt und ihre Möglichkeiten besser kennen zu lernen.
(Fast) am Weg zur ehemaligen Römerstadt befindet sich übrigens auch Marano Lagunare und wer ein wenig weg von den Touristen Routen möchte, kann z.B. hier ein gutes Mittagessen einplanen.
Aquileia
Nach dieser erholsamen Abwechslung drehen wir das Rad der Zeit um ca. 2.000 Jahre zurück und versetzen uns in die Zeit der Römer. Aquileia war die 4. größte Stadt im Römischen Reich und man kann heute noch beeindruckende Ausgrabungen besichtigen. Ein absolutes MUSS meiner Meinung nach ist die Basilika innen samt Fußbodenmosaik.
Ich mag das Frühlingsfest und ganz besonders das Römerfest samt Gladiatoren 🙂
Grado
Es lohnt sich eine Weiterfahrt ins nahe gelegene Grado. Schon zu Kaisers Zeiten war diese Stadt als Ort der Sommerfrische berühmt! Ob ihr hier noch einmal eine „Strand-Pause“ einlegt oder ihr euch am kleinen aber feinen Ortskern erfreut, das müsst ihr selbst entscheiden.
Für die kleinsten Urlauber ist dieser Badeort jedoch ideal, da man relativ weit hinein seichtes Wasser hat.
So oft ich die Möglichkeit dazu habe, mache ich einen (privaten) Bootsausflug in die Lagune mit den typischen Casoni – ein Erlebnis, kann ich euch sagen!
Eines der Highlights: Triest
Wir fahren über die für sich alleine schon sehenswerte „Strada Costiera“ weiter in die größte Provinzstadt von Friaul: Triest. Unterwegs lege ich immer wieder Pausen ein und erfreue mich am herrlichen Panorama der Steilküste.
Das Schloss Miramare sei hier noch kurz vor Triest erwähnt, das samt seinem Garten unbedingt einen Besuch wert ist. Wir befinden uns schon fast am östlichsten Ende Italiens und in dieser Stadt beeindruckt mich immer wieder die gelungene Mischung zwischen Slowenien, Italien und dem Österreich der Habsburger. Man bemerkt dies nicht nur in den Bauwerken, sondern auch kulinarisch. Unbedingt empfehlenswert ist ein Rundgang durch den ältesten Teil der Innenstadt.
Langsam aber sicher müssen wir uns wieder dem Norden zuwenden und Gedanken an die Heimfahrt verschwenden.
Ob durch die Weinberge im Osten oder doch ein kurzer Abstecher in die sternenförmig angelegte Stadt Palmanova ist Geschmackssache. Wer sich für letzteres entscheidet, sollte zumindest eine kleine Pause bei den Zwillingsschlössern Strassoldo, wenige Kilometer vor der Festungsstadt, einlegen.
Palmanova
Die Perfektion, in der vor Hunderten von Jahren diese Stadt mit 9 Sternspitzen angelegt wurde, kann man nur aus der Luft perfekt wiedergeben, doch auch beim Hinein oder rundherum fahren ist die Ausprägung der Stadtmauer gut zu erkennen.
Udine
Unumgänglich ist für mich ein Besuch in der Stadt Udine – egal ob gleich am Anfang der Reiseroute oder kurz vor der Heimfahrt. Der Hauptplatz für einen Drink, ein kurzer Spaziergang durch die Innenstadt und perfekt, wenn sich der Tag zu Ende neigt, der sanfte Aufstieg zum Castello samt toller Aussicht.
Cividale
Das letzte Highlight auf dem Rückweg nach Österreich sollte nicht ausgelassen werden: Cividale – die Stadt der Langobarden mit der Teufelsbrücke. Auch hier wurde Geschichte geschrieben!
Extra-Tipp: Bevor wir unsere Reise nun beenden, empfehle ich allen, die an eine höhere Macht glauben, den Besuch im Santuario di Madonna di Monte. An diesem Wallfahrtsort wird der Schwarzen Madonna für Beistand bei Unfällen mit Kutsche, Motorrad und Auto gedacht. Unzählige eindrucksvolle Bilder hängen als Dank an der Wand im unteren Teil der Kirche.
Solltet ihr nicht mit einem PKW unterwegs sein, sondern mit dem Wohnmobil, dann schaut doch bei Katja von hin-fahren.de vorbei und lest, wie das in Friaul funktioniert!
♥♥♥
Die Reise ist in einer Woche zu schaffen, aber ich empfehle, Friaul in 2 oder 3 Besuchen zu erkunden, damit die vielen Eindrücke auch wirken können. Vielleicht verkostet ihr auch ein Flascherl von meinen Lieblingsweinen Ramandolo bzw. Picolit – und natürlich dem Friulano!
Tanti Saluti – Elena
Offenlegung:
Der Artikel entstand nach unzähligen Recherche-Reisen auf eigene Kosten und wird vermutlich noch des Öfteren überarbeitet werden 🙂
Liebe Elena,
ich hoffe, dein Eis hat geschmeckt 🙂 Deine Bilder jedenfalls verraten tolle Temperaturen.
Ich mag das Friaul, ganz besonders auch im Hinblick auf Overtourism. Hier finden sich viele kleine, wunderschöne Ecken fast völlig ohne Touristen.
Hoffentlich ändert dein schöner Artikel das jetzt nicht 🙂
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
ja, das Eis war toll und das, obwohl ich üblicherweise gar kein Schleckermäulchen bin.
Ich liebe die kleineren Dörfer viel mehr als die großen, wie man unschwer an meinem Blog erkennen kann. Aber ich schaffe es auch im August in Lignano ruhige Ecken zu finden. Es muss nicht immer das Getümmel sein!
Viele liebe Grüße
Elena
Liebe Elena,
dieser Beitrag macht wirklich Lust auf eine Erkundung des Friauls. Diese kleinen, unbekannten Orte zu besuchen finde ich viel spannender als sich mit Tausenden von Touristen durch die Hotspots zu schieben.
Ich kann mich übrigens noch gut an die frischen Erdbebenschäden in den Siebzigern erinnern, denn zu dieser Zeit sind wir jedes Jahr auf dem Weg nach Grado durch den Friaul gefahren.
Liebe Grüße Gina
Liebe Gina,
ich kann mich gar nicht an die Schäden erinnern, aber ich weiß noch gut, dass dieses Beben auch bei uns daheim zu spüren war. Damals habe ich meinem Bruder eine geknallt weil ich dachte, er hätte an meinem Bett gerüttelt. Naja, es war wohl das einzige Mal, dass er unschuldig war 😉
Heute finde ich es bemerkenswert, dass teilweise immer noch aufgebaut wird.
Viele Grüße euch beiden
Elena
Hallo Elena,
das Friaul ist wirklich viel zu schade zum Durchfahren! In Italien gibt es so viele interessante Ecken und allein das Friaul ist so vielfältig, dass man da sicher länger bleiben kann. Schöne Etappen hast Du da zusammengestellt, danke!
Und das Eis in Venzone würde mir auch schmecken, als erster Stopp mit Dir zusammen auf der Bank. 🙂
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
das ist ein super netter Gedanke – ich würde auch gerne mit dir bei einem Eis oder einem Gläschen in einem der Dörfer sitzen und über unsere Reiseerlebnisse tratschen! Demnächst erkunde ich einige der genannten Dörfer genauer und ich bin schon gespannt, was ich dann noch alles entdecke…
Liebe Grüße
Elena
Liebe Elena,
die Schwiegermama fährt von Wien ab und zu ins Friaul und bringt dann immer so unglaublich tolle kulinarische Köstlichkeiten (gefühlt immer das ganze Auto voll) mit. In die Ecke haben wir es leider noch nicht geschafft, aber Dein Artikel macht wieder Lust drauf! Und Triest würde ich so oder so gerne mal sehen.
Lg Miriam
Liebe Miriam,
ich kann deine Schwiegermutter voll verstehen! Obwohl es bei uns auch inzwischen alles zu kaufen gibt, bringe sogar ich Essen mit nach Hause, weil ich mir einbilde, es schmeckt trotzdem anders. Mein Umfeld freut sich über kulinarische Mitbringsel; momentan steht Käse und Wein hoch im Kurs! In Triest war ich schon zu jeder Jahreszeit und es ist immer wieder toll! Auch wenn ich die (für mich persönlich interessanten) Sehenswürdigkeiten schon durch habe, fahre ich immer wieder gerne hin – so wie daheim ‚mal nach Wien oder München. Es muss nicht immer die große Besichtigung sein. Diese Stadt ist lebende Geschichte aus dem Drei-Länder-Eck und das fühlt man.
Viele Grüße
Elena